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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
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Begehr!« Aus seinen Händen knisterte Blutöl-Magie, und Graal kniete sich hin, tauchte die Hände in das Becken und schloss die Augen. Blut rann ihm aus den Augen und Ohren, färbte seine blasse weiße Haut rot. Sein Körper vibrierte und zuckte, als würde er epileptische Krämpfe erleiden, dann stieß sich Graal nach hinten ab, lag ausgestreckt auf dem Boden am Fuß der drei Granitthrone. Er stand jedoch hastig auf, hustete Blut und Speichel auf den Fels. Dann grinste er Kell an, die Zähne von Blut gefärbt, und blickte dann auf Kradek-ka, der sich die ganze Zeit über nicht gerührt hatte.
    »Wir brauchen die Seelengemmen«, flüsterte er.
    Kradek-ka näherte sich Anukis. Ihre Augen wirkten plötzlich normal, und sie schien bei Verstand zu sein, als sie in das Gesicht ihres Vaters blickte, des Vaters, der sie von ihrer Geburt an bis jetzt umsorgt hatte, dem sie von ganzem Herzen vertraut hatte. »Nein«, sagte sie. Ihre goldenen Locken zitterten, und sie fletschte die Vachine-Reißzähne, als der Dolch sich in ihre Brust bohrte, den weißen Stoff durchschnitt, bis in ihr Herz drang … Anukis kreischte und schlug wie verrückt um sich, trotz der goldenen Bänder. Ihr Blut spritzte auf die Throne, und Kradek-ka packte ihre Kehle, hielt sie ruhig fest und schnitt ein tiefes, rundes Loch in ihre Brust. Die Spitze des Messers durchtrennte Haut und Brustbein und legte die Seelengemme frei, die in ihr geschlafen hatte, ein Parasit, der mit ihrem Herzen seit ihrer Geburt geschlagen hatte.
    Kradek-ka nahm die Seelengemme und drehte sich zu Graal herum. Seine Tochter wand sich hinter ihm auf dem Granitthron in den Krallen des Todes. Blut stieg blubbernd in ihrem Hals empor, lief ihr dann das Kinn herab wie eine rote Maske. Kradek-ka ignorierte sein eigen Fleisch und Blut und hob die Seelengemme hoch, damit Graal sie sehen konnte. Sie war klein, hatte etwa die Größe eines Daumennagels und war ein perfekter Zylinder aus mattem Schwarz, auf dem noch Anukis’ Blutöl schimmerte.
    »Die Nächste«, sagte Graal, dessen blaue Augen glänzten. Seine Worte hallten über dieses surreale, unmöglich ruhige Plateau des Höllspitz, obwohl er ganz leise gesprochen hatte.
    Kells Kopf ruckte nach links, zu Saark, dann weiter hinab, zu Nienna, die mit morbider Faszination zusah, wie sich Kradek-ka der runzligen Gestalt von Jageraw näherte. Sie halten uns für Träger einer Seelengemnme!, schrie sein Verstand ihm plötzlich zu. Aber wer von ihnen sollte das sein? Dann durchbohrte etwas seinen Verstand wie ein Splitter. Er lächelte bitter, als ihm plötzlich klar wurde, was ihn eigentlich zu etwas Besonderem machte, was ihn zu einem solch schrecklichen, bösartigen Mörder machte. Da steckte etwas Fremdartiges in seinem Körper. Etwas, das ihn korrumpiert hatte. Etwas in seinem Herzen, das während der Tage des Blutes dorthin verpflanzt worden war.
    In stummer Scham erinnerte sich Kell an seine Vergangenheit, an die schrecklichen Taten, die er begangen hatte. Dann überkam ihn plötzlich eine Gewissheit, die sich wie Honig in ihm ausbreitete. Die Seelengemme war in ihm. Sie hatte ihn vergiftet. Sie hatte ihn schlecht gemacht, wie ein fremdartiger Krebs. Und jetzt wollten sie diese Gemme aus ihm herausschneiden. Dann würde er sterben … aber zumindest starb er als ein reiner Mann, als ein guter Mann. Jetzt verstand er vollkommen.
    Kell riss erneut an den Drähten. Nienna sah zu ihm hoch und lächelte. Es war ein schrecklich trauriges Lächeln, das ihn mit einer furchterregenden Leere erfüllte. Er konnte das nicht zulassen! Er würde es nicht zulassen. Aber je mehr er kämpfte, desto mehr bissen die goldene Drähte in seine Haut, bis sein eigenes Blut seinen ganzen Körper überzog. »Mistkerle«, knurrte er. »Mistkerle!«, schrie er. Seine Stimme dröhnte über das Höllspitz und über das Schwarzspitz-Massiv, aber es spielte keine Rolle. Kradek-kas Klinge sägte gerade durch Jageraws Chitinpanzer. Die Kreatur gab keinen Mucks von sich, wehrte sich nicht, nicht einmal, als die Klinge ihr Fleisch aufschnitt, durch ihr Herz zuckte, die Seelengemme herausbohrte, die dann wie ein herausgeschnittenes Insekt in Kradek-kas Handfläche ruhte.
    »Diese Hexel haben dich gut versteckt«, sagte Kradek-ka. Er sah Jageraw an und lächelte. »Die Seelenhüter haben dir die notwendigen Waffen gegeben, um zu überleben, Junge. Sie haben dich in etwas … in etwas anderes verwandelt. So konntest du diese Seelengemme bewachen, die erste Seelengemme,
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