Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kells Legende: Roman (German Edition)

Kells Legende: Roman (German Edition)

Titel: Kells Legende: Roman (German Edition)
Autoren: Andy Remic
Vom Netzwerk:
Finger, die er auf die Wunde presste. Fast gleichzeitig griff der zweite Soldat Kell an. Doch der erwartete ihn bereits; er hatte seinen Fuß unter die Bank gehakt, riss sie hoch und schob sie dem Angreifer in den Weg. Der Soldat stolperte über die Eichenbank, fiel darauf, und Kell hämmerte mit beiden Händen die Axt in einem Überkopfschlag in den Rücken des Gestürzten, nagelte ihn gleichsam an die Bank. Dort wand er sich eine Weile, gurgelte, bis er in krampfhafte Zuckungen verfiel und reglos liegenblieb. Unter ihm breitete sich eine Pfütze weißen Blutes aus. Kell stemmte seinen Fuß auf die Rüstung des Mannes und riss seine Axt heraus. Weißes Blut?, dachte er verwundert. Dann blickte er nach rechts, wo der verletzte Soldat auf dem Teppich lag; ihm fehlte ein Teil von seinem Kopf, und er atmete entsprechend angestrengt.
    Kell trat zu ihm. »Was geht hier vor, Junge?«
    »Fahr zur Hölle!«, schnarrte der Soldat, während Speichel und Blut zwischen seinen Zähnen hervorsickerten.
    »Aha, es ist also ein Überfall?« Kell hob nachdenklich die Axt. Dann jedoch erbleichte er und berührte das in Wasser getränkte Handtuch. »Was für eine Dunkle Magie ist hier im Spiel? Wer ist euer Anführer, Jungchen? Sag es mir, dann verschone ich dich.« Das war eine Lüge, und sie kam Kell nur schwer über die Lippen. Denn er hatte nicht im Entferntesten die Absicht, den Soldaten am Leben zu lassen.
    »Eher würde ich sterben, alter Mann!«
    »Ganz wie du willst.«
    Die Axt trennte dem Albino den Kopf von den Schultern. Kell kehrte dem zuckenden Leichnam den Rücken, schenkte dem Anblick des Rückgrats und des blutigen Fleisches keine weitere Aufmerksamkeit. Seine Laune hatte sich verschlechtert und wurde immer übler. So hatte er sich sein weiteres Leben nicht vorgestellt. Er wollte keine weiteren Toten mehr! Er war ein Veteran, ein alter Krieger. Er streunte nicht mehr durch die Berge, die vom Blut der Gefallenen besudelte Streitaxt in der Hand. Kell schüttelte grimmig den Kopf. Dann schienen die Götter ihn wohl zu verspotten, oder etwa nicht? Die Götter waren launisch; sie würden schon dafür sorgen, dass ihm sein Ruhestand gehörig vergällt wurde.
    Nienna!
    »Verdammt sollen sie sein!« Kell trat zur Treppe und blickte hinaus in den Eisrauch. Er nickte. Es musste sich um Blutöl-Magie handeln. Kein normaler Nebel bewegte sich auf diese Art und Weise, geradezu organisch, schickte Tentakeln aus, wie Schlangen in einem Eimer. Kell erschauerte und sprang rasch die Treppe hinunter. Eisrauch biss in seine Haut und ließ ihn aufschreien. Augenblicklich rannte er wieder in seine Wohnung zurück und zog sich mehrere Schichten dicker Kleidung an, setzte sich eine Mütze mit fellgepolsterten Ohrenschützern auf und streifte eine dicke Weste aus Bärenhaut über, die Kells ohnehin schon breite Brust noch vergrößerte. Schließlich zog er sich seine hervorragend verarbeiteten Lederhandschuhe an und trat dann erneut in den Nebel hinaus. Er ging die Treppe hinunter, bis er auf den verschneiten Pflastersteinen stand. Sein Gesicht kribbelte. Um sich herum hüllte der Nebel alles in Schweigen. Als wäre die Welt ausgepolstert! Selbst die Luft schien gedämpft zu sein, reduziert, geschrumpft. Kell schritt zu einer Mauer und lehnte sich gegen den tröstlich festen, schwarzen Stein. Also, dachte er, ich bin doch kein Opfer eines wilden, vom Alkohol verursachten Albtraums! Er lachte. Jedenfalls fühlte es sich so an.
    Sein Kopf brummte, als er vorsichtig über die Straße zum Markt ging. Die gepflasterte Straße fiel zum Ufer des Selenau hin ab und führte dann in einem weiten Bogen nach Osten. Sie stieg den Hügel hoch zu den Reihen von teuren Villen und der Universität von Jalder dahinter. Kell erreichte den Rand des Marktes und blieb stehen. Vor ihm lag eine Leiche auf dem Boden; der Nebel umhüllte die vertrockneten, uralten Gliedmaßen. Kell runzelte die Stirn und sank auf ein Knie. Er streckte die Hand aus und berührte trockene, spröde Haut …
    Ihm entfuhr ein erschreckter Schrei, denn aus dem Weiß näherten sich hastige Schritte gestiefelter Füße, und ein Schwert zischte auf, schlug nach seinem Kopf. Im letzten Moment riss er die Axt hoch, und Stahl klirrte auf Stahl. Dann rammte Kell dem Soldaten seine linke Faust in den Magen; er hörte, wie der Mann die Luft ausstieß, als er sich zusammenkrümmte. Kell richtete sich auf, trat zu und zertrümmerte dem Albino den Schädel, während im selben Moment weitere Soldaten aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher