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Keiner kuesst so heiß wie du

Keiner kuesst so heiß wie du

Titel: Keiner kuesst so heiß wie du
Autoren: Jennifer Lewis
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seiner Worte berührte sie. „Ich freue mich, wenn ich helfen kann.“ Das klang seltsam. Ein bisschen zu förmlich. Aber es war auch nicht so leicht, ihre alte Rolle abzustreifen und ihr privates Ich zu zeigen. Vor allem, weil sie nicht wusste, welche Rolle sie am nächsten Tag spielen würde. Sie wissen doch, ich würde alles für Sie tun. Doch sie verkniff es sich, ihre Gedanken laut auszusprechen, obwohl sie vermutete, dass er es längst wusste.
    „Sie sind doch schon eine große Hilfe.“ Das Verlangen, das für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen aufflackerte, ließ sie innerlich erzittern. „Ihre Loyalität bedeutet mir sehr viel. Denn Sie haben mir gezeigt, dass ich auf Sie zählen kann. Ich weiß nicht, was ich in den letzten Wochen ohne Sie getan hätte.“
    Seine dunkle Stimme betörte sie. Bedeutete sie ihm wirklich so viel? Ihr Herz begann besorgniserregend schneller zu schlagen. „Das freut mich.“
    Mehr wusste sie in diesem Moment nicht zu sagen, und sie vertiefte sich schnell in die Speisekarte. Nach einigem Hin und Her entschied RJ sich für gegrillte Schweineschulter mit Senfsoße und sautiertem Gemüse. Sie nahm die Shrimps an Maissoufflé und Rucola.
    „Ich habe das Gefühl, Sie nicht besonders gut zu kennen, Brooke Nichols.“ RJ hob eine Braue. „Im Grunde weiß ich nur, dass Sie in Charleston leben, aber sonst sind Sie ein Rätsel. Sie sprechen nicht viel über sich.“
    Langsam atmete sie ein. „Da gibt es auch nicht besonders viel, was man wissen müsste.“ Wollte er denn tatsächlich hören, dass ihr leiblicher Vater, der Footballstar des Colleges, sich geweigert hatte, ihre Mutter, die noch ein Teenager gewesen war, zu heiraten? Und dass Brooke eine ganze Reihe Stiefväter gehabt hatte? „Ich wurde in Greenville geboren und habe die Highschool in Columbia besucht. Nach meinem Abschluss sind Mom und ich hierhergezogen, und wir fühlen uns hier sehr wohl.“
    „Lebt Ihre Mutter bei Ihnen?“
    „Nein, sie wohnt in der Vorstadt.“ Gemeinsam mit ihrer neuesten männlichen Errungenschaft. „Ich ziehe meine eigenen vier Wände vor.“
    „Wirklich? Mich langweilt es mittlerweile, allein zu leben. Ich vermisse die Kochkünste meiner Mutter.“ Er lächelte sehnsüchtig.
    Plötzlich fühlte Brooke sich sehr unwohl. War ihre Aussage gegenüber der Polizei etwa der Grund für Elizabeth Kincaids Festnahme gewesen? Eigentlich war es ihre Pflicht, es RJ auf der Stelle erzählen. Wussten Sie übrigens, dass ich der Polizei gesagt habe, Ihre Mutter am Tatort gesehen zu haben? Wie sollte sie so etwas überhaupt hervorbringen, ohne anklagend zu klingen? „Ich bin mir sicher, dass die Polizei bald herausfinden wird, dass sie unschuldig ist. Ich wünschte, wir könnten etwas tun, damit der wahre Mörder gefunden wird.“
    „Ich auch. Mom war immer unser Fels in der Brandung. Ich versuche zwar, alle zusammenzuhalten, doch jeden von uns plagen Kummer und Sorge.“
    Ihr brach es fast das Herz. „Ich beneide Sie um Ihre große Familie. Es muss sehr beruhigend sein, Geschwister zu haben, an die Sie sich jederzeit wenden können.“
    „Und mit denen man sich streiten kann.“ Er grinste. „Wir verstehen uns zwar prima, zanken aber auch genauso oft. Vielleicht nicht mehr so oft, aber als wir noch Kinder waren …“ Er schüttelte den Kopf.
    „Ich hatte niemanden, mit dem ich mich streiten konnte. Wirklich erstrebenswert ist es vermutlich nicht, Einzelkind zu sein. Reibereien unter Geschwistern sind wahrscheinlich eine gute Vorbereitung auf die späteren Auseinandersetzungen im Leben.“
    Er lachte. „Wollen Sie damit sagen, dass ich mein Verhandlungsgeschick und meinen Geschäftssinn den Raufereien mit meinem Bruder Matt verdanke?“
    „Vielleicht.“ Sie nippte am Champagnerglas und lächelte. RJ wirkte schon viel entspannter und sah nicht mehr ganz so besorgt aus. „Die Kindheit prägt schließlich unser Verhalten als Erwachsene. Ich kenne wirklich keine andere Familie, die so viel Zeit miteinander verbringt wie Ihre.“
    RJ seufzte. „Ich habe immer gedacht, wir wären die perfekte Familie. Doch das war nur eine Illusion.“
    „Perfekte Familien gibt es nicht. Ihre steht sich immer noch sehr nahe und geht sehr liebevoll miteinander um. Selbst nach dem, was geschehen ist.“
    Der Kellner brachte die Vorspeisen, gebratene Tintenfischringe und einen Salat aus grünen Tomaten.
    „Wir werden es schon überstehen. Ich muss mich einfach nur auf das konzentrieren, was uns stärker macht.
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