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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)
Autoren: Sebastian Sedlacek
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Draußen ist es diesig und der Himmel öffnet gerade seine Pforten. Die Handtücher draußen vor dem Küchenfenster – trocknen nicht wirklich, aber unser Dachflächenfenster haben wir nach der Erfahrung gestern zugemacht.
    Der Supermarkt bietet ein reichhaltiges Angebot. Wir entscheiden uns für Eier, Oliven, Tomaten, Brot, Käse, Schinken, Kakao, Kaffee, O-Saft und Wassermelone. Es wird noch einmal ein richtig gutes Mahl. Ein wirklich entspannter Morgen, bis zu dem Zeitpunkt als die Eigentümerin um kurz vor 12:00 anmerkt, dass es doch Zeit wäre, zu gehen. Jaja, das mit der Abreise hatte ich verdrängt. Mein Kram liegt ja auch nur komplett verteilt auf dem Bett. Alex war da pfiffiger. Er ist fertig. Gott sei Dank weiß ich nur nach 5,5 Wochen, was wohin gehört und die einzelnen Dinge liegen immerhin vorsortiert auf unserer Schlafstätte. Alex möchte heute nach Muxia, einem Etappenziel was die meisten Pilger empfehlen. Es muss wunderschön sein und weit abgelegen von allem anderen. Ich hatte überlegt auch hinzufahren, aber anlässlich des Wetters habe ich überhaupt keine Ambitionen irgendetwas zu tun. Wir gehen erst einmal zur öffentlichen Herberge, um Nikki ihr Bett zu sichern. Sie bleibt noch ein paar Tage hier und möchte zumindest die eine mögliche Nacht auf die öffentlicheHerberge und ihr kostengünstiges Angebot zurückgreifen. Die Herberge hat noch nicht auf und so klären wir die Abfahrtszeiten für unseren Bus nach Santiago. Annina und ich haben in dem gleichen Hostel wie letztes Mal für heute Abend noch in Santiago Betten reserviert und auch schon bezahlt. Ich habe allerdings dann erst heute zur Gänze begriffen, dass wir auch außerhalb der Check-Inn-Zeiten dort auftauchen können, weil wir Zugangscode und alles andere Benötigte schon bekommen haben. So kann ich meine ursprüngliche Planung, den Bus um 16:45 Uhr nehmen zu müssen, verwerfen und ebenso wie Annina um 19:00 Uhr abreisen. Durch meine Entscheidung nicht nach Muxia zu fahren, ist Alex zwar nicht wirklich begeistert, denn auch keiner der anderen sieht sich bemüßigt, heute dorthin zu gehen oder zu fahren, aber ich habe nun den ganzen Nachmittag frei und kann einfach ausspannen. So stehen wir an der Bushaltestelle und haben gerade geklärt, dass wir erst um 19:00 Uhr fahren. Alex entscheidet sich übrigens spontan dazu, uns zu begleiten und will ebenfalls noch ein Bett buchen, da kommt der morgendliche Bus aus Santiago an.
    Aus der letzten Reihe lächelt mich ein blonder Schopf an … Lena, unsere kniekranke Stuttgarterin aus San Bol. Was für eine Überraschung! Wir plappern sofort los und ich erfahre, dass sie es noch eine ganze Zeit langsam hat angehen lassen, allerdings nicht, wie damals schon Überlegungen getätigt, abbrechen musste. Nach Finisterre ist sie der Vorsicht halber dann doch mit dem Bus gefahren. Fantastisch, dass ich sie noch einmal sehe. Das hätte ich nicht gedacht. Sie kommt direkt mit und stellt sich mit in die Schlange der Herberge. Ein Bett wird sie hier nicht bekommen, die Herberge ist den Fuß- und Radpilgern vorbehalten. Leute, die mit dem Bus anreisen, müssen sich eine private Herberge oder einzelne Zimmer suchen. Aber sie wartet mit uns. In der Schlange stehend, sind wir kurz vor Erhalt unserer Urkunden, als ein fremder Pilger das Stänkern anfängt. Ich hatte Annina nach vorne durchgewunken, die vor der Türe noch in ein Gespräch vertieft war. Angestellthatten wir uns alle zusammen. Dieser fremde Mensch, weder dem Englischen und schon gar nicht dem Deutschen mächtig, sucht Streit und piekst Annina mit seinen Laufstöcken, um sie nach hinten zu argumentieren. Die ersten Versuche, ihm zu erklären, dass wir zuerst da waren, keines der begrenzten Betten benötigen und sie zu uns gehört, geschehen ruhig. Als aber Annina an der Reihe vor der Hospitaliera steht, um die Urkunde ausfüllen zu lassen, geht das Gezeter von Neuem los. Er nutzt seinen Vorteil des Spanischen und erzählt der Dame sonst was. Ihre Miene wird finster, sie kann allerdings auch kein Englisch. Ihr Kollege hilft und erklärt, dass Annina sich hinten anstellen müsse. Meine Möglichkeiten auf Spanisch zu diskutieren, sind praktisch nicht vorhanden, die Englischen bei weitem nicht so ausgeprägt wie mein rheinischer Wortschatz, aber die Stimmlage scheint dann doch eindeutig zu sein, um zu umschreiben, was ich von der Frechheit halte. Ein wirklich blödes Gefühl, anhand mangelnder Sprachkenntnisse einem Herrn so ausgeliefert zu sein und
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