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Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)

Titel: Keinen Plan, ein Paar Socken und 1000 km vor sich ...: Der Jakobsweg aus Sicht eines Rheinländers (German Edition)
Autoren: Sebastian Sedlacek
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– Ruhig Brauner! In Deutschland gäbe es drei Möglichkeiten:
    a) Das Taxi ist weg!
    b) Das Taxameter läuft schon seit fünfzehn Minuten anstatt der fälligen zehn.
    c) Der Taxifahrer flucht einem ins Gesicht und erzählt zum Dank, wie schlecht es ihm geht und welche Krankheiten die Familie gerade, früher oder in Zukunft plagen.
    Auch wenn ich normalerweise zu den Leuten zähle, die akribisch darauf achten, pünktlich zu sein, bin ich wirklich froh, dass mirhier die pure spanische Mentalität entgegen schwappt. Wir fahren zurück und ich muss schwer kämpfen, um nicht direkt im Auto einzuschlafen. Um 1:00 Uhr liege ich im Bett. Mein amerikanischer Freund ist nun weg. Der Weg neigt sich dem Ende zu und ich bin traurig. Das Schöne: Meine drei Mitstreiter sind noch da und Jacqueline und Catia warten auf uns in Finisterre. Sogar Bea wird morgen da sein.

20.06.: Olveiroa – Kap Finisterre (36,2km)
    Der letzte Tag beginnt leidenschaftlich. Das Deckenlicht ist schon an, als ich wach werde. Kaum ein anderer ist im Raum außer Annina, Alex und Nikki, und Annina ist schwer geladen. Ein letztes Mal Einzelschicksal spielend, hat an diesem Morgen ein Mitpilger entschieden: „Es ist Zeit für das große Licht. Die anderen müssen ja auch was sehen.“ Es sei angemerkt, dass mehrere kleine Leselampen im Raum vorhanden sind und genügend Licht spenden, um frühzeitigen Pilgern die Abreise zu ermöglichen. Aber wofür kleckern, wenn man klotzen kann. Also schön auf den „großen“ Lichtschalter gedrückt und die Sonne aufgehen lassen. Dieser Mensch kann sich glücklich schätzen, dass ich vom Vorabend anscheinend so müde bin, dass ich selbst nach Anschalten des Lichtes nicht direkt wach werde. Ich glaube, er hätte seinen Weg nach Santiago spontan von dieser Ortschaft aus zurückgenommen und wäre nicht mit mir im Nacken versucht gewesen, noch bis ans Meer zu laufen. So ist aber nun „nur“ Annina stocksauer und mir bleibt die Gallenkolik erspart.
    Alex und ich nehmen das Angebot der Albuerge an, für drei Euro Toast mit Marmelade, Kaffee und O-Saft zu bekommen. Die Mädels verzichten und wollen sich in der 50 Meter entfernten Bar einen Kakao genehmigen. Um 8:15 Uhr treffen Alex und ichdie beiden an der Bar und wir gehen los auf die letzte Etappe. Es nieselt, ist diesig, aber trotz allem nicht wirklich kalt. Das Wetter passt, zu unserem Tag, zu der Vegetation hier, einfach rundum. Es ist eine wunderschöne Etappe mit verschlängelten Pfaden und traumhafter Vegetation. Nach vier Kilometern gibt es notgedrungen die erste Pause. Da es die nächsten 20 Kilometer keine Möglichkeit der Verpflegung geben wird, nehmen wir hier unser kleines zweites Frühstück ein. Die Strecke danach hängen wir abwechselnd jeder unseren Gedanken und Erinnerungen hinterher, singen zusammen, reden und kämpfen uns Kilometer für Kilometer in Richtung Küste. Der Weg ist wie gesagt traumhaft, aber durch sein stetes Auf und Ab auch wirklich kräftezehrend.
    Mittags in Cee angekommen, entdecken die Mädels einen Laden zum Stöbern. Wir finden jeder etwas, was sowohl ins Budget, als auch noch in den Rucksack passt. Danach geht es in den Supermarkt, um die Zutaten fürs Mittagessen zu kaufen – Brot, Käse, Schinken, Thunfisch, Oliven, Cola, Kirschen und Kuchen. Zubereitet und gegessen wird auf dem Vorplatz. Als wir uns um 15:00 Uhr auf den Weg machen, ahne ich nicht, dass meine Geduld noch einmal arg strapaziert werden wird. Wir verlaufen uns mehrmals, weil die Stadt völlig unzureichend beschildert ist. Alex fragt zwar Einheimische nach dem Weg nach Finisterre, aber sie wollen uns auf irgendwelchen Wegen nach Finisterre schicken und nicht auf dem Camino. Das ist wirklich deprimierend. Da laufen wir nun schon an die 915km und haben, abgesehen von einem Mal, eigentlich nie Probleme, den Weg zu finden. Und dann passiert so was auf den letzten paar Kilometern. Nachdem wir ein weiteres Mal von einer Frau geschickt worden sind und Alex‘s Optimismus, dass dies der richtige Weg ist, erst gebremst wird, als wir in einer Sackgasse von einem großen, wütenden Hund gestoppt werden, ist es um meine Laune geschehen. Ich stapfe wütend voraus. Bringe Distanz zwischen die drei und mich, indem ich den Berg schnellst möglich hochstapfe, schreie meinen Frust in die Landschaft und verfluche lauthals dieses Kuhkaff und den Pfeilemaler.Danach geht es mir besser, Alex grinst mich an, als er mich einholt und Minuten später finden wir den lange ersehnten gelben
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