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Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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erwiderte verzweifelt seinen Kuss. Versuchte, so viel wie möglich von ihm zu spüren, den Augenblick hinauszuzögern und zu einer Unendlichkeit auszudehnen.
    Doch irgendwann löste er seine Lippen von ihr und Tina fiel in ein tiefes, dunkles Loch. Wie sollte sie dem grauenhaften Bedauern in seinem Blick begegnen? Doch als sie zögernd die Augen aufschlug, sah sie sich wieder mit diesem Argwohn konfrontiert. Nicht der Anflug eines Lächelns zeigte sich in seinem Gesicht. Nun, sie drohte auch nicht, demnächst in Jubelstürme auszubrechen. Mit jeder Sekunde wuchs ihre Niedergeschlagenheit. Noch nie – in ihrem gesamten Leben – war sie derart traurig gewesen.
    Nach einem flüchtigen Blick über die Menge sah Daniel sie an, noch immer ausnehmend ernst. „Wollen wir gehen?“
    Als Tina nickte, nahm er ihre Hand und drängte sich mit ihr zum Ausgang. Viele bekannte Gesichter glitten an ihr vorbei, Carmen und Chris grinsten siegessicher, Tina verstand nicht,
weshalb!
Joshua und die anderen Jungs wirkten nicht ganz so glücklich. Etliche Mädchen, mit denen sie teilweise noch nie ein Wort gewechselt hatte, bedachten sie mit mordlüsternen Blicken. Wenn die ehrlich mit ihr tauschen wollten, dann waren sie noch dümmer, als sie derzeit aussahen.
    Wenig später standen die beiden Hand in Hand auf der nächtlichen Straße. Wortlos führte Daniel sie zum Wagen und startete schweigend den Motor. Noch immer lag seine Stirn in tiefen Falten. Doch er legte seinen Arm um Tina und warf ihr von Zeit zu Zeit einen ungläubigen Blick zu.
    Keiner der beiden brachte auch nur ein annäherndes Lächeln zustande.
    * * *
    Als
sie nebeneinander auf der Couch im Wohnzimmer saßen, hatte es Tina komplett die Sprache verschlagen.
    Daniel machte keine Anstalten, ihre Hand loszulassen und starrte blicklos vor sich hin. Vermutlich auf der Suche nach den geeigneten Worten, um ihr seinen Totalausfall so schonend wie möglich zu erklären. Als sie glaubte, es für keine Sekunde länger ertragen zu können, zwang sie ihre Stimmbänder zum Funktionieren. „Ich weiß, wie es sich anfühlt.“
    Er sah auf. „Bitte?“
    Unter unsäglichen Mühen brachte Tina den erforderlichen Mut auf, fortzufahren. Auch wenn sie sich damit einen grausamen Stich nach dem nächsten verabreichte. „Ich weiß, wie es ist, wenn man sich mit aller Macht wünscht, es wäre jemand anderes. Nur um schließlich zu erkennen, dass man sich belogen hat. Es ist ein beschissenes Gefühl.“
    „Wovon sprichst du?“
    Verflucht!
    Nach einem tiefen Luftholen, befreite Tina entschlossen ihre Hand. „Wenn man jemanden liebt und nicht mit ihm zusammen sein kann – weshalb auch immer - ist man unter Umständen derart verzweifelt, dass man versucht, sich zu betrügen. Du hast dir gewünscht, ich wäre Jane, und als dir aufging, dass ich nun einmal Tina bin, warst du enttäuscht. Das ist okay.“
    „Ich habe keine Ahnung, was du da erzählst!“ Ohne den Blick von ihr zu nehmen, griff er wieder nach ihrer Hand.
    Sie stöhnte. „Verdammt, nimm es doch an! Ich mache es dir einfach, wie immer! Du bist raus! Keine Vorwürfe, okay? Morgen bist du fort und ich will nicht, dass wir uns den letzten Abend versauen. Bitte!“ Sein Blick war mit jedem Wort ungläubiger geworden. Doch plötzlich verengten sich seine Augen und er neigte kalkulierend den Kopf.
    „Wer?“
    „Was?
    „Wer war es? Scott? Dieser Ric? Bei wem hast du diese geniale Nummer durchgezogen?“ Seine Lippen bildeten einen schmalen Strich und ihre Augen wurden groß.
    „Daniel ...“
    „S
ag es mir!
Ich muss das wissen!“
    Tina senkte den Blick. An alles wollte sie derzeit denken, nur nicht
daran
. Doch die Bilder waren längst zum kollektiven Angriff übergegangen, erneut fühlte sie, was sie damals empfand und prompt trafen die Tränen ein.
    „Ich dachte, wenn ich meinen Kopf ausschalte, würde es funktionieren. Und das hat es!“ Trotzig sah sie auf. Ab morgen musste er ihr Geheule ja nicht mehr ertragen. „Ich habe deine Methode ein wenig modifiziert. Man muss die Augen schließen, sich etwas anderes einreden und dann ist es gut.“ Wie zur Demonstration fielen ihre Lider.
    Woher sie den Mut nahm, wusste Tina nicht. Vielleicht lag es am Gin, möglicherweise auch nur an ihrem Wissen, dass es im Grunde keine Rolle mehr spielte. Selbst wenn Daniel sie für den Rest der Nacht anbrüllte – er befand sich
bei ihr!
Wann würde sie wieder die Gelegenheit bekommen, ehrlich zu ihm zu sein und tatsächlich mit
allen
Problemen
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