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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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wie Tiere es ausstoßen, und zwei ineinander verhedderte Körper
schlugen schwer am staubigen Boden auf — aber zum Glück war mein Körper der
obere, und da der untere gut gepolstert war, trug ich keine Schrammen davon.
    Ich drückte meinen Brustkasten
fest auf Rhodas bebenden Busen und versuchte, mein Gesicht vor ihren
Kratznägeln zu schützen. Die ganze Zeit trommelte sie mit den Fäusten auf mich
ein und gab Gurgelgeräusche von sich wie ein Panther mit Angina.
    Vielleicht hätte es mir leid
getan, sie wieder mit einem Kinnhaken zu behandeln, wenn es eine andere
Möglichkeit gegeben hätte, sie zu beruhigen—und wenn die Erinnerung an das
Küchenmesser nicht gewesen wäre, mit dem sie nach mir geworfen hatte.
    Sie hörte zu strampeln auf, und
da lagen wir — ich auf etwa 110 Pfund nachgiebigem, zartem Fleisch, von der
Frage gepeinigt, ob sie nun tatsächlich erledigt war oder schon nach einem
versteckten Hackebeil griff. Ich rappelte mich auf alle Viere und tastete im
Dunkeln nach meiner Lampe. Ich fand sie an der Tür und stellte fest, daß sie
noch funktionierte.
    Rhodas Augen standen offen, und
sie starrte zur Decke. Die dunklen Haare lagen weit ausgebreitet, wodurch sie
aussah, als sei sie eben am Strand angetrieben worden. Der Lichtstrahl huschte
über ihre weiße Gestalt, und ich schloß, daß sie der Grund war für Rogers
Angelleidenschaft. Sie hatte einen Minirock angehabt, aber er war bei meinen
Anprall abhanden gekommen. Nur eine zerfetzte Baumwollbluse war verblieben.
Ansonsten war sie völlig nackt. Als das Licht ihre zierlichen kleinen Füße
erreichte, klickte etwas in meinem Gehirn, und ich ließ den Strahl zu ihrem
Bauch zurückwandern. Was ich sah, war eine kleine runde Schwellung, die sogar
im Liegen hervortrat. Rhoda war zu jung und zu schlank und zu schön für ein
Bäuchlein, sagte ich mir. Ich kroch hin und hockte mich neben sie. »Was wollten
Sie denn machen? Das Schloß war gesprengt. Sie konnten mich doch gar nicht
einschließen .«
    »Ich wollte, daß Sie bleiben«,
sagte sie wie aus weiter Ferne. »Aber er ist da drin .«
    »Wer hat ihn hineingebracht?
Haben Sie ihn getötet ?«
    Das Licht stach ihr in die
Augen, und sie wandte den Kopf ab. »Er ist tot«, sagte sie, dann drehte sie den
Kopf wieder in meine Richtung. Ihr Blick wurde seltsam. Es war, als seien die
Augen mit einem Lack überzogen, so daß sie glänzten, aber nicht mehr gut sehen
konnte.
    »Wirst du mich liebhaben ?« fragte sie mit dieser leisen, scheinbar so fernen Stimme.
    Ich versuchte, es ihr ganz
sanft beizubringen. »Du wirst ein Baby bekommen, Rhoda, genügt dir das nicht ?«
    »Wenn du ihn herausholst,
könnten wir hinein. Ich habe ein Bett drin. Das ist mein Geheimzimmer. Niemand kennt dieses Haus genau, nur ich. Ich liebe dieses
wunderschöne alte Haus, weißt du das ?« Ihre Stimme war
noch leiser geworden, bis sie in einem vertraulichen Flüstern verklang.
    »Du und das Haus, ihr seid
füreinander geschaffen«, gab ich zu und schwenkte das Licht aus ihrem Gesicht.
Der Strahl glitt an der Wand entlang und über eine Tür-Öffnung. Ein
metallisches Glänzen stach mir ins Auge, und im selben Moment, als mir klar
wurde, daß jemand in dieser Tür stand, fingen die Kugeln zu fliegen an.
    Ich warf die Lampe weg, ohne
mir Zeit zum Ausschalten zu nehmen, und wälzte mich mit einer Geschwindigkeit
ins Backsteinzimmer, mit der ich für die Olympiade nominiert worden wäre, hätte
nur einer gestoppt.
    Als ich wieder auf die Knie
kam, hatte ich die Pistole schon in der Hand. Gebückt peilte ich am Türpfosten
hinaus in die Finsternis und überlegte, worauf, zum Donnerwetter, ich wohl
schießen könne. Die Lampe brannte nicht mehr. Der Aufprall hatte sie gelöscht.
    Die Stille wurde plötzlich vom
leisen Geräusch nackter Füße auf blanken Brettern unterbrochen. Ich lauschte
angestrengt und sagte mir, Rhoda schleiche nach links davon, aber die Tür mit
dem Schützen befand sich zu meiner Rechten. Ich stand rasch auf, feuerte in
seine Richtung, duckte mich wieder und wartete hinterm Türpfosten auf ein
verräterisches Mündungsfeuer.
    Als es aufblitzte, ballterte ich dreimal ins Dunkel über den Blitzen — jedenfalls
hoffte ich, dahin zu treffen. Ich wartete, und dann hörte ich das schwere
Trampeln seiner Schuhe. Wenn ich ihn schon nicht erwischt hatte, so hatte ich
ihm jedenfalls Angst eingejagt.
    Ich eilte ihm nach, so schnell
meine furchtlosen Beine mich trugen. Aber ohne Lampe im Dunkeln war das nicht
sehr
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