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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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müßten, nur um ein Dach über den Kopf zu kriegen — wenn
wir hier ausziehen. Hier haben wir wenigstens ein Dach, auch wenn das Geld
knapp ist. Ich arbeite ab und zu in der Stadt, und die alte Dame gibt Hannah
gelegentlich ein paar Dollar für den Haushalt, aber darauf ist kein Verlaß, und
deshalb sind wir mit dem gegenwärtigen Zustand nicht ganz zufrieden .«
    »Und da Sie eines Tages ein
Drittel von fünf Millionen Dollar erben werden, fragen Sie sich, warum sich das
denn nicht ein bißchen beschleunigen läßt, damit Sie die alte Dame loswerden
und sich selbst ein Haus bauen können ?«
    Hannah sah mich vorwurfsvoll
an. »Mr. Roberts, das ist unfair. Aldo und ich wollen von unserer Erbschaft
etwas haben — und von unserem Leben, solange... Nun, solange wir können.«
    »Nachdem Sie nunmehr all unsere
Probleme kennen, Roberts«, schaltete sich Aldo ein, »wie wär’s, wenn Sie uns schilderten,
wie die Chancen für uns stehen, bald an das Geld zu kommen ?«
    Ich erwiderte seinen Blick
gelassen und schüttelte bedächtig den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Charles, aber
Sie haben überhaupt keine Chance .«
    Hannah stöhnte auf und zog
hastig die Füße hoch, als wolle sie schrumpfen und in der Couch verschwinden.
Ihre besorgten braunen Augen waren auf ihren Mann gerichtet, dann deckte sie
eine Hand darüber und rührte sich nicht mehr.
    Aldo grollte wie ein in die
Enge getriebener Puma. »Wieso nicht ?« rief er.
    »Weil an dem Testament nicht zu
rütteln ist. Sie könnten vor Gericht gehen, was allerdings kostspielig wäre.
Aber kein Anwalt, der sich auskennt, würde Ihren Fall übernehmen — weil es
tatsächlich keinerlei Aussicht auf Erfolg gibt .«
    »Sie meinen, wir müssen warten,
bis die Alte tot ist ?«
    Ich blickte zu Hannah hinüber,
aber sie hatte die Augen noch bedeckt.
    »Und bis Sie einen männlichen
Erben haben, natürlich, Mr. Charles.« Ich studierte seinen Blick, aber außer
enttäuschter Geldgier war nichts darin zu entdecken.
    Aldo nickte. »Wir hätten schon
längst ein paar Kinder, aber die Alte…. Na ja, sie kann keine ausstehen .«
    »Wenn Sie Kinder hätten, müßten
Sie ausziehen ?« Er antwortete nicht, aber für mich war
der Fall klar. »Sie lungern also nur hier herum und warten, bis die alte Frau
stirbt, aber Sie sind ungeduldig, weil Sie wissen, daß Sie dann immer noch
mindestens ein Dreivierteljahr warten müssen möglicherweise sehr viel länger,
bis Sie Ihr Vermögen kassieren können?«
    Aldo fuhr fort, mich bösartig
anzustarren, und Hannah saß ganz still in ihrer Ecke.
    »Ich fürchte, Mr. Charles, das
ist einzig Ihr Problem, und Sie müssen es allein lösen. Winifred Birrels
Töchter müssen nachweisen, daß sie solide und respektierlich und verantwortungsbewußt genug sind, mit Geld umzugehen,
und zwar, indem sie einen Gatten und eine Familie haben. Vorher gibt es keinen
Cent vom Vermögen. Zusätzlich wird verlangt, daß sie einen männlichen Erben
haben, der dafür garantiert, daß es eine neue Generation von Birrels geben
wird, die fähig ist, die Verantwortung der Reichen zu tragen. So hat Hiram
Birrel jedenfalls gedacht, und das beweist nur mal wieder, wie nutzlos es ist,
für die Zukunft zu planen .« Ich lächelte Aldo
bedeutsam an.
    Ein Weilchen waren alle still, Hannah auf der Couch, Aldo nun zusammengesunken auf einem Stuhl und
ich damit beschäftigt, mir das Glas neu zu füllen. Nachdem ich die Flasche
wieder zugeschraubt hatte, drehte ich mich um, aber statt auf meine
deprimierten Gastgeber starrte ich auf ein Traumbild vollblütiger Sinnlichkeit,
das jedem Italiener Daumen und Zeigefinger hätte zittern lassen. Dank der
Beschreibungen, die mein Vater mir gegeben hatte, erkannte ich sie sofort.
    Ruth Busby war die zweite Schwester, vierundzwanzig Jahre alt, seit einem Jahr verheiratet
und schon fest im Familiensattel. Sie trug einen kurzen, pflaumenfarbenen Rock,
der vielleicht noch eine Spur enger hätte sein können, aber nicht viel. Ihre
Hüften waren nicht so voll wie Hannahs, aber ihre Brüste dafür runder. Wie ihre
durchsichtige rote Bluse sich an den Knopflöchern spannte, das erinnerte mich
an die Art, wie zweitklassige ausländische Filme angepriesen werden — so daß
man glauben möchte, Sex sei etwas Schmutziges. Dieses Gefühl weckte Ruth Busby auch in mir, als ich ihr in die Augen schaute. Sie
waren braun wie die ihrer Schwester, aber der Ausdruck war ganz anders.
    »Wer, zum Teufel, sind denn Sie ?« wollte sie wissen.
    »Sie haben vergessen,
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