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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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Wagentyp nicht der sicherste sein, aber für seinen Motor ist er
sicher genug. Mit anderen Worten, es ist kein sehr starker Wagen. Deshalb kann
ich einfach nicht glauben, daß sie aus der Kurve getragen wurde. Und angesichts
der Situation hier muß doch jeder Mensch mit Verstand mißtrauisch werden. Jeder
in diesem Haus profitiert von ihrem Tod. Und es scheint keine große Trauer zu
herrschen, nachdem damit die erste große Hürde weggefallen ist, die Ihnen den
Weg zu den fünf Millionen blockierte. Ich nehme an, die beiden restlichen
Familienmitglieder werden auch nicht ins Wasser gehen, weil die alte Dame tot
ist. Das macht fünf Leute, die ihren Tod brauchten, ehe sie zu alt wurden, um
an einer Million Dollar noch Freude zu haben .«
    »Warum erzählen Sie Ihre
Phantastereien denn nicht dem Sheriff ?« schnaubte
Ruth.
    »Ich hab’s versucht, aber er
wollte nicht auf mich hören. Scheint zu denken, ein netter gewöhnlicher Unfall
sei viel leichter zu handhaben als ein häßlicher alter Mord .«
    »Ist das nicht ein Jammer ?« Ruth grinste gehässig. »Mir scheint, Ihr Film ist schon
gelaufen. Aber Amateurdetektive sind heutzutage allesamt Klischeefiguren, nicht
wahr ?«
    »Sie sind sogar beinahe ein
Ärgernis«, pflichtete ich freundlich bei. »Immerzu stellen sie dumme Fragen,
die man schon tausendmal gehört hat — wie beispielsweise, haben Sie alle ein
Alibi für letzte Nacht, sagen wir, bis zwei Uhr ?«
    Ruths Blick wich mir nicht aus,
aber ich merkte, wie schwer es ihr fiel, sich zu beherrschen. »Das ist leicht
beantwortet«, sagte sie gelangweilt. »Roger und ich sind früh zu Bett gegangen
und spät aufgestanden. Und wenn Sie wissen wollen, woher ich weiß, daß er weiß,
daß ich nicht aufgestanden bin und jemanden umgebracht habe, dann kann ich ja
ausführlicher werden .« Sie versuchte ein ödes Lächeln.
    Ich beschloß, dieses Detail
nicht weiter zu verfolgen. »Was heißt früh ?«
    »Neun Uhr.«
    »Hannah und ich sind auch früh
schlafen gegangen«, sagte Aldo. »Gleich nach dem Essen. Und wir haben beide
einen leichten Schlaf — keiner von uns hat das Zimmer verlassen .«
    Ich nickte. »Bliebe nur Rhoda .«
    »Ich weiß nicht, wo sie gestern abend war«, sagte Ruth desinteressiert. »Irgendwo
im Haus. Kein Mensch weiß je, wo sie sich herumtreibt — bis sie einen ihrer
Anfälle bekommt .«
    »Sie haben ausgetrunken«, sagte
Aldo anzüglich. »Wollten Sie sonst noch was, ehe Sie wegfahren ?«
    »Doch, in der Tat«, sagte ich
formell. »Da ich zu den Treuhändern des Birrelschen Vermögens zähle, ist es unerläßlich, daß ich auch mit den übrigen Mitgliedern
der Familie spreche .«
    »Ich glaube, Roger ist angeln
gegangen«, sagte Hannah. »Er geht ja immer angeln. Rhoda ist... Nun, Ruth...« Sie
verhedderte sich. »Ruth, du siehst...«
    »Ich habe sie im Keller
eingeschlossen, ehe ich in die Stadt fuhr«, sagte Ruth gelassen.
    Ich merkte, wie mein Mund
aufklappte.
    »Was haben Sie ?«
    »Einen Raum im Keller«,
erwiderte Ruth leichthin. »Rhoda ist ja verrückt, wie ihre Mutter. Die meiste
Zeit geht sie herum und redet mit sich selber — es sei denn, ein Mann kommt
vorbei .«
    »Und was tut sie dann ?« fragte ich.
    Ruth lächelte nur. »Das werden
Sie schon sehen«, sagte sie. »Jedenfalls dreht sie manchmal durch und fängt zu
schreien an und wird dann meist gewalttätig. In diesem Zustand ist nichts bei
ihr zu machen, deshalb schließe ich sie einfach unten ein, wo ihr Geschrei uns
nicht Kopfschmerzen einbringt .«
    Ich nickte. Rhoda hatte sicher
allen Grund, zu schreien. »Und wie lange lassen Sie sie gewöhnlich eingesperrt ?«
    Ruth zuckte die Schultern. »Das
kommt drauf an .«
    »Worauf?«
    »Wann ich Lust habe, sie wieder
’rauszulassen«, erläuterte sie kühl. »Möchten Sie noch mehr Familiengeheimnisse
erfahren ?«
    »Sie meinen, es gibt welche,
die ich noch nicht kenne ?«
    Sie antwortete mir nicht, und
die anderen sagten auch nichts. So saßen wir herum, und keiner sprach ein Wort,
während ich darüber nachdachte, wer hier wohl wen wahnsinnig gemacht hatte.
Ruth und Aldo sahen aus, als überlegten sie, wie sie mich los werden könnten,
und Hannah starrte nur teilnahmslos in ihre ureigene Leere.
    Schließlich ging ich hin und
holte mir noch einen Whisky. Keiner beachtete mich. Dann entschloß sich Ruth,
Aldo wieder mal etwas Leckeres aufs Brot zu schmieren.
    »Es sieht so aus, als würden
Roger und ich euch dieses ganze...«, sie wedelte großzügig mit der rechten
Hand, »...
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