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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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ich unsere
Beziehungen als die von Anwalt und Klientin .« Ich
erwiderte ihren Blick mit möglichst formeller Miene.
    Sie kicherte. »Sie sind lustiger,
als ich’s von einem verstaubten Juristen je erwartet hätte .«
    »Mein Vater ist für die
Jurisprudenz zuständig, ich für die Unterhaltung. Wie kommt es eigentlich, daß
Sie plötzlich so freundlich sind ?«
    »Ich bin von Stimmungen
abhängig«, sagte sie ernsthaft. »Und ich mag Sie. Sie sind so eine nette
Abwechslung zu der Gesellschaft, mit der ich gewöhnlich auskommen muß .«
    Ich schaltete eine Lampe ein,
die über der Treppe hing, und wir gingen hinab. Auf halbem Wege reichte das
Licht schon nicht mehr aus, und Ruth knipste eine Taschenlampe an. Hinter dem
dünnen Lichtstrahl tasteten wir uns an Schatten und Hindernissen vorbei in den
Keller.
    Ruth betätigte einen weiteren
Schalter, und eine zweite schwache Birne gab ihr Bestes.
    »Wer bezahlt denn die
Stromrechnung ?« fragte ich. »Aldo?«
    Sie sah mich zweifelnd an, dann
lachte sie. »Mutter bezahlte sämtliche Rechnungen. Und wenn Sie uns für
knickrig halten — Sie hätten sie mal kennenlernen sollen !«
    »Okay«, meinte ich
verständnisvoll. »Es liegt also in der Familie .«
    Der Raum, in dem wir standen,
war hinten mit Regalen ausstaffiert, auf denen Marmeladegläser standen. Ich
sagte mir, Einkochen sei gewiß Hannahs Aufgabe. Irgendwie konnte ich mir Ruth
nicht bis zu den Ellbogen in Brombeeren wühlend vorstellen. An einer anderen
Wand waren Flaschengestelle, zum Teil bestückt. Die Flaschen waren von
verschiedener Größe und hatten Metallverschlüsse. Unter einem Regal lagen ein
Fünfzig-Liter- Faß , Schläuche und Trichter. Es sah
aus, als sei Schnapsbrennen Aldos heimliches Hobby.
    Ruth knipste die Taschenlampe
aus und holte tief Luft. Die Wölbung ihres Busens attackierte meinen Entschluß, der wachsame Detektiv-Anwalt zu bleiben, und deswegen
mußte ich ebenfalls tief Luft holen. Ich stand im Schummerlicht, spähte durch
die durchsichtige Bluse und interessierte mich plötzlich für die Frau unter der
männerfressenden Schale.
    »Glauben Sie wirklich, daß es
Mord war ?« frage sie leise und dehnte ihren Brustkorb
zum zweitenmal .
    »Sagen wir so: Ich halte nicht
viel vom Glauben an ein gütiges Geschick .« Ich riß
meinen Blick von den beweglichen Rundungen los und konzentrierte ihn auf die
unschuldsvolle Neugier in ihren schönen braunen Augen. »Der Tod Ihrer Mutter
war für mehrere Leute ein freudiges Ereignis«, fügte ich vorsichtig hinzu.
    »Vielleicht war’s tatsächlich
Mord«, sagte Ruth überraschenderweise. »Nehmen wir mal an, Sie haben recht. Was
werden Sie dann unternehmen ?« Ihre Augen glühten wie
schwarzes Licht in absoluter Finsternis, und dann schwebte sie heran und legte
die Arme um meinen Hals. Ihre Hüften streiften meine, und die Rundungen
schmiegten sich so deutlich an mich, als existiere die durchsichtige Bluse
schon gar nicht mehr.
    Ich blickte ihr noch immer in
die Augen, aber die Frau unter der Schale gab mir nun keine Rätsel mehr auf.
»Meine Mordtheorien interessieren Sie überhaupt nicht«, sagte ich. »Stimmt’s ?«
    »Ja.« Ihre Lippen teilten sich
und enthüllten eine sehr rote Zungenspitze. Ich fuhr zusammen. »Randy, ich kann
doch nicht so tun, als hätte ich meine Mutter geliebt. Sie war eine verrückte
alte Frau, der an keinem von uns etwas lag. In manchen Familien ist das nun mal
so. Aber wenn jemand sie umgebracht hat, dann hoffe ich, Sie kriegen ihn. Ein
Mord sollte nicht ungesühnt bleiben, finde ich .«
    »Auch nicht, wenn Sie ihn
begangen hätten ?« fragte ich und löste die Arme von
meinem Hals. »Ich frage mich nämlich schon, ob Sie nur Sex im Sinn haben — oder
mich erwürgen wollen .«
    »Sie können sehr beleidigend
sein, nicht wahr, Sie Ekel ?« schnauzte sie.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Sie
sind schön, aber Sie sind nicht mein. Ich freue mich über das Kompliment, aber
ich bleibe lieber bei meiner Rolle als Anwalt der Familie .«
    Ihre Hände fielen herab. Sie
trat zurück und zog mir mit den Augen das Fell über die Ohren.
    Ich lächelte nervös. »Okay«,
sagte ich, »und wo ist nun Ihre Schwester ?«
    »Da drin.« Sie zeigte auf die
einzige Tür im Raum. Sie lag hinter der Treppe, fast im Schatten verborgen, und
an ihr hing ein massives Vorhängeschloß . Ruth griff
in die Tasche und zog einen Schlüssel heraus, öffnete das Schloß und trat rasch
beiseite.
    »Rhoda beißt doch nicht etwa ?« fragte ich
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