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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel
Autoren: Eloisa James
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begeisterte Stimme hinter Stephen. Er achtete nicht darauf. Wieder schoss sein Arm vor. Getreu nach Jackson schlug seine Faust wie ein Vorschlaghammer zu. Sandhurst taumelte rückwärts, stolperte und landete auf dem Rücken. Stephen war sich einer vagen Enttäuschung bewusst. Wollte der Mann einfach nur passiv Schläge hinnehmen, die Rolle des Sandsackes spielen? Leidenschaftslos sah er zu, wie Sandhurst sich von dem Kiesweg erhob.
    Ein Kreis bildete sich um die beiden Gegner. Laute Fragen nach den Namen der Kämpfenden schwirrten durch die Luft, gerieten jedoch rasch zu Getuschel, als bekannt wurde, in welcher Beziehung die Männer zueinanderstanden. Eine Stimme hinter Sandhurst grölte: »Herrgott noch mal, Mann, raff dich auf!« Andere Stimmen mischten sich ein und feuerten die beiden Kontrahenten wie bei einem Hahnenkampf an. »Sei ein Mann, Sandhurst! Mein Gott, du bist ja der reinste Säugling! Ein Weichling! Ein …« Stephen hörte nicht auf die Stimmen, sondern beobachtete seinen Gegner, der von den Schaulustigen angestachelt wurde. Mit der Miene eines gereizten Stieres legte er sein Jackett ab.
    Eine Gerade,
überlegte Stephen.
Und danach ein linker Haken.
Nachdem er das gedacht hatte, wich er einem Schlag aus, täuschte rechts an und landete einen Treffer auf Sandhursts Kiefer. Kassierte selbst einen am rechten Auge – verdammt, das würde er Bea erklären müssen. Der Zorn, der ihn nun erfüllte, verlieh seinem rechten Arm die nötige Wucht: ein vernichtender Schlag, und Sandhurst ging zu Boden wie ein gefällter Baum. Stephen stieß ihn mit dem Fuß an, um sich zu überzeugen, dass er bewusstlos war, schaute dann auf und begegnete dem Blick seiner Gastgeberin. Sie hielt sich den Fächer vors Gesicht und sagte etwas Unhörbares zu der Dame an ihrer Seite, die schrill auflachte und sagte: »Das kommt eben davon, wenn man sich mit dem Unterhaus einlässt!«
    Stephen hob sein Jackett auf, als sich eine zarte Hand auf seinen Arm legte. »Mr Fairfax-Lacy«, sagte Lady Felicia Saville mit honigsüßer Stimme. »Würden Sie bitte so freundlich sein, mich ins Haus zu bringen?«
    Stephen verneigte sich. Offenkundig war barbarisches – nein ordinäres – Benehmen der Weg zum Herzen dieser vornehmen Dame. »Wenn Sie erlauben, dass ich vorher mein Jackett anziehe«, sagte er.
    »Wohl kaum das Benehmen für einen besonnenen Abgeordneten«, sagte Felicia und lachte zu ihm hoch, während sie langsam zum Hause zurückschlenderten, als sei überhaupt nichts geschehen. »Sie sind jetzt sicher der Held des Tages.«
    »Das möchte ich stark bezweifeln. Ich fürchte, Lady Trundlebridge war nicht begeistert.« Er fühlte sich nicht mehr wie ein vernünftiges Mitglied des Parlamentes, sondern geradezu – verwegen.
    Felicia zuckte die Achseln. »Sie haben die Ehre Ihrer Frau verteidigt. Jede vernünftige Frau muss Ihnen dafür Beifall spenden, Sir!« Als er ihr für das Kompliment mit einem Lächeln dankte, wurde Felicia ganz warm ums Herz. Vielleicht konnte sie den vernachlässigten Ehemann trösten, wenn Lady Beatrix wieder von der Wanderlust gepackt wurde.
    Nachdem sie den Ballsaal betreten hatten, verneigte sich Stephen vor Lady Felicia. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Ich muss meine Frau suchen.«
    Er schritt davon, ohne sich noch einmal umzuschauen. Felicia starrte ihm begeistert nach. Wieso hatte sie nie bemerkt, wie anziehend und gut gebaut der Mann war? Sie drehte sich um und begegnete dem neugierigen Blick einer Busenfreundin.
    »Hast du den Kampf mit eigenen Augen gesehen?«, fragte Penelope erregt. »Stimmt es, dass er Sandhurst einen geschwätzigen Schuft genannt hat?«
    In Felicias Augen lag immer noch ein verträumter Ausdruck. »Das ist doch mal ein begehrenswerter Mann«, flüsterte sie Penelope zu. »Wie ein Ritter des Mittelalters hat er die Ehre seiner Frau verteidigt. Er hat Sandhurst zu Boden gestreckt!«
    »Glaubst du, dass er so weitermachen muss?«, kicherte Penelope. »Falls sich Lady Beatrix’ Charakter durch die Ehe nicht ändert, wird er ein viel beschäftigter Mann sein.«
    Felicia sah seinem dunklen Kopf nach, der sich durch die Menge zur anderen Seite des Saales schob. »Sie wäre ja dumm, wenn sie weiter herumstreunen würde.«
    Bea wurde allmählich müde. Ihre Schuhe drückten, und der wilde Walzer mit Pilverton hatte einen feuchten Handabdruck auf dem Rücken ihres Kleides hinterlassen. Dankbar drehte sie sich um, als sie die Stimme ihres Mannes vernahm, doch dann schnappte
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