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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel
Autoren: Eloisa James
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sagte er und lächelte auf die ihm eigene Weise, die ihr das Herz brach und es zugleich heilte. »Ich will, Bea, ich will.«
    »Du willst?«, fragte sie mit verzagtem Lächeln und hielt seine Hände fest. »Du willst mich?«
    »Was ist das denn? Gehört das zum Stück?«, wollte Mr Barret-Ducrorq wissen. »Er ist wohl so ein richtiger Schauspieler, wie?«
    »Ich will dich heiraten«, verkündete Stephen mit lauter Stimme.
    Bea zitterten die Knie. Das Lächeln ihrer Lippen erblühte ebenso in ihrem Herzen. Sie hatte diesen Mann gefreit. Sein Mund war hungrig, fordernd, besitzergreifend, und sie schmiegte sich an ihn wie das züchtige Bild einer – Ehefrau.
    »Meine Damen und Herren«, verkündete Stephen einen Augenblick später. Er wandte sich dem Publikum zu, Bea fest im Arm haltend. »Darf ich Ihnen die zukünftige Mrs Fairfax-Lacy vorstellen?«
    Esme lachte aus vollem Halse. Marquis Bonnington brüllte: »Gut gemacht!« Selbst Lady Bonnington nickte leicht mit dem Kopf, wandte sich jedoch sogleich an Esme. »Wie es aussieht, sind Sie Ihren Verlobten los«, bemerkte sie. »Was für ein glücklicher Umstand, dass Ihre Mutter heute Morgen abgereist ist.«
    »Ja, nicht wahr?«, meinte Esme und lachte die Marquise fröhlich an.
    Stephen zog Bea auf ein abseitsstehendes Sofa, wo er ihr vermutlich Dinge ins Ohr flüsterte, die nur für ihre Ohren bestimmt waren. Esme straffte ihre Schultern. Ihr Herz klopfte nervös. »Ich lese nun aus der Bibel«, kündigte sie an, nahm das Buch vom Tisch und schritt zum Kamin. Es war Miles’ Bibel, die Familienbibel, in die sie Williams Namen eingetragen hatte. Sie hatte aber das Gefühl, Miles würde ihr Vorhaben gutheißen. Es war fast, als wäre er hier, mit seinen blauen Augen und seinem freundlichen Lächeln.
    »Es ist doch stets wunderbar anzusehen, wie eine junge Witwe sich mit den Worten Gottes tröstet«, sagte Mrs Cable vernehmlich. »Ich glaube, ich habe ihr in dieser Hinsicht ein gutes Beispiel gegeben.«
    »Noch bist du nicht Witwe«, brummte ihr Mann säuerlich.
    Sebastian trug eine höllisch gelangweilte Miene zur Schau. Offenbar glaubte er, Esme wolle lediglich ihr Nähkränzchen becircen, indem sie die Bibel zitierte und ihren Ruf aufpolierte. Esme schluckte schwer. Er hielt den Kopf gesenkt und schien in die Betrachtung seines Glases versunken, und alles, was sie sehen konnte, war das dunkle Gold seines Haarschopfes. »Ich werde aus dem Hohelied Salomons vorlesen«, verkündete sie. Sebastian hob ruckartig den Kopf.
    »
Das Hohelied Salomons
«, las Esme. »
Mit Küssen seines Mundes bedecke er mich. Süßer als Wein ist deine Liebe

    »Hat sie nicht gesagt, sie will etwas aus der Bibel vorlesen?«, fragte Mr Barret-Ducrorq verwirrt.
    »Psst!«, mahnte Lady Bonnington. Sie saß kerzengerade auf ihrem Stuhl und hielt ihren Stock umklammert. Ihre Augen leuchteten und – Wunder über Wunder! – sie lächelte.
    Esme las weiter: »
Stärkt mich mit Traubenkuchen, erquickt mich mit Äpfeln; denn ich bin krank vor Liebe

    Sebastian erhob sich abrupt. Mrs Cable sah ihn an, und jetzt sah auch Esme ihn an und gab sich ihm mit jedem Wort preis: »
Der Geliebte spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, so komm doch

    Er schritt auf sie zu, ging um den Stuhl seiner Mutter herum und um das Sofa, auf dem Mrs Cable steif und entsetzt saß.
    »
Denn vorbei ist der Winter
«, las Esme leise und nur für ihn. »
Verrauscht der Regen. Auf der Flur erscheinen die Blumen

    Dann stand er vor ihr, nahm ihr die Bibel ab, umfing ihre Hände mit den seinen. Sie schaute zu ihm auf.
    »
Der Geliebte ist mein, und ich bin sein. Er weidet in den Lilien

    Voller Verlangen schloss er sie in seine Arme. Ein Schauer durchlief Esme, als sie ihm ihre Lippen bot. Wie hatte sie jemals glauben können, dass etwas wichtiger sein konnte als Sebastian, ihr Liebster, ihr Herz.
    Er riss sich kurz von ihr los. »Ich liebe dich«, sagte er heiser.
    Freude durchströmte Esme, wob eine Melodie zwischen ihnen. »Und
ich bin krank vor Liebe nach dir«
, wiederholte sie leise die wunderbaren Worte des alten Buches.
    Mrs Cables Mund schloss sich mit einem hörbaren Schnappen. Sie packte ihren Mann am Arm und zerrte ihn unsanft von seinem Sitz. »Ich bin erschüttert!«, zischte sie. »Erschüttert!«
    Lady Rawlings hörte sie nicht, da sie ganz von dem verderbten Marquis in Anspruch genommen wurde. Mrs Cable begriff nun, was geschehen war. Sie hatte den Kampf um die Seele der jungen
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