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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel
Autoren: Eloisa James
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Witwe verloren, jawohl, und der Teufel hatte gewonnen. Fortan würden Lust und Laszivität in diesem Hause regieren.
    »Wir gehen!«
    Sie wandte sich zum Gehen und stieß auf die Marquise, die ihr den Weg vertrat. »Sie haben mein Mitgefühl!«, krächzte Mrs Cable und funkelte die Marquise wütend an. »Aber vielleicht passt Ihr Sohn ja gut zu einer Dame mit zweifelhaftem Ruf.«
    »Vielleicht«, erwiderte die Marquise trocken. Doch der Ausdruck ihrer Augen gab Mrs Cable zu denken. »Sie wollen doch sicher dem jungen Paar Glück wünschen, bevor Sie uns so überstürzt verlassen?«
    Doch Mrs Cable besaß ebenso viel Rückgrat wie die Marquise. »Das will ich gewiss nicht!«, erklärte sie und heftete ihre Knopfaugen auf Lady Bonnington. »Und wenn Sie Ihrer liederlichen Schwiegertochter mitteilen würden, dass wir ihre Dienste im Nähkränzchen nicht länger benötigen, wäre ich Ihnen äußerst dankbar.«
    Die Marquise wich zurück, zu Mr Cables großer Erleichterung. Er hatte nämlich schon befürchtet, seine bessere Hälfte werde sich erdreisten, eine Angehörige des englischen Hochadels zu verprügeln.
    »Ich werde Ihrer Bitte mit Freuden entsprechen«, sagte Lady Bonnington hoheitsvoll.
    Das Lächeln, das dabei ihren Mund umspielte, versetzte Mrs Cable derart in Wut, dass sie hinausstürzte, ohne sich zu vergewissern, ob die Damen des Nähkränzchens ihr folgten. Und es sollte noch einige Stunden dauern, bis sie gewahr wurde, dass keine von ihnen ihrem Beispiel gefolgt war.
    Und so war dies das Ende jener ehrwürdigen Institution.
    Ungefähr einen Monat später gründete Mrs Cable ein Strickkränzchen, das sich aus den Frauen des Dorfes zusammensetzte. Sie bildete sich viel darauf ein, den ungelernten Arbeiterinnen das Wort des Herrn nahezubringen. Ohne ihre strenge Führung sank das frühere Nähkränzchen zu allerlei liederlichen Aktivitäten ab: Zum Beispiel stellten die Damen bei Lady Rawlings’ Hochzeit mit dem entarteten Marquis die Brautjungfern. Die Gesellschaft vermerkte interessiert, dass Lady Rawlings’ Mutter nicht zur Trauung erschien. Aber die Anwesenheit der Marquise Bonnington und ihr Einfluss sorgten dafür, dass Esmes Heirat als das herausragende Ereignis der Saison angesehen wurde.
    Ein wenig ruhiger ging es bei Lady Beatrix Lennox zu, die Mr Fairfax-Lacy ihr Jawort im Beisein ihrer Familie gab. Es hieß sogar, ihre einzigen Brautjungfern seien ihre beiden Schwestern gewesen, und sie hätten Kränze aus Gänseblümchen auf dem Haupt getragen … wahrlich eine Geschmacksverirrung. Das frisch getraute Paar reiste unverzüglich nach London ab, und als die Gesellschaft endlich begriffen hatte, was da passiert war und wem es passiert war, da zeigte sich, dass die junge Mrs Fairfax-Lacy so viele und so mächtige Freunde besaß, dass man kein Sterbenswörtchen mehr von ihrem schlechten Ruf vernahm. Außerdem begriff die Partei der Tories rasch, dass sie als Politikergattin nicht zu unterschätzen war.
    Helene, Gräfin von Godwin, fuhr zu ihrer Freundin, der Herzogin von Girton, um ihr in den schweren Wochen vor der Niederkunft beizustehen. Während des Sommers und des anschließenden Herbstes sann sie über das Kind nach, das zu bekommen sie immer noch fest entschlossen war. Mit allen Mitteln, ob mit der Unterstützung ihres Mannes oder ohne ihn.
    Aber das ist eine andere Geschichte, die ein andermal erzählt werden soll …

Der erste Epilog
    Rund wie ein Spanferkel
    Esme fuhr wie immer erschrocken aus dem Schlaf hoch. Wo war William? Ging es ihm gut? Dann begriff sie, dass sie von einem Kichern aufgeweckt worden war, dem vergnügten Giggeln eines Babys. Die Vorhänge waren aufgezogen, und der helle Schein der Morgensonne strömte ins Zimmer. Sebastian stand am Fenster, lediglich mit einer Hose bekleidet. Seine Silhouette hob sich betörend im Gegenlicht ab. Und dort, über seiner linken Schulter, reckte sich eine kleine Faust, ruderte wild umher.
    Eine Kaskade von Babylachen erfüllte das Zimmer.
    Sebastian ließ William auf seinem Arm auf und ab hüpfen. Esme schnürte sich die Kehle zu, als sie an die Gefahr eines Luftzugs dachte. Sie duldete nicht, dass William auch nur in die Nähe eines Fensters kam. Aber immerhin war es so warm, als habe nun endlich der Sommer seinen Einzug gehalten. Sebastian drehte sich im Kreis, und William kreischte vor Vergnügen. Er saß in Sebastians Armbeuge und trug nicht einmal eine Windel!
    Esmes Herzschlag setzte aus. Sie entkleidete William niemals
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