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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
Autoren: Dora Heldt
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noch alles passiert.«
    »Gut.« Sein Lächeln verstärkte das Kribbeln. »Ach übrigens, Christine, wenn ich irgendwie einspringen kann, was die Vertretung
     hier angeht, also finanziell oder anders, dann sag Bescheid. Ich helfe dir gern.«
    Noch mehr Kribbeln, mein Nicken fiel deshalb schwach aus. Er kam etwas näher.
    »Und wenn diese ganze Geschichte vorbei ist, dann   …«
    »Was macht ihr denn hier im dunklen Flur?« Meine Mutter, gefolgt von Hanna, beide mit Tüten und Taschen beladen, stand plötzlich
     vor uns. Sie musterte erst mich, dann David und streckte die Hand aus. »Sind Sie ein neuer Gast? Herzlich willkommen. Sie
     sind doch wohl hoffentlich kein Vegetarier oder haben irgendwelche Allergien?«
    »Nein, nein«, David schüttelte ihr die Hand. »Ich esse alles. Guten Tag, mein Name ist David Bruhn, ich bin heute angekommen.«
    »Schön.« Sie nickte ihm kurz zu und ging an uns vorbei. »Kommst du, Hanna? Christine, du auch, wir müssen uns sputen.«
    Als die beiden verschwunden waren, berührte David mich kurz an der Schulter. »Du musst was tun. Bis später dann.«
    Ich sah ihm nach, wie er mit langen Schritten die Treppe hochlief. Ich hoffte, dass das Kribbeln mehr der Vorfreude auf ein
     gutes Ende der Dubai-Geschichte geschuldet war. Sich zu verlieben war im Moment keine gute Idee.
     
    Als ich zurück in die Küche kam, hörte ich nur noch den letzten Satz meines Vaters: »Und jetzt hat er wohl kein Geld mehr,
     muss aus dem ›Seesteg‹ ausziehen, macht Christine gefügig und bringt sie anschließend um.«
    Ich ließ die Tür lauter als nötig zufallen. Mein Vater hob den Kopf, sah erst mich, dann meine Mutter an und sagte: »Ist doch
     wahr.«
    Hanna stellte währenddessen lauter kleine Gläser mit Maiskolben auf die Arbeitsplatte. Ein Gefühl großer Dankbarkeit erfüllte
     mich für Jurek/Axel. Egal, welche Lebensmittel hier noch auftauchen würden, nichts war mehr gefährlich. Völlig entspannt überlegte
     ich, was man für wilde Geschichten mit essigsauren Maiskolben machen könnte. Nach dem letzten Glas drehte Hanna sich zu meinem
     Vater um.
    »Unser neuer Gast ist ganz seriös. Und hat selbst Geld. Da musst du dir keine Sorgen machen.«
    Wir sahen sie verblüfft an. Ungerührt stellte sie die nächste Tüte mit Einkäufen auf einen Stuhl.
    »Habt ihr heute keine Zeitung gelesen? In der ›Morgen post ‹ war ein Foto von ihm. Das ist David Bruhn. Seinem Bruder und ihm gehören jede Menge Zeitungen und Verlage. Christine, dabei
     fällt mir ein, bei dem könntest du dich eigentlich bewerben. Das ist doch nichts für dich, nur ab und zu eine Geschichte zu
     schreiben, du brauchst doch wieder eine richtige Arbeit.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Was für ein Foto?«
    »Ein Foto halt. Er steht da vor der ›Milchbar‹. Das hat Gregor Morell geknipst, zumindest stand Morells Name darunter. Das
     finde ich ja auch nicht gut, dass er mit seiner älteren Freundin hier ist und trotzdem arbeitet. Na, jedenfalls kann man dort
     erfahren, dass der pressescheue Verleger David Bruhn sich hier auf der Insel erholt. Von was auch immer, ich habe den Artikel
     nicht zu Ende gelesen, ich musste ja los.«
    »Ja, Christine, dann sprich ihn doch hier gleich auf einenJob an.« Meine Mutter war hellauf begeistert. »Das ist unheimlich praktisch. Wo er schon mal hier ist. Ist er denn nett?«
    »Ähm, ja, er   …«
    Ausnahmsweise war ich froh, dass mein Vater mir einfach ins Wort fiel. »Und wieso sucht so ein Mann eine Frau im Internet?
     Wieso findet er die nicht auf einem normalen Weg?«
    »Papa, er macht keine Internetbekanntschaften, genauso wenig wie ich. Du hast das in den falschen Hals gekriegt.«
    »Wie auch immer«, Hanna wischte die Einwürfe weg, »es geht uns ja auch gar nichts an. Lasst ihn mal in Ruhe, er soll sich
     schließlich erholen. Geld allein macht nicht glücklich. Wer weiß schon, wie so jemand sich fühlt. Vielleicht hat er auch Probleme
     oder Kummer. So, wer schält jetzt Zwiebeln? Hans-Jörg?«
    Sie war so eine kluge Frau.

Unter dem Vorwand, meine Schwester wecken zu müssen, hatte ich mich aus der Küche verzogen. Anscheinend bekamen Hanna und
     meine Mutter viel mehr mit, als ich ahnte. Im Gegensatz zu meinem Vater war ihnen aber das meiste völlig egal.
    Ines öffnete die Tür, bevor ich den Schlüssel gefunden hatte.
    »Ich wollte dich gerade wecken.«
    Sie trat ein Stück zur Seite, um mich hereinzulassen. »Ich habe gar nicht richtig geschlafen. Nur gedöst und
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