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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
Autoren: Dora Heldt
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Verlag hat mich extra
     angefordert, weil ich mit Verlagen Erfahrung und auch schon mal in Schweden gearbeitet habe. Und ich spreche die Sprache.
     Das ist ein sensationeller Job. Und was sind denn schon drei Monate? Sobald ich wieder da bin, ziehen wir um.«
    Ganz klar, nur dass mittlerweile die drei Monate schon fast um waren und Johanns Auslandsaufenthalt auf fünf Monate verlängert
     worden war. Und da Johann offiziell auch noch in Bremen wohnte und nicht bei mir in Hamburg, musste er an den wenigen Wochenenden,
     an denen ihn die Schweden mal rausließen, auch noch zwischen seiner und meiner Wohnung hin- und herfahren. Das wäre vielleicht
     alles gar nicht so schlimm gewesen, wenn auch ich einen sensationellen Job gehabt hätte. Nur leider hielten sich zurzeit die
     Sensationen bei mir in Grenzen. Nachdem einer von Johanns Berufskollegenden Verlag, in dem ich seit Jahren gearbeitet hatte, mit ähnlicher Euphorie saniert hatte, war ich meinen Job los und hielt
     mich jetzt mit dem Schreiben kleiner Kolumnen für eine Frauenzeitschrift über Wasser. Aber wirklich nur eine Handbreit über
     der Wasseroberfläche. Alles in allem war meine Situation im Moment höchst anstrengend, und ich gab Johann die Schuld dafür.
     Das war leichter, als einfach nur niedergeschlagen zu sein.
    »Christine? Bist du noch dran? Die Verbindung ist so schlecht.«
    »Das kommt davon, dass du in Schweden bist. Und ich in Hamburg.«
    Johann ignorierte meinen bissigen Ton. »Was machst du gerade?«
    »Nichts weiter.«
    »Aha. Hast du schlechte Laune?«
    »Nein.«
    »Das ist gut. Hast du deine Kolumne fertig?«
    »Wie soll ich bitte eine lustige Kolumne schreiben, bei der das Thema der Urlaub eines Paares ist? Ich hatte keinen Urlaub
     mit dir, du bist in Schweden.«
    »Ich weiß.« Er lachte. Es war nicht zu glauben. »Nimm doch unseren Sylt-Urlaub aus dem letzten Jahr.«
    »Sehr witzig. Das war kein Urlaub, das war eine Katastrophe.«
    »So schlimm war es auch wieder nicht. Lass ein paar Dinge weg, dann wird das doch ganz lustig. Du, hör mal, nächstes Wochenende
     kann ich hier eigentlich nicht weg. Wir kriegen das zeitlich sonst nicht hin, der Bericht für den Aufsichtsrat muss übernächste
     Woche fertig sein. Dafür komme ich danach für eine ganze Woche. Das ist doch schön, oder?«
    Na, toll! Wieder mal ein einsames Wochenende. Ich wollte zurückschlagen.
    »Da fahre ich mit Ines für zwei Wochen nach Dänemark.«
    Was redete ich eigentlich? Das war reinster Blödsinn. Ich konnte mich doch nicht ernsthaft bei der Wahl zwischen einer Woche
     Johann und zwei Wochen Ines für meine Schwester entscheiden. Johann schien aber bereit, es zu glauben.
    »Das ist doch nett«, sagte er in einem Ton, als ginge es ums Eisessen und nicht darum, dass wir uns noch länger nicht sehen
     würden, »Dänemark ist ganz toll im September. Das tut dir bestimmt gut.«
    In diesem Moment bezweifelte ich, dass er eine vage Ahnung von dem hätte, was mir guttat. Ich war einfach sauer. Auf ihn,
     auf mich, auf das Leben und auf die Schweden. Und weil ich schon mal dabei war, auch noch auf Dänemark.

Meine Schwester balancierte einen Pizzakarton, auf dem noch eine Tüte hin und her rutschte, eine Flasche Rotwein und ihre
     überdimensionale Schultertasche das Treppenhaus hinauf. An den Türrahmen gelehnt, sah ich ihr entgegen, sie atmete schwer
     und blickte zu mir hoch.
    »Dieses Treppenhaus macht mich wahnsinnig. Es wird wirklich Zeit, dass du umziehst.«
    Sie hatte keine Ahnung, wie recht sie damit hatte. Oben angekommen, reichte sie mir den Karton und die Tüte.
    »Mittwochs ist bei der großen Pizza immer ein Salat dabei. Gut, oder? Und den Rotwein gab es für sechs Euro. Apulienwoche
     oder so, habe ich gleich mitgekauft.«
    »Ich habe noch zehn Flaschen im Schrank. Und auch gute.«
    »Na ja«, sie ging an mir vorbei und warf ihre Tasche in den Flur, »wenn der Wein nicht schmeckt, machen wir einen von deinen
     auf.«
    Ich schob ihre Tasche mit dem Fuß an die Seite und folgte ihr in die Küche. Ines kramte Besteck aus der Schublade, holte Gläser
     und Teller aus dem Schrank und deckte den Tisch. Dann nahm sie mir den Pizzakarton aus der Hand.
    »Wo ist denn dein großes Messer?«
    »Fühl dich wie zu Hause«, antwortete ich, während ich mich setzte und dabei auf die Spüle deutete, »und das Messer liegt in
     der Spüle, weil ich eigentlich vorhatte, heute Abend ein bisschen Amok zu laufen.«
    Ines wischte die Klinge mit einem Spültuch ab und
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