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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
Autoren: Dora Heldt
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fünften Frühling, dabei war ihr Angebeteter in ganz anderer Mission unterwegs. Aber das musste Hans-Jörg ja nicht erfahren.
     Zumindest nicht im Moment. Obwohl er anscheinend mehr Dinge mitbekam, als wir geahnt hatten. Meine nächste Frage klang harmlos:
     »War Gisbert noch nicht da?«
    »Nö.« Hans-Jörg wischte sich die Hände ab und griff zur nächsten Schüssel. »Der kommt ja nicht mehr. Der ist beleidigt.«
    »Gisbert?« Überrascht sah ich ihn an. »Warum?«
    »Weil Herr Bernd ihm verboten hat, den Artikel über die Schlagerparty zu drucken. Und er darf Frau Stehler und HerrnMorell nicht fotografieren. Ich habe aber nicht verstanden, warum.«
    Das begriff ich jetzt auch nicht. Die Tür ging auf. Mein Vater und Kalli, die zusammen eine Bierkiste schleppten, platzten
     in unsere friedliche Zweisamkeit.
    »Hallo.« Mein Vater ließ die schwere Kiste plötzlich los und kugelte Kalli damit fast den Arm aus. »Wir haben mal ein bisschen
     Weizenbier gekauft. Das habe ich aus eigener Tasche bezahlt, also bitte nicht an die Gäste verteilen. Hans-Jörg, guck nicht
     so ängstlich, du kannst dir gerne mal eine Flasche nehmen.«
    Ich warf einen Blick auf Kalli, der sich den Arm rieb. »Es stehen drei Kisten im Vorratsraum. Und bei Pierre war gerade der
     Getränkelieferant. Wieso kauft ihr eigenes Bier?«
    »Pierre hat die falsche Sorte.« Mein Vater ließ die Kiste, wo sie stand, und setzte sich an den Tisch. Kalli schob das Bier
     erst mit dem Fuß ein kleines Stück zur Seite, bevor er Platz nahm. »Und Johann trinkt auch lieber dieses. Hat er sich denn
     schon gemeldet?«
    Heinz zeigte nicht die Spur von Hemmungen. Ich holte tief Luft und antwortete mit meiner süßesten Stimme: »Ja, Papa. Er kommt
     nicht.«
    »Wieso das denn? Hast du dich wieder mit ihm gestritten?«
    »Heinz, lass doch.« Kalli ertrug keine Missstimmung. Er legte meinem Vater die Hand auf den Arm und lächelte mich entschuldigend
     an. »Er meint es nicht so.«
    Ich ersparte mir eine Antwort und setzte stattdessen Teewasser auf. Mein Vater ging nicht auf das Friedensangebot ein.
    »Aber Johann wollte doch kommen. Das hat Ines mir gesagt.«
    »Er hat das Flugzeug verpasst. Angeblich. Wer weiß, was es noch für einen Grund gibt.«
    Plötzlich schob mein Vater die Gardine zur Seite. »Was macht der Mann denn auf dem Hof?«
    »Er wohnt jetzt hier.«
    David Bruhn kam auf die Eingangstür zu, mein feiger Vater ließ sofort die Gardine zurückfallen. Ich schüttelte den Kopf.
    »Zu spät. Er hat dich schon gesehen. Wie ein neugieriges Waschweib. Reiß dich zusammen, er ist ein Gast.«
    David öffnete die Küchentür, grüßte knapp und sagte: »Ich müsste dich mal sprechen.«
    Ich nickte ihm zu, trocknete meine Hände ab und folgte ihm in den Flur. Bevor ich die Tür hinter mir schloss, hörte ich die
     laute Stimme meines Vaters: »Flugzeug verpasst. Ha! Und zufällig wohnt diese Internetbekanntschaft schon hier. Für wie blöd
     halten einen die Kinder eigentlich? Wo stecken bloß Charlotte und Hanna? Was soll ich denn jetzt machen?«
    Ich schob David ein paar Schritte weiter von der Küchentür weg, die Dialoge von Heinz und Kalli konnte man nur verstehen,
     wenn man die beiden schon lange kannte.
    David blieb am Treppenaufgang stehen und sah mich fragend an. »Ärger?«
    »Nein. Mein Vater fühlt sich nur nicht umfassend informiert, dann wird er immer ein bisschen unwirsch. Was gibt es denn?«
    David lehnte sich an das Treppengeländer. »Ich weiß nicht genau, was das zu bedeuten hat, aber ich habe gerade versucht, mit
     Ralf Kühlke zu telefonieren. Er ist unterwegs, hat mir seine Sekretärin gesagt, er wäre erst am Wochenende wieder zu erreichen.
     In dringenden Fällen könnte ich ihn auf dem Handy anrufen. Ich habe es zweimal versucht, zweimal hat er mich weggedrückt.
     Und gerade eben ging er dran und sagte, es wäre jetzt schlecht, aber alles würde gut. Näheres in Kürze.«
    »Und was heißt das?«
    Ratlos sah er mich an. »Keine Ahnung. Er hat ja sofort wieder aufgelegt. Sollen wir uns jetzt Hoffnungen machen oder nicht?«
    Ich versuchte, mein Bauchgefühl zu befragen, es fühlte sich kribbelig an. Wie ein Gemisch aus Sich-Verlieben und kindlicher
     Vorfreude auf Weihnachten.
    »Wenn er gesagt hat, dass alles gut wird   …«
    David nickte und stieß sich vom Geländer ab. »Also hoffen wir?«
    Entschlossen blickte ich ihn an. »Vielleicht wird es ein guter Tag. Erst Jurek, das heißt Axel, jetzt Kühlke, wir warten ab,
     was
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