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Kein Schwein bringt mich um

Kein Schwein bringt mich um

Titel: Kein Schwein bringt mich um
Autoren: Martin Michael; Springenberg Bresser
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bezahlt hatte, flüsterte Karin: »Tut mir leid, wenn du dir noch Hoffnungen gemacht hast.«
    Ich dachte: Piss die Wand an!
    Ich sagte: »Alles in Ordnung, bis die Tage.«
    Â»Wir bleiben doch Freunde?«, fragte sie und legte noch einmal ihre Rechte auf meinen Arm.
    Â»Sicher«, antwortete ich dumpf und fühlte mich, als ob ich mich gleich übergeben müsste. Und das lag sicherlich nicht am Alkohol.
    Als der Taxifahrer mit suchendem Blick in die Kneipe trat, hob ich meinen Arm, blickte Karin ein letztes Mal in die Augen und sagte: »Freundschaft ist etwas Wunderbares. Kleiner Prinz und so. Man sieht nur mit dem Herzen. Voll mein Ding.«
    Â»Wir schwimmen auf derselben Wellenlänge, Dieter. Komm gut zu liegen.« Karin erhob sich und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Dann machte ich mich vom Acker.
    Der Taxifahrer gehörte nicht zur redseligen Sorte, sodass ich meinen Gedanken nachhängen konnte: Karins Abfuhr war endgültig gewesen. Doch seltsamerweise verspürte ich statt Trauer nun eine Leere, in der leichter Optimismus aufkeimte. Wenn Karin mich nicht mehr wollte, konnte ich mich neuen Dingen widmen. Ich war ihr egal, nur ein Freund. Die Bulderner würden die geplatzte Hochzeit bald vergessen haben. Mein Kopf wurde immer schwerer und das Nachdenken immer unproduktiver.
    Endlich rollten wir auf meinen Hof. Ich zahlte, schloss die Tür auf, tappte trunken vor Alkohol und Müdigkeit ins Schlafzimmer und warf mich in voller Montur aufs Bett.

Flash-in
    Am folgenden Morgen erwachte ich wie neugeboren, vom dicken Schädel einmal abgesehen. Der Anrufbeantworter teilte mir mit, dass Gurkennase bei Guido Matu übernachtet hatte.
    Als mich die Wellensittiche durch lautes Piepen auf die mangelhafte Ernährung hinwiesen, verdrückte ich in Gedenken an Otto innerlich eine Träne, fütterte die Piepmätze und telefonierte dann mit der Firma »Betreutes Dülmen«, der Eigentümerin von Ottos Wohnung. Eine freundliche Dame versicherte mir, dass für Ottos Begräbnis bereits alles in die Wege geleitet worden sei, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen. Die Trauerfeier würde am Donnerstag stattfinden, vorausgesetzt, die Leiche wäre bis dahin freigegeben.
    Als ich mich gerade den übrigen Tieren widmen wollte, klingelte es an der Tür. Auf der Schwelle stand eine junge Frau, Anfang dreißig, mit braunen Locken und noch brauneren Augen. Sie trug Diesel-Jeans und ein T-Shirt mit der Aufschrift »Flash-in«.
    Â»Hi.« Sie strahlte mich an. Ich war einen Moment paralysiert, bis sie »Kannst du auch sprechen?« fragte.
    Â»Ã„h, hi«, antwortete ich einfallsreich. »Kennen wir uns?«
    Â»Ich bin Vanessa und habe die Kneipe neben der Kirche gekauft.«
    Â»Die steht doch seit Jahren leer«, zeigte ich profunde Lokalkenntnis.
    Â»Korrekt.«
    Â»Und weiter? Kommst du hier aus der Gegend?« Ihre Antwort hatte mein Informationsbedürfnis nicht komplett gestillt.
    Â»Nee, meine Familie stammt zwar aus Dülmen, aber wir sind schon vor Jahren nach Osnabrück gezogen. Mein Onkel ist als Einziger hiergeblieben. Beim letzten Höflichkeitsbesuch bin ich durch Buldern gefahren und habe das alte Schätzchen entdeckt. Ich brauchte nicht lange zu überlegen, dann stand mein Entschluss fest. Oh, das sind aber süße Piepmätze.« Sie hatte Ottos Vermächtnis entdeckt und steckte ihren Finger in den Käfig.
    Als die Vögel Vanessas Finger blutig gehackt hatten, fuhr sie fort: »Ich werde dort eine Schlagerkneipe aufmachen. Ist zwar noch viel Arbeit, aber ich freu mich drauf.«
    Â»Eine Schlagerkneipe in Buldern? Unser Dorf hat gerade mal ein paar tausend weit verstreute Einwohner. Meinst du, das lohnt sich?«
    Â»Sicher«, erwiderte sie und schlug mir kumpelhaft auf den Arm. »Allein die Schüler im Bulderner Schloss. Die haben hier doch überhaupt keine vernünftige Möglichkeit, zu chillen. Und Schlager liegen voll im Trend.«
    Â»Du wirst schon wissen, was du machst«, sagte ich, auch wenn ich nicht vollends überzeugt war. »Und was kann ich für dich tun?«
    Â»Ich klappere alle Haushalte ab und mache Werbung.« Sie drückte mir einen Flyer in psychedelischen Farben in die Hand. »Flash-in« sollte die Kneipe heißen. Das erklärte den T-Shirt-Aufdruck. Eröffnung in drei Monaten.
    Â»Ich werde da sein«, ließ ich gut gelaunt durchblicken.
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