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(K)ein Mann fuer die Liebe

(K)ein Mann fuer die Liebe

Titel: (K)ein Mann fuer die Liebe
Autoren: Kelly Hunter
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kannst du die Vergangenheit nicht endlich ruhen lassen?“, fragte sie tonlos. „Weshalb musst du dich immer als Opfer darstellen? Die betrogene Ehefrau. Die verletzte Mutter. Vater ist tot. Und trotzdem triffst du jede Entscheidung so, als könntest du ihn noch damit treffen. Kannst du nicht einmal ein bisschen weiter blicken? Erkennst du wirklich nicht, was für einen Scherbenhaufen du hinterlässt?“
    â€žHannah, nicht hier“, mahnte Cole leise.
    â€žWarum nicht hier? Sie ist es doch, die unsere familiären Probleme öffentlich gemacht hat. Sie wäscht unsere schmutzige Wäsche vor den Augen der Mitarbeiter und trägt ihre Bitterkeit und Rachsucht in die Firma. Das ganze Wochenende über habe ich dir und Derek zugehört, und auch Mutter. Jetzt werdet ihr einmal mir zuhören. Cole, du hast meine völlige Unterstützung bei allem, was der Firma wieder auf die Beine hilft. Und da wir zusammen sechzig Prozent der Geschäftsanteile halten, dürfte der Gedanke an ein Misstrauensvotum vom Tisch sein. Mutter, es tut mir leid, wenn du meine Haltung als persönlichen Verrat auffasst, aber deine Entscheidung ist einfach falsch. Es schadet der Firma, und es ist Cole gegenüber höchst ungerecht. Und auch mir gegenüber. Lass die Vergangenheit endlich hinter dir, oder halte dich aus unserem Leben heraus. So, und jetzt können wir weitermachen.“
    Hannah griff nach dem Strategiepapier, das vor ihr lag, und hielt es hoch. „Ich gehe davon aus, dass Sie alle den Inhalt dieses Konzepts am Sonntag durchgearbeitet haben. Also, lassen Sie uns darüber sprechen, wie wir die Firma retten können. Ich möchte um fünf Uhr fertig sein.“
    Jolie hörte Coles Nachricht auf dem Anrufbeantworter erst am Montagmorgen ab. Zweimal ließ sie das Band zurücklaufen und spielte es noch einmal ab. Dann ging sie zur Arbeit und hatte den ganzen Tag über wunderbare Ideen, die weitersprudelten, als sie zurück nach Hause kam. Also griff sie zu ihren Zeichenstiften und brannte darauf, ihre Vorstellungen zu Papier zu bringen.
    Doch sie wusste, dass es nicht nur Arbeitseifer war, der sie antrieb. Noch ein anderes, fremdes Gefühl hatte sich in ihrem Innern ausgebreitet, und sie hoffte, es zu erkennen, während sie zeichnete. Erst dann, wenn sie sicher war, was sie empfand, wollte sie Cole zurückrufen.
    Nachdenklich schenkte sie sich ein Wasser ein, doch im nächsten Moment hatte sie es schon vergessen. Leise zischend zerplatzten kleine Luftbläschen am Glasrand.
    Voller Vorfreude ließ sie die Finger über das handgeschöpfte, dicke Papier gleiten. Es war von allerbester Qualität, und ausnahmsweise scherte Jolie sich nicht darum, was es gekostet hatte – für diesen Zweck war es das wert. Sie fühlte sich, als würde ihr Herz zerbersten vor lauter überschäumenden Gefühlen, wenn sie nicht sofort zeichnete. Also griff sie zu ihren Kohlestiften und begann.
    Mit ein paar Strichen entwarf sie eine junge Frau, die in zerrissenen Jeans und T-Shirt bäuchlings auf dem eisigen Gipfel eines Gletschers lag. Verzweifelt hatte sie die Hand ausgestreckt nach einem Krieger in engen Hosen und derben Stiefeln, der versuchte, zu ihr hinaufzusteigen. An seinem breiten Ledergürtel hingen Schwerter, Streitäxte und Eispickel.
    Der breite, in unzähligen Einzelheiten gezeichnete Rücken des Kriegers ließ seine Kraft und Männlichkeit erahnen ebenso wie das Spiel seiner Muskeln. Mit wenigen Schritten könnte er die Hand der einsamen Frau erreicht haben. Um die beiden Figuren herum tobte ein eisiger Wind. Entschlossen tauchte Jolie die Szenerie in dunkles Blau, Schwarz und bedrohliches Grau. Dieses Bild nannte sie Vertrauen .
    Wie im Wahn griff sie nach dem nächsten Blatt. Wieder zeichnete sie mit wenigen, eindrucksvollen Strichen die junge Frau, dieses Mal in inniger Umarmung mit dem Krieger. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich Erstaunen, Leidenschaft und Freude. Jolie gab dem Bild den Titel Entdeckung .
    Wieder ein neues Blatt, wieder die junge Frau. Sie kauerte auf dem schneebedeckten Berggipfel und hatte den Kopf schützend zwischen die Beine gebeugt. Über ihr tobten fliegende Dämonen, die sich vom Wind treiben ließen. Mit seinem Schwert in der Hand hatte der Krieger den Kampf gegen die Monster aufgenommen, seine Miene zeigte grimmige Entschlossenheit. Doch der Kampf war aussichtslos, er hatte keine Chance gegen die
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