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Kein Kerl zum Verlieben

Kein Kerl zum Verlieben

Titel: Kein Kerl zum Verlieben
Autoren: Nan Dee
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auf und ab und schien ein lebendiges Wesen zu sein. Er holte auf und kam Ricarda näher. Ein Fetzen seines Verstandes fragte sich, ob es klug sei, so dicht zusammen über die Brücke zu gehen und das Gewicht, das auf den – morschen? – Planken lastete, sozusagen zu verdoppeln. Ricarda wandte leicht den Kopf, um nach ihm zu sehen und kam nach links ab. Ihr Fuß in dem einfachen Latschen berührte die grüne, glitschige Fläche und rutschte wie auf Eis weg. Sie riss die Arme hoch, obwohl das Seil seitlich von ihr verlief und wäre gestürzt und wahrscheinlich von der Brücke geglitten, doch Oliver sprang auf sie zu und hielt sie fest. Er presste sie ans Seil, das verdächtig knarrte und holte tief Luft.
    „Atmen!“, befahl er, weil Ricarda ihn mit großen Augen anstarrte und vergaß, Luft zu holen.
    „Mann, das war knapp, oder?“
    „Ach, keine Gefahr. Alles in Ordnung“, log er. „Komm, wir gehen zurück, das reicht als Nervenkitzel.“
    Ricarda beruhigte sich schnell wieder. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie in Gefahr gewesen war und beinahe abgestürzt und im schäumenden, viel zu flachen Wasser aufgekommen wäre. Den Latschen hatte sie nicht verloren, alles war gut. Sie schüttelte den Kopf. „Ich gehe rüber“, sagte sie stur wie ein kleines Kind. Langsam ging sie weiter bis zur anderen Seite und wartete auf Oliver, der ihr zögernd folgte. Dort umklammerte sie Oliver mit eiskalten Fingern, aber lächelnd. Auch wenn das Lächeln etwas verunglückt wirkte. „Mutig, mutig“, lobte sie ihn.
    „Mutig warst DU!“ Er musste sich räuspern. „Respekt, Lady!“
    Sie beruhigten einige Momente ihre adrenalingesättigten Kreisläufe, lachten, froh es geschafft zu haben. Der Rückweg konnte nur noch ein Kinderspiel sein. Wild und ausgelassen umarmten und küssten sie sich. Dann liefen sie über die schwankende Konstruktion zurück und versuchten, fotogen zu lächeln. Ricarda gab John einen Klaps, der zwar spielerisch sein sollte, aber viel zu hart war. „Tolle Idee, jetzt sind wir in der richtigen Stimmung, wie du es wolltest. Aber das nächste Mal kommst du mit, kapito?“
    John lachte. „Never!“
    Sie kamen zu einem Restaurant und entschieden, Mittag zu essen, bevor sie am nahen Wasserfall die Aufnahmen machten. Es war zwar noch früh, aber so konnten sie anschließend die Arbeit ohne Pause durchziehen. John erzählte beim Essen, wie er als junger Mann beinahe am Grand Canyon in die Tiefe gestürzt wäre. Ricarda kam sich auf einmal klein vor, sie war bisher nur auf Mallorca gewesen, sonst nichts. Aber sie hatte heute Mut gezeigt und diese Hängebrücke bezwungen, darauf war sie stolz.
    Endlich erreichten sie den Wasserfall. Aus etwa zwanzig Metern Höhe fiel der nicht schmal gewordene Fluss von einem vorhängenden Felsen in die Tiefe. Das Wasser klatschte in einen See mit sandigem Ufer. John als Master Pic positionierte sich ein Stück vom Ufer entfernt und baute drei Kameras nebeneinander auf. Er gab Anweisungen, wie sich Oliver und Eyleen an den Wasserfall stellen sollten. Eyleen trug nur noch einen Bikini und Oliver Badeshorts. John knipste jetzt wie besessen und gab pausenlos Anweisungen. Oliver musste unter den Wasserfall und sich das nasse Haar aus dem Gesicht schütteln. John fotografierte ihn allein, mit Eyleen, mit seinem Arm um Eyleen, allein unter dem Wasserfall, mit Eyleen unter dem Wasserfall.
    Ricarda schaute sich derweil das Naturschauspiel an. Sie erinnerte sich nicht mehr so genau an den Film The Beach , um sagen zu können, ja, es war dieser Wasserfall gewesen, aber sie glaubte Oliver und John. Beeindruckend war er allemal.
    Master Pic kam zum Ende und winkte mit dem Arm. „Okay, alles im Kasten, das war’s. Kommt zurück. Ahrg ...!“, brüllte er plötzlich und stürzte zu Boden.
    Eyleen hatte gerade mit Oliver das Ufer erreicht und schrie ebenfalls wie am Spieß auf. Sie warf sich in den Sand. „Man hat auf ihn geschossen! Er wurde erschossen!“
    „Was?“, rief Ricarda, sie verstand nicht, was los war. „Wer erschießt hier wen?“ Ratlos und hilflos schaute sie zu Oliver, der die Schultern hob und den Blick schweifen ließ.
    Sein Assistent erreichte John und kniete sich neben ihn.
    „Eine Schlange, eine Schlange!“, rief John jetzt. „Eine Schlange hat mich gebissen!“
    „Hast du sie gesehen?“, fragte Oliver John.
    Der wiederholte nur: „Eine Schlange! Sie hat mich ins Bein gebissen!“
    „Und du?“, fragte Oliver jetzt den Assistenten.
    „Ich
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