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Kein Kerl zum Verlieben

Kein Kerl zum Verlieben

Titel: Kein Kerl zum Verlieben
Autoren: Nan Dee
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wenn man das Gleichgewicht verlor. Die gesamte Konstruktion sah aus, als könnte sie kaum ein kleines Kind tragen. In der Tiefe rauschten die trüben Wasser eines Flusses, sonst war nichts zu hören und nichts zu sehen. Kein Mensch ließ sich blicken, kein Tier. Am Himmel kreiste kein Vogel und selbst die Insekten schienen um diesen Ort einen Bogen zu machen.
    Ricarda umklammerte aufgeregt Olivers Arm. „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten mit Kathleen Turner und Michael Douglas!“, keuchte sie.
    „Was ist los?“, fragte Oliver und sah sie an, als hätte sie gesagt, ein UFO sei gelandet und die Aliens bäten zu Tisch.
    „Ein Kinofilm, schon etwas älter. Mit einer irren Hängebrücke.“ Sie sah Oliver mit glänzenden Augen und geröteten Wangen an. „Sie flieht mit dem Kerl, einem Vogelhändler, vor Banditen durch den Dschungel und steht plötzlich vor einer alten morschen Hängebrücke. Es gibt nur den Weg nach vorn, die Banditen kommen immer näher und schießen schon.“
    „Aha.“ Oliver schaute sie weiter an und wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte.
    „Ich geh‘ rüber!“ Ricarda nickte zu ihren Worten, drehte sich zu Master Pic und nickte ihm zu. „Ich geh‘ rüber.“
    Master Pic hob den gestreckten Daumen und nickte auch. „Great!“
    Sie sah einfach nur atemberaubend aus, fand Oliver. „Dann gehe ich auch“, sagte er.
    „Ich mache Fotos“, freute sich John. Sein Assistent Somdet schüttelte den Kopf, er und der Fahrer zogen sich in den Van zurück, Eyleen folgte ihnen, irgend etwas auf thailändisch vor sich hin murmelnd. Es klang nicht freundlich. Sie beobachteten das Geschehen durch die Fenster.
    Ricarda sagte sich in Gedanken, dass keine Gefahr bestand. Sicher gingen täglich Leute über die Brücke, das hier war ein Nationalpark und Touristengebiet. Da durfte eine Brücke nicht brechen oder abstürzen. Das war schlecht für das Image, verschreckte die Touristen. Gab es in Thailand einen TÜV? Gab es in Thailand Brückenunfälle? Was wusste sie schon.
    Sie setzte einen Fuß auf die Bretter, die dünn wie Brotscheiben aussahen und zog den zweiten nach. Sie hatte keine Ahnung, was die anderen taten, was in der Umgebung passierte, ob die Welt einstürzte; sie konzentrierte sich nur auf sich und die Holzbohlen. An den äußeren Enden glänzten die Bretter grünlich und schienen von Moos bewachsen. Dort war es glitschig, sie musste in der Mitte bleiben. Es lag ihr fern, anzugeben, sie wollte auch sich selbst nichts beweisen, sie wollte nur wie Kathleen Turner in dem Film über die Brücke gehen. Den Film hatte sie als Teenager mehrmals gesehen und ihn geliebt.
    Oliver war dicht hinter sie getreten, stand aber noch auf festem Boden. „Vielleicht sollten wir es lieber lassen?“
    „Quatsch“, rief Ricky ohne sich umzudrehen und machte einen Schritt nach vorn. Durch die Gewichtsverlagerung sackte der vordere Teil der Hängebrücke nach unten und gab ihr für einen Sekundenbruchteil das Gefühl zu fallen. Sie schrie auf und streckte instinktiv die Hand nach dem Seil aus. Ihre Finger umklammerten krampfhaft den rauen Strick und wurden weiß wie Milch. Ricarda wartete einen Augenblick, bis ihr wie ein Presslufthammer pochendes Herz sich etwas beruhigte.
    „Mann!“, Oliver atmete laut aus und stand zur Salzsäule erstarrt. Seinem Verstand war auch klar, dass eigentlich nichts passieren konnte, eigentlich ... Doch wenn wirklich etwas passierte, könnte er niemals so schnell bei Ricarda sein, um sie zu halten und vor dem Sturz in die Tiefe zu bewahren. Das wäre das Ende. Aus fünfundzwanzig oder dreißig Metern in einen Fluss zu fallen, der kaum einen Meter tief war und aus dem Felsen herausragten, wie Stacheln aus einem Igel, konnte kein Mensch überleben.
    John hielt die Kamera schussbereit und lachte. Er schien das alles für einen Riesenspaß zu halten. Jetzt machte er zwei Fotos, eins von Ricarda und eins von Oliver. „Nun geht schon hinüber und kommt zusammen zurück. Lächelt dabei in die Kamera“, rief er laut.
    ‚Das kannst du haben‘, dachte Ricarda. ‚Jetzt reiß dich zusammen. Oliver steht hinter dir. Im wörtlichen und im übertragenen Sinne!‘ Sie holte zischend Luft und fuhr sich über die Stirn. Dann ging sie, breitbeinig wie ein Seemann, der eine Hafenkneipe ansteuert, über die Brücke.
    Oliver sah ihr nach und pfiff durch die Zähne. Was für ein Weib. Er nahm all seinen Mut zusammen und folgte ihr. Die Brücke schwankte gefährlich hin und her und
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