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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten
Autoren: H Coben
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Kelsh.«
    Von Debi Ache zu Serena Kelsh. Ich prägte mir den neuen Namen ein. »Und weiter?«
    »Sie hat gesagt, sie ist Unterwäsche-Model – und eins kann ich Ihnen sagen, Myron, vom Aussehen her – also holla.« Er senkte den Kopf. »Merken Sie schon, worauf das rausläuft?«
    »Tun wir einfach mal so, als würde ich nichts merken, Super D. Wie haben Sie sie kennen gelernt?«
    »Sie war bei einem Spiel von uns.«
    »Im Madison Square Garden?«

    »Nein, im Meadowlands, als wir gegen die New Jersey Nets gespielt haben. Gleich hier die Straße runter.«
    Clever, dachte ich. Das ist viel unauffälliger. Die Wahrscheinlichkeit erkannt zu werden ist viel geringer. »Sie ist blond, stimmt’s?«
    »An dem Abend war sie das nicht.«
    »Ach?«
    »Serena hat eine braune Perücke getragen. Und eine Sonnenbrille. Sie hat sich immer verkleidet, wenn sie zu einem Spiel gekommen ist.«
    »Und nach dem Spiel ist Sie dann zu Ihnen gekommen?«
    »Genau.«
    »Und Sie wussten nicht, dass sie verheiratet ist?«
    »Zu Anfang nicht.«
    »Und ihr Verhalten – das Verkleiden – hat Sie nicht misstrauisch gemacht?«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Soll ich Ihnen die Wahrheit sagen?«
    »Klar, Super D, wir sollten versuchen, so ehrlich wie möglich zu sein.«
    »Es hat mich nicht weiter interessiert. Passen Sie auf, ich war mit vielen Mädchen zusammen, ja? Mädchen, Myron, Mädchen.«
    »Verstehe. Und sie war eine Frau.«
    »Und nicht irgendeine Frau. Ich bin zweiundzwanzig. Auf der Highschool und im College bin ich mit reichlich Mädchen zusammen gewesen. Wir haben’s auf dem Autorücksitz getrieben oder schnell mal im Zimmer, wenn mein Mitbewohner weg war. Aber mit ihr, mit Serena …«, seine Stimme bebte vor Ehrfurcht, »… sie hat mir heiße Bäder eingelassen. Sie hat Parfums und edle Öle benutzt. Sie wusste, wie man so was zu einem bleibenden Erlebnis macht, Myron, verstehen Sie? Es war, als hätte ich mein Leben lang in einer muffigen, kleinen YMCA-Turnhalle gespielt,
und auf einmal steh ich vor einer begeisterten Menschenmenge im ausverkauften Madison Square Garden.«
    »Was für ein Schock«, sagte ich.
    »Sind Sie ihr mal begegnet?«
    Ich nickte. Allerdings. »Wann haben Sie erfahren, dass sie verheiratet ist?«
    »Etwa eine Woche nachdem wir uns kennen gelernt hatten.«
    »Aber das hat Sie nicht gestört?« Ich versuchte, nicht allzu vorwurfsvoll zu klingen.
    »Ich wusste ja nicht, wer ihr Mann ist.«
    »Haben Sie sie geliebt?«, fragte ich.
    Er verzog das Gesicht, als hätte er nie zuvor über diese Möglichkeit nachgedacht. »Ich hab geliebt, was wir gemacht haben«, sagte er schließlich. »Ist das nicht dasselbe?«
    Gute Frage. Ein weiserer Mann hätte vielleicht sogar die Antwort darauf gewusst. »Und wann haben Sie erfahren, dass sie mit diesem berüchtigten Mafiaboss verheiratet ist?«
    »Ein paar Wochen später. Aber ich hatte ja, wie gesagt, noch nie was von Frank Ache gehört.«
    »Und wie sind Sie dann dahintergekommen, wer der Mann ist?«
    »Serena hat es mir erzählt. Sie hatte Angst, er kommt dahinter.«
    »Und da haben Sie es mit der Angst bekommen?«
    Wieder zuckte Super D die Achseln. Immer noch gleichgültig. Wahrscheinlich hielt er sich für mutig. Aber das war er nicht. Er war ein Superstar. Er war sein Leben lang verhätschelt und beschützt worden. Er war etwas Besonderes. Er hatte gelernt, dass er sich einfach nehmen konnte, was er wollte. Niemand schlug ihm etwas ab. Ganz egal, ob die Frau einem anderen Mann gehörte. Ganz egal, wie gefährlich dieser Mann auch sein mochte, Super D war jung, unbesiegbar und unsterblich. Meine
Damen und Herren Geschworenen, ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf einen Punkt lenken: Er hat sich selbst als »Super D« vorgestellt. Wenn jemand so etwas tut, wenn jemand sich selbst als Super vorstellt, als wäre es das Normalste der Welt, werden Gefahr und Tod zu abstrakten Begriffen und damit zu Dingen, die nur anderen Menschen widerfahren.
    »Nur so aus Neugier«, sagte ich. »Wie haben Sie das angestellt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Debi Ache – Ihre Serena – ist mit einem einflussreichen Gangster verheiratet. Wie wollte sie das vor ihm geheim halten?«
    »Sie war sehr vorsichtig. Wir sind in Hotels gegangen – jedes Mal in ein anderes. Und sie ist immer unter ihrem falschen Namen aufgetreten.«
    »Serena Kelsh?«
    »Genau, Serena Kelsh. Den hat sie immer benutzt. Sie hat auch Kreditkarten auf diesen Namen. Ich glaube, unter dem Namen hat sie
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