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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten
Autoren: H Coben
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hochnäsigen Akzent, der nicht so sehr zu einer bestimmten geografischen Region gehörte, sondern eher zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht.
    Myron saß neben ihm. Es war Halbzeit im Finalspiel der NBA-Meisterschaft. Die New York Knicks lagen 23 Punkte zurück.
    »Und was?«, fragte Myron, während er weiter seine Dorito-Chips kaute.
    »Jemand hat behauptet, Michelle Pfeiffer sei die schärfste Catwoman gewesen.«
    Myron sah ihn schockiert an. »Du lügst.«

    »Ein Mitarbeiter«, sagte Win mit einem bedächtigen Nicken. »Jemand, dem ich bisher Respekt entgegengebracht habe.«
    »Ist er jung?«
    »Jugend ist keine Entschuldigung, Myron.«
    »Aber vielleicht hat er die Original- Batman -Serie nie gesehen. Vielleicht hat er nie Julie Newmar in einem Catsuit gesehen.«
    Win dachte darüber nach. »Wenn das stimmt«, gestand er mit einem bedauernden Kopfschütteln ein, »in was für einer Welt leben wir dann? Wer ist für die Erziehung unserer Kinder verantwortlich?«
    »Es ist erschütternd«, pflichtete Myron bei.
    Win zappte weiter bis zu einer Simpsons -Wiederholung. Troy McClure heiratete Selma Bouvier und trat in der Musicalversion von Planet der Affen auf. Als er in der Schlussszene sang, dass er alle Affen »from chimp-an-A to chimp-an-Z« hasste, summte die Gegensprechanlage des Empfangs. Win nahm den Ruf entgegen.
    »Ja?«
    »Sir, hier sind zwei Polizisten, die Sie sprechen wollen«, sagte der Pförtner.
    Win sah Myron an. Der zuckte die Achseln. »Schicken Sie sie rauf.«
    Die Polizisten waren alte Bekannte von Myron und Win. Die Detectives Roland Dimonte und Stuart Krinsky von der Mordkommission des NYPD. Beide Männer schlüpften sofort in ihre gewohnten Rollen. Krinsky setzte sich, zückte seinen Notizblock und schwieg. Myron hätte nicht sagen können, ob der Mann Polizist oder Stenograf war. Roland Dimonte – Myron nannte ihn Rolly, weil er ihm auf die Nerven ging – ließ den harten Macker heraushängen, indem er auf seinem Zahnstocher herumkaute. Dimonte hatte immer einen Zahnstocher im Mund und trug hochhackige Schlangenlederstiefel, wie es die Gehemmten und Lebensunlustigen gerne tun.

    Dimonte verschwendete keine Zeit. Er deutete auf den Fernsehapparat. »Sind das die Simpsons?«
    »Ja.«
    »Die Serie kapier ich einfach nicht«, sagte Dimonte.
    »Nein«, sagte Win. »Das können Sie auch nicht.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Was ist los, Rolly?«, fragte Myron.
    »Nicht viel«, sagte Dimonte.
    »Oh, dann ist das wohl nur ein Freundschaftsbesuch unter Gentlemen«, sagte Win. »Ich muss die Limonade kalt stellen.«
    »Ich dachte nur«, sagte Dimonte, »dass Sie sich das Spiel angucken.«
    »Tun wir auch«, sagte Myron. »Es ist gerade Halbzeit.«
    Dimonte musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Haben Sie da etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Ohne Super D werden die Knicks abgeschlachtet«, sagte Myron.
    »Das ist Ihnen also aufgefallen?«
    Myron sah Win an. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich besondere Fähigkeiten habe.«
    »Aber du hast mir nicht verraten, worin die bestehen.«
    Dimonte sagte. »Sind Sie jetzt fertig?«
    »Jetzt sagen Sie schon, was los ist, Dimonte. Ich bin nicht in Stimmung für Ratespiele.«
    »Super D ist nicht zum Spiel erschienen.«
    »Das ist uns auch schon aufgefallen.«
    »Nein, Sie verstehen mich nicht. Er ist im Madison Square Garden gewesen. Er war irgendwie nervös. Dann hat er sich bei seinem Mannschaftskameraden, einem J. R. Thompson erkundigt – er ist ein Klient von Ihnen, stimmt’s, Myron?«
    »Ja.«
    »Er hat sich bei Thompson nach Ihnen erkundigt. Und ihm gesagt, dass er sich heimlich mit Ihnen treffen will.«

    »Wann?«
    »Wann was?«
    »Wann sollte dieses Geheimtreffen stattfinden?«
    Dimonte verfiel in ein abgehacktes William-Shatner-Stakkato: »Gleich danach. Super D. Hat sich rausgeschlichen. Ängstlich. Nervös. Rausgeschlichen. Wollte Sie treffen. Allein.« Er brach ab, kaute noch etwas auf seinem Zahnstocher herum und lächelte Myron an. Krinsky blickte von seinem Notizblock auf.
    »Sind wir jetzt da, wo jemand sagen müsste: ›Uh-oh‹?«, fragte Myron.
    »Immer noch der alte Komiker, was, Bolitar?«
    »Und ein faszinierendes, neues Gesangstalent«, fügte Win hinzu.
    Myron winkte mit gespielter Bescheidenheit ab.
    »Zwei Stunden nachdem er den Madison Square Garden verlassen hatte, hat Super D den Trainer angerufen«, fuhr Dimonte fort. »Er hat gesagt, dass er zu Spielbeginn wieder da ist. Seitdem hat niemand mehr was von
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