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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg
Autoren: Kehrer
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Wirtschaftsministerium bislang alle Exporte abgesegnet hat. Wenn die keine Bedenken hätten, warum sollte er dann welche haben.«
    »Eine schmutzige Hand macht die nächste dreckig.«
    »So ähnlich.«
    »Und wo liegt das Problem?«
    »Ich glaube, sie wollen mehr.«
    »Die Araber?«
    »Ja. Maschinenteile, Materialien, die eindeutig militärisch genutzt werden.«
    »Und Jochen weigert sich?«
    »Vermutlich. Wie gesagt, er spricht nicht mit mir darüber.«
    »Dann wäre er doch aus dem Schneider.«
    Kiki lächelte matt. »Sie haben ihn in der Hand. Kannst du dir vorstellen, was es bedeuten würde, wenn eine deutsche Illustrierte Fotos erhielte, die Grohü-Maschinen in einer Waffenfabrik zeigen? Die Grohü GmbH wäre am Ende.«
    Ich lehnte mich im Sitz zurück und dachte nach. Dann träumte ich von Nellie, weißem Strand und Palmen.
    »Wenn ich ehrlich sein soll«, sagte ich nach einer Weile, »ist es mir scheißegal, ob die Grohü GmbH den Bach runtergeht. Eine Waffenschmiede weniger auf der Erde, kein Verlust für die Menschheit. Du könntest zur Abwechslung mal ein bißchen als Juristin arbeiten.«
    »Darum geht es nicht«, zischte Kiki. »Ich kann auf die Millionen verzichten. Es geht um Jochen. Wir müssen ihn aus dieser Zwangslage befreien, von mir aus auch gegen die Interessen der Firma. Ich möchte nicht, daß er sich weiter in schmutzige Geschäfte verstrickt.«
    Ich seufzte. Während meiner Zeit als Privatdetektiv hatte ich eine ganze Menge Fälle bearbeitet. Ich konnte nicht sagen, daß es darunter einen gab, der mir weniger Spaß gemacht hätte.

III
    Das Kreuzviertel sah aus wie immer. Rund um die Kreuzkirche kultivierte man italienisches Lebensgefühl, hockte auf der Straße vor der Eisdiele, der Pizzeria und den vier Kneipen. Vor dem Turm saßen die ewig gleichen Studienräte und Ärztinnen, die früher mal politisch aktiv und später friedensbewegt waren, während sie heute darüber diskutierten, wie sie renitente Mieter aus ihren Häusern klagen konnten oder welche Aktienfonds die rentabelsten waren. Der eine und die andere hoben müde die Hände, als ich im Taxi vorbeifuhr.
    Ich bat den Taxifahrer, meine Taschen in die Wohnung zu tragen.
    »Sportunfall?« fragte er.
    »Berufskrankheit«, sagte ich.
    Vor zwei Monaten war ich in die Karibik abgedüst, und ein bißchen Heimatgefühl überkam mich dann doch, als ich durch meine angestaubte und muffige Wohnung humpelte. Ich riß die Tür zur Terrasse auf und ließ mich in den Schaukelstuhl fallen. Der Garten hatte meine Abwesenheit genutzt, um den Urwald in sich zu entdecken. Die Nachbarn zerrissen sich wahrscheinlich das Maul darüber. Sollten sie! Ich nahm einen Schluck aus der Flasche Bier, die ihren Tiefschlaf im Kühlschrank gehalten hatte. So schlecht war das Leben in Münster nicht. Ich durfte nur nicht an Warenfeld denken.
    Am liebsten hätte mich Kiki direkt dorthin mitgenommen, aber ich hatte mir einen Abend in Freiheit und Frieden ausbedungen. Morgen abend, anläßlich einer Familienfeier – Jochens jüngerer Bruder Ludger hatte Geburtstag – würde dann mein Auftritt kommen: der reumütig zurückgekehrte Verwandte klopft an die Tür seiner angeheirateten Familie. Welch ein Schmierentheater!
    Das Telefon klingelte. Das konnte nur meine Schwester sein. Vermutlich hatten die Araber nicht mehr warten wollen.
    Ich hastete ins Wohnzimmer.
    Eine bekannte Frauenstimme sagte: »Georg! Schön, daß du wieder da bist!«
    »Sigi! Woher weißt du, daß…«
    »Münster ist klein, hast du das vergessen? Ich saß gerade im Toms Diez, als Wolfgang reinschaute. Er kam vom Turm und erzählte, daß ein ziemlich braungebrannter Georg Wilsberg im Taxi vorbeigefahren sei.«
    Ich lachte. »In Münster bleibt wirklich nichts verborgen. Wie geht’s dir?«
    »Gut. Die Detektei läuft ausgezeichnet. Ich mußte mich schon nach Aushilfskräften umschauen.«
    »Freut mich für dich.«
    »Ich könnte einen Partner gebrauchen. Willst du nicht wieder einsteigen?«
    »Oh nein, ich bin raus aus dem Geschäft. Außerdem schaffe ich die hundert Meter in knapp zwei Minuten.«
    »Du könntest im Büro arbeiten, die Klienten betreuen und so.«
    Ich sagte Sigi, sie solle mal die Luft anhalten. Ich hätte meinen Urlaub sowieso nur kurzzeitig unterbrochen und sei sozusagen auf dem Sprung zurück in die Karibik. Sie wollte natürlich wissen, was der Grund für mein Zwischenspiel in Münster sei, und ich kam nicht umhin, ihr das Nötigste über die internationalen Verflechtungen der
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