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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg
Autoren: Kehrer
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ehrlich empört. »Okay, Texas hat ihm eine Abreibung verpaßt. Ich lasse mich doch nicht von so einem Fredi zusammenscheißen. Aber er lebte, als wir gingen. Und er lag neben der Presse. Ich kann ja Zeitung lesen. Ich weiß, was mit Große-Hülskamp passiert ist. Aber das waren wir nicht, das schwöre ich beim Leben meiner Mutter, Herr Hauptkommissar.«
    Stürzenbecher lachte höhnisch. »Nur schade, daß es keinen Zeugen gibt, der Jochen Große-Hülskamp nach Ihrem Besuch lebend gesehen hat.«
    »Einen gibt es, Herr Hauptkommissar: den Mörder. Fangen Sie den Mörder, und Sie wissen, daß ich unschuldig bin. Diese Sau hat übrigens auch Tom umgebracht. Damit habe ich genauso wenig zu tun.«
    »Und was ist mit Philipp?« fragte ich.
    Winkelkötter stöhnte. »Ich kenne keinen Philipp.«

    Ich wartete das Ende der Durchsuchung nicht ab. Philipp war weder in der Bar noch im Privathaus Winkelkötters, und seine Reaktion, als ich Philipps Namen nannte, schien echt zu sein. Offensichtlich war meine Sorge völlig unbegründet, und Philipp trieb sich tatsächlich in Münster herum.
    Immerhin hatte das aufgeschlagene Telefonbuch zu einem Geständnis und zwei Festnahmen geführt. Blieb die Frage, ob Winkelkötter in Bezug auf die Morde log oder ob es den großen Unbekannten gab, der Jochen zu mitternächtlicher Stunde auf die Presse gehoben hatte. Morgen würde es jedenfalls einen Ortstermin in Warenfeld geben, zu dem mich Stürzenbecher ausdrücklich eingeladen hatte. Bis dahin blieben mir gerade noch sieben Stunden Schlaf, und die wollte ich nutzen.
    Als ich die Wohnungstür aufschloß, hörte ich Stimmen aus dem Wohnzimmer. Zuerst dachte ich, es sei der Fernseher, der ja, seitdem meine Schwester in der Wohnung war, fast permanent lief. Dann erkannte ich die Stimmen. »Hallo!« sagte Kiki. »Der Ausreißer ist wieder da.« Philipp nuckelte an einer Bierflasche. »Hallo Meister!«
    »Wo warst du?« stammelte ich. »Och, ich mußte mal raus. Das Dach fiel mir auf den Kopf. Ich bin einfach so rumgerannt. Die Disco am Hawerkamp ist voll geil. Da bin ich bis zum Schluß geblieben.
    Und dann habe ich gewartet, bis die Sonne rauskam, und mich auf eine Bank gelegt.«
    »Und du hast nicht mit Winkelkötter telefoniert?«
    »Nee, wollt ich erst. Aber dann kam deine Schwester und hat mich angemacht. Später habe ich es vergessen.«

XVIII
    Auf dem Betriebsgelände der Grohü GmbH herrschte hektisches Treiben. Neben den Firmenlastern standen etliche Fahrzeuge mit Bielefelder Kennzeichen vor dem Verwaltungsgebäude, und junge Männer und Frauen in Yuppie-Uniformen trugen Pappkartons mit Aktenordnern aus dem Haus.
    Ich steckte mir einen Zigarillo an und wartete, denn ich war zehn Minuten zu früh. Jetzt trat ein älterer Mann mit graumeliertem Schnurrbart und gewichtiger Miene aus der Eingangstür, vermutlich der Chef der Yuppies. Ludger Große-Hülskamp klebte an seiner Seite und redete beschwörend auf ihn ein. Der ältere Mann guckte starr geradeaus und gab einsilbige Antworten. Als Ludger nicht locker ließ, setzte er sich in einen BMW und kurbelte das Seitenfenster nach oben. Ende der Durchsage. Ludger blickte sich nach einem neuen Opfer um. Und wen sah er da: seinen lieben Schwager.
    Wutschnaubend stürzte er auf mich zu. »Siehst du, was du angerichtet hast? Mit deinem Gerede von den Arabern! Die Grohü ist am Ende – und du bist schuld daran.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Das da ist passiert.« Er zeigte auf die Bielefelder Autos. »Die Bielefelder Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität ist passiert. Die sacken alles ein, was nicht niet- und nagelfest ist. Jeden Brief, jedes Angebot, jede Kalkulation. Wie soll man denn da einen Geschäftsbetrieb aufrechterhalten?«
    »Du hast doch nichts zu befürchten«, erwiderte ich. »Ich denke, ihr hattet für alle Geschäfte eine Genehmigung des Wirtschaftsministers?«
    »Hah!« Er sprühte vor Empörung (und auch im wörtlichen Sinn – ich mußte mir das Gesicht abwischen). »Tut man mal jemandem einen Gefallen und kopiert ein öffentlich zugängliches Buch – schon ist das ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.«
    »War das ein Buch über Atombomben?«
    Er hätte mich erwürgt oder mindestens meinen Stock weggetreten, wäre nicht in diesem Moment die Fahrzeugkolonne der münsterschen Kripo eingetroffen. Stürzenbecher, Müller, Kulmbacher, vier Grünuniformierte und Winkelkötter und Texas Joe in Handschellen zwischen ihnen kletterten aus den Autos und
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