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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein
Autoren: Michael Connelly
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Reden. Wo bist du?«
    »Am Tisch. Wie abgemacht. Ich dachte, du …«
    »Hör zu, ich rufe dich in einer Stunde zurück. Inzwischen lass schon mal einen neuen BOLO für Stokes raus.«
    »Was?«
    Bosch sah zum Haus, um sich zu vergewissern, dass die Blaylocks nicht zuhörten oder in Sichtweite waren.
    »Ich sagte, lass einen neuen BOLO für Stokes raus. Wir müssen ihn festnehmen lassen.«
    »Warum?«
    »Weil er es war. Er hat den Jungen umgebracht.«
    »Was soll der Scheiß, Harry?«
    »Ich ruf dich in einer Stunde an. Lass einen BOLO raus.«
    Er legte auf, und diesmal schaltete er das Telefon aus.
    Zurück im Haus, legte Bosch die Schachtel auf den Boden und öffnete dann die Aktentasche in seinem Schoß. Er fand den Umschlag mit den von Sheila Delacroix geborgten Familienfotos. Er öffnete ihn und ließ sie herausgleiten. Er teilte den Packen in zwei Hälften und gab jedem der Blaylocks eine.
    »Sehen Sie sich den Jungen auf diesen Fotos an und sagen Sie mir, ob Sie ihn kennen, ob er mal bei Ihnen zu Hause war. Mit Johnny oder sonst jemand.«
    Er beobachtete, wie sich die beiden die Fotos ansahen und dann die Packen tauschten. Als sie fertig waren, schüttelten sie beide den Kopf und gaben Bosch die Fotos zurück.
    »Nie gesehen«, sagte Don Blaylock.
    »Okay.« Bosch steckte die Fotos in den Umschlag zurück.
    Er schloss die Aktentasche und stellte sie auf den Boden. Dann öffnete er die Schachtel und hob das Skateboard heraus.
    »Hat einer von Ihnen –«
    »Das hat John gehört«, sagte Audrey.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, das ist seins. Er hat es dagelassen, als er uns … weggenommen wurde. Ich habe ihm später Bescheid gesagt, dass wir es hatten. Ich habe bei ihm zu Hause angerufen, aber er kam es nie abholen.«
    »Woher wissen Sie, dass es seines war?«
    »Ich kann mich einfach daran erinnern. Mir gefielen der Totenkopf und die überkreuzten Knochen nicht. An die kann ich mich noch erinnern.«
    Bosch legte das Skateboard in die Schachtel zurück.
    »Was haben Sie damit gemacht, als er es nicht abholen kam?«
    »Wir haben es verkauft«, sagte Audrey Blaylock. »Als Don nach dreißig Jahren in Pension ging und wir beschlossen, hierher zu ziehen, verkauften wir unseren ganzen Krempel. Wir machten eine riesige Haushaltsauflösung.«
    »Wir sind alles losgeworden«, fügte ihr Mann hinzu.
    »Alles auch wieder nicht. Diese blöde Feuerglocke, die wir jetzt im Garten haben, wolltest du zum Beispiel nicht verkaufen. Wie dem auch sei, bei dieser Gelegenheit haben wir das Skateboard verkauft.«
    »Wissen Sie noch, an wen Sie es verkauft haben?«
    »Ja, an den Mann von nebenan, an Mr. Trent.«
    »Wann war das?«
    »Im Sommer zweiundneunzig. Gleich nachdem wir das Haus verkauft hatten. Ich weiß noch, es war unmittelbar nach Vertragsabschluss.«
    »Wieso wissen Sie noch, dass Sie das Skateboard an Mr. Trent verkauft haben? Zweiundneunzig liegt doch nun schon einige Zeit zurück.«
    »Ich erinnere mich deshalb noch, weil er die Hälfte von dem, was wir verkauft haben, gekauft hat. Den ganzen Schrott. Er trug alles zusammen und bot uns einen Pauschalpreis dafür. Er brauchte die Sachen für seine Arbeit. Er war Filmarchitekt.«
    »Filmrequisiteur«, korrigierte ihr Mann sie. »Das ist ein Unterschied.«
    »Jedenfalls verwendete er alles, was er von uns kaufte, bei Dreharbeiten. Ich habe immer gehofft, ich würde in einem Film mal was entdecken, was aus unserem Haus stammt. Aber ich habe nie was gesehen.«
    Bosch machte sich ein paar Notizen auf seinem Block. Er hatte so ziemlich alles, was er von den Blaylocks brauchte. Es war fast Zeit, wieder in Richtung Süden, zurück in die Stadt, zu fahren, um den Fall zusammenzusetzen.
    »Wie sind Sie an das Skateboard gekommen?«, fragte Audrey Blaylock.
    Bosch sah von seinem Block auf.
    »Äh, es befand sich in Mr. Trents Besitz.«
    »Wohnt er immer noch da?«, fragte Don Blaylock. »Ein sehr angenehmer Nachbar. Es gab nie Probleme mit ihm.«
    »Er hat bis vor kurzem noch dort gewohnt«, sagte Bosch. »Aber er ist gestorben.«
    »Ach, du meine Güte«, entfuhr es Audrey Blaylock. »So ein Jammer. Dabei war er doch noch gar nicht so alt.«
    »Ich habe nur noch ein paar Fragen«, sagte Bosch. »Hat John Stokes einem von Ihnen mal erzählt, woher er das Skateboard hatte?«
    »Er hat mir erzählt, er hätte es mit ein paar anderen Jungen von der Schule bei einem Wettbewerb gewonnen«, sagte Audrey Blaylock.
    »Von der Brethren School?«
    »Ja, in die ging er. Dort war er schon, als
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