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Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich
Autoren: Mari Mancusi
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zurücklassen.«
    Ich drehe mich zu ihr um, einen Moment lang aus meinem Selbstmitleid gerissen, als mir klar wird, was meine Schwester tatsächlich für mich aufgegeben hat. Sie hätte mich ohne Weiteres in der Unterwelt verrotten lassen und mit ihrem Vampirfreund glücklich sein können bis ans Ende ihrer Tage. Aber jetzt ahnt Jareth von ihr genauso wenig wie Magnus von mir. Sie hat ihre große Liebe aufgegeben - ihr ewiges Glück - , und das alles für meine zweite Chance.
    »Es tut mir leid, Rayne«, flüstere ich und beuge mich vor, um ihr die Hand zu drücken.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie schlimm es war«, fängt sie mit erstickter Stimme an.
    »Dazusitzen und ihm sagen zu müssen, dass ich ihn verlasse, nur Sekunden nachdem ich versprochen hatte, für immer bei ihm zu bleiben.« Bei diesen Worten bricht ihre Stimme endgültig und mir wird klar, dass sie neben ihrer Liebe noch etwas verloren hat. Sie ist kein Vampir mehr. Nicht mehr unsterlihch. Alles, was sie sich je vom Leben gewünscht hat, hat sie aufgegeben. Für mich.
    »Warum hast du das getan?«, frage ich. »Ich meine, du hättest mich einfach dort lassen können . . . « Ihr Opfer ist so überwältigend, dass es mir schwerfällt, es zu verkraften.
    »Weil ich wusste, dass es so am besten ist«, erwidert sie schlicht. »Es war nicht nur dein Tod.
    Alles war schlimm. Magnus war von Pyrus'
    Wölfen gefangen worden und er sollte wegen Hochverrat angeklagt werden. Die Vampire des Blutzirkels waren aus dem Konsortium geworfen worden. Ihm hätte ein Leben in der Verbannung voller Entbehrungen gedroht, ohne jede Hoffnung auf Rettung.« Sie dreht den Kopf und ihre Augen sind flehend auf mich gerichtet. »Ich konnte es nicht ertragen, dass alle wegen meiner Fehler leiden sollten.«
    »Rayne, es war nicht deine Schuld ...«
    Aber sie winkt ab. »Das ist jetzt nicht wichtig.
    Wichtig ist, dass du eine zweite Chance bekommen hast«, beharrt sie. »Eine Chance, das Leben zu leben, das du leben wolltest. Ein ganz normales Leben ohne Vampire und andere übernatürliche Überraschungen. Ohne die Dunkelheit, in die ich dich in jener Nacht hinein-gezogen habe, als Magnus dich gebissen hat statt mich.«
    Ich denke zurück an die schicksalhafte Nacht im Club Fang. An den Augenblick, als mein Leben sich für immer verändert hat. Hätte ich irgendetwas anders gemacht, wenn ich damals gewusst hätte, was ich jetzt weiß?
    Ich schätze, das werde ich schon ziemlich bald herausfinden.

3
    »He, Sunny, bereit für das große Spiel heute Abend?«
    Ich stehe in der Schulmensa zum Mittagessen an, und als ich mich umdrehe, klopft mir meine alte Freundin und Mannschaftskameradin Amanda auf die Schulter. Wow. Ich habe sie nicht mehr gesehen seit...
    Gestern. Sunny, du hast sie seit gestern nicht mehr gesehen. Zumindest denkt sie das.
    »Absolut«, zwinge ich mich zu antworten und versuche, meine Stimme so lässig klingen zu lassen wie möglich. Es ist ganz seltsam, all diese Leute wiederzusehen, die ich nicht mehr getroffen habe, seit Rayne und ich im letzten November die Oakridge High School verlassen haben, um nach Vegas zu gehen. Das Merkwürdigste ist, dass für sie überhaupt keine Zeit vergangen ist. »Ich bin schon ganz heiß drauf.«
    »Gut«, erklärt Amanda und wirkt erleichtert. »Als du in der ersten Stunde nicht da warst, habe ich mir schon Sorgen gemacht. Wir müssen dieses Match heute Abend unbedingt gewinnen, sonst sind wir für den Rest der Saison im Arsch.«
    »Ich weiß schon«, erwidere ich und gebe mir die größte Mühe, ein angemessenes Maß an Besorgnis aufzubringen wegen irgendeines x-beliebigen Highschoolspiels, das mir so egal ist wie nur was. Also wirklich. Ob man gewinnt oder verliert? Was zählt das schon auf lange Sicht?
    Es steht ja nicht das Leben von irgendjemandem auf dem Spiel. Wenn wir kein Tor schießen, übernimmt schließlich kein böser Vampir die Stadt und will alles zerstören. Verdammt, ich habe dasselbe Spiel schon einmal gespielt und ich kann mich nicht einmal erinnern, wie es ausgegangen ist.
    Es ist schon komisch. Ich dachte, ich würde total ausflippen, wenn ich wieder in der Schule wäre.
    Zurück in meinem früheren Leben und wieder mit meinen alten Freunden zusammen. Aber bis jetzt war der erste Tag ein totaler Albtraum. Und zwar nicht einer von diesen dramatischen, unheimlichen Albträumen, die wenigstens noch interessant sind. Sondern eher wie in Und täglich grüßt das Murmeltier. Ich habe das Gefühl, als hätte ich
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