Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Bisschen ohne dich

Kein Bisschen ohne dich

Titel: Kein Bisschen ohne dich
Autoren: Mari Mancusi
Vom Netzwerk:
kein Entrinnen. Ich beobachte voller Entsetzen und wie erstarrt, wie die Jägerin einen Holzpflock aus ihrem Halfter reißt und ausholt, um ihn Rayne ins Herz zu rammen und sie mir für immer zu nehmen.
    Neiiiin! Mir ist gar nicht bewusst, dass ich mich bewegt habe. Aber irgendwie ringe ich plötzlich von hinten mit Bertha, packe sie an ihren langen braunen Haaren und reiße sie mit aller Kraft zurück.
    »Niemand pfählt meine Schwester, du Miststück!«, rufe ich mit einer Stimme, die überhaupt nicht so klingt, als wäre es meine eigene. Immer wieder ramme ich ihren Arm gegen einen Betonpfeiler in der Nähe, bis ihre Hand sich öffnet und der Pflock zu Boden fällt.
    Alles, was ich schmecken kann, ist Blut und mir wird klar, dass ich mir auf die Zunge gebissen haben muss, während ich sie überwältigte.
    Rayne rappelt sich hoch und versucht, das Gleichgewicht wiederzufinden. Aber sie ist verletzt, unsicher auf den Beinen und bestimmt noch nicht so weit, sich jetzt schon wieder ins Getümmel zu stürzen. Diesmal muss ich die starke sein und meine Schwester retten, wie sie schon so viele Male mich gerettet hat.
    Mit aller Kraft zerre ich Bertha ein Stück weg von meiner Zwillingsschwester. Wenn ich Rayne nur genug Zeit verschaffe, damit sie sich erholen kann, bin ich mir sicher, dass sie in der Lage sein wird, Bertha endgültig zu überwältigen. Aber Zeit ist ein Luxus, den wir nicht haben. Selbst mit meinen Elfenkräften bin ich nicht stark genug, um eine Vampirjägerin lange aufzuhalten.
    Und tatsächlich, Bertha schafft es mit einem wilden Schrei, sich aus meiner Umklammerung zu befreien. Mir bleibt nichts mehr von ihr als eine Handvoll scheußlicher
    Haarverlängerungsteile.
    Angewidert lasse ich die Haare fallen und hebe die Fäuste, um zu kämpfen. Bertha grinst böse; meine Schwester ist vergessen und sie setzt einen zielgerichteten Schritt in meine Richtung.
    Ich springe ihr mit aller Kraft entgegen und hoffe, dass ich sie irgendwie umwerfen kann. Aber als ich in sie hineinkrache, ist sie wie ein massiver Fels und gleich darauf spüre ich ein Brennen an meinem Unterarm. Hat sie mich geschnitten? Ich kann es mir nicht leisten, den Blick zu senken.
    Stattdessen bohre ich ihr die Daumen in den Hals, so fest ich kann, ein verzweifelter Versuch, ihr die Luft abzuschnüren - etwas, was ich vor langer Zeit in einem Selbstverteidigungskurs gelernt habe.
    Auch meine Schwester greift jetzt wieder in den Kampf ein und ringt mit Bertha, um sie von mir wegzuziehen. Ich versuche zuzusehen, aber mir wird schwindlig. Jetzt sehe ich das Messer in der Hand der Jägerin. Und mir wird klar, dass es aus Eisen sein muss - eine tödliche Substanz für Elfen. Ich wage einen Blick auf meinen Arm und sehe den Schnitt. Es ist nur ein ganz kleiner Schnitt, mit bloßem Auge kaum zu sehen, aber tief drinnen weiß ich, dass es genügt. Das Gift fließt durch meine Adern in tanzenden blauen Linien und ich falle rücklings auf die U-Bahn-Schienen, gerade als meine Schwester die Jägerin ein für alle Mal k.o. schlägt und deren Blut über den ganzen Boden spritzt.
    »Rayne«, rufe ich. Vor meinen Augen tanzen Punkte. Oh Gott. Ich werde sterben. Ich versuche, nach meiner Schwester zu greifen, aber meine Arme sind gebrochen und versagen mir den Dienst. Ganz vage nehme ich wahr, wie Rayne sich über mich beugt, wie sie mich anfleht, ich soll durchhalten, während sie versucht, das Gift aus der Wunde zu saugen.
    Aber es ist zu spät. Mein Körper zuckt, während das Gift mich verzehrt, und Kälte kriecht durch meine Knochen.
    »Mir ist so kalt, Rayne«, schluchze ich, während meine Schwester mich an sich zieht, mich wiegt, während ihr blutige Tränen über die Wangen fließen. »So... kalt.«
    »Alles wird gut«, murmelt sie. Aber an dem heiseren Tonfall in ihrer Stimme erkenne ich, dass sie lügt. Es wird nicht gut. Das war's. Es geht zu Ende mit mir. Wenn meine Augen sich schließen, werden sie sich nicht wieder öffnen.
    Meine Gedanken huschen zu Magnus und ich frage mich flüchtig, ob er den Kampf gegen die Werwölfe überlebt hat. Mir wird klar, dass ich es wahrscheinlich nie erfahren werde. Der Gedanke tut mehr weh als das Gift.
    Mein wunderschöner Magnus. Mein seelenloser Seelenverwandter. Wie kann ich sterben, ohne Auf Wiedersehen zu sagen? Ohne noch einmal seine Arme um mich zu spüren? Und seine Lippen, so unglaublich zärtlich auf meinen?
    Ohne noch einmal seine Stimme zu hören, die mir zuflüstert, wie sehr er mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher