Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
spielen Sie den hustenden Hausierer und nicht den fetten Millionär, der ihm die Türe weist.
    Auch das Bühnenbild ist wichtig. Eine Freitreppe im Hintergrund einer Schloßhalle kann Wunder wirken. Aber Sie müssen sich's so einrichten, daß Sie die Treppe heruntersteigen, nicht hinauf. Eine Stiege zu erklimmen, bietet keinen majestätischen Anblick und läßt selbst die imposanteste Gestalt eher kümmerlich erscheinen. Aufs Herabsteigen kommt es an. Laufen Sie hinter der Bühne nochmals zur Treppenmündung hinauf, und steigen Sie nochmals herab! Wenn keine Stufen da sind, tut's unter Umständen auch ein Bücherregal oder die breite Rückenlehne eines Fauteuils. Hauptsache, daß Sie Ihre Mitspieler überragen.
    Wie immer das Bühnenbild beschaffen sei - sterben Sie auf der Bühne, womöglich eines unnatürlichen Todes. Ein qualvoller Todeskampf an der Rampe sei Ihr Ziel. Er ist das überhaupt Höchste, was das Theater bietet. Niemand wußte das besser als Shakespeare, der seine Helden eben darum in Mörder und Ermordete eingeteilt hat. Man stelle sich nur das Gähnen des Publikums vor, wenn König Richard seine Feinde zu drei Jahren Gefängnis mit Bewährungsfrist und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt hätte, oder zu einer Geldstrafe von 150 Shekel, zahlbar in monatlichen Raten...
    Was schließlich den Text betrifft, junger Mann, so gibt es auch hier ein paar eiserne Grundregeln. Zum Beispiel sollten Sie auf der Bühne keine Fragen stellen, sondern Fragen beantworten. Achten Sie ferner auf die eingeklammerten Regiebemerkungen, die der Autor einer Figur mitgibt. Je reichlicher sie vorhanden sind, desto bedeutender die Rolle. Aber für ihre wirkliche Bedeutung bleibt immer wieder der Umfang des Textes maßgebend. Lassen Sie mich das an einem leicht faßlichen Beispiel demonstrieren.
    In der Weltgeschichte und folglich auch in der dramatischen Weltliteratur wimmelt es von hingerichteten Königinnen. Heinrich VIII. von England hat auf diesem Gebiet ebenso Bemerkenswertes geleistet wie späterhin die Franzosen, und seine Amtskollegin Elisabeth hat mit der Gestalt Maria Stuarts einen besonders ergiebigen Beitrag zum Thema geliefert. Im Durchschnitt spielt sich die letzte Szene vor der Hinrichtung einer Königin ungefähr folgendermaßen ab:
    KÖNIGIN: Nun denn, die Stunde schlägt. Mein Erdendasein Neigt sich dem Ende zu. Bald wird es Nacht. Der Himmel sei mir gnädig. Ich will beten. (Sie sinkt mit gefalteten Händen auf die Knie und bewegt stumm die Lippen. Die anderen umstehen sie erschüttert.)
    HOFMARSCHALL: Habt Ihr noch eine Botschaft, gnäd'ge Frau?
    KÖNIGIN (beendet ihr Gebet, erhebt sich langsam): Wie schön, daß Ihr noch »gnäd'ge Frau« mich nennt! Mag auch im Angesicht des bleichen Todes Der ird'sche Titel sich als Tand erweisen, Es tut doch wohl, ihn einmal noch zu hören. Habt Dank, Herr Hofmarschall.
    HOFMARSCHALL: Und keine Botschaft?
    KÖNIGIN: Nein. Oder doch. Sagt meinem Ehgemahl - Denn ach, er gilt mir immer noch als solcher, Obschon er mich jetzt grausam von sich stößt - Sagt meinem Herrn und König...
    (Die Stimme bricht ihr. Man hört leises Schluchzen der Umstehenden. Unterdessen hat sich die Königin wieder gefaßt und spricht weiter.) Sagt ihm denn:
    Ich weiß mich schuldlos, weiß mich frei von Fehle Und trete reinen Herzens vor den Schöpfer. (Sie blickt zum Himmel auf) Dort oben will ich dann Fürbitte tun Um seiner Seele willen. Sagt ihm das. Und sagt ihm, daß ich ihm verziehen habe. HOFMARSCHALL: Sehr wohl, Madame.
    KÖNIGIN (zieht ihren Ring vom Finger, betrachtet ihn lange, reicht ihn dem Hofmarschall): Und gebt ihm diesen Ring, Den er dereinst, in wahrlich bessern Tagen, Mir liebreich an den Finger hat gestreift Als Unterpfand und Zeichen seiner Huld. Den gebt ihm, und das sagt ihm.
    HOFMARSCHALL: Ja, Madame.
    KÖNIGIN: Es ist getan. Nun komme, was da soll. Ich geh von euch, doch geh ich ohne Groll. (Sie übergibt sich den beiden Henkersknechten und geht hocherhobenen Hauptes ab)
    Verstehen Sie, was ich meine, junger Mann? Spielen Sie immer die Königin. Den Hofmarschall soll Stanislawski spielen.
    Die gleichzeitige Anwesenheit von anderen Ensemblemitgliedern läßt sich - außer bei Monologen - schwerlich umgehen. Je weniger, desto besser. Wenn man Ihnen ein Zweipersonenstück anbietet - greifen Sie zu, ohne es zu lesen.
    Vermeiden Sie nach Möglichkeit, zusammen mit Kindern auf der Bühne zu stehen. Kinder sind fast so gefährlich wie Blinde. Und neuerdings
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher