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Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
Autoren: Ephraim Kishon
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zeitgenössischen Theaters.
    BEN TIROSCH: Ja, Herr Podmanitzki! Ja! Ja!
    PODMANITZKI: Und dann trete ich dich in den Hintern und sage: »Tu deine Pflicht, du räudiger Hund!«
    BEN TIROSCH: Herrlich! Schade, daß ich nicht von selbst - aber da fällt mir ein: Was wird Monsieur Boulanger dazu sagen?
    PODMANITZKI: Er versteht kein Hebräisch.
    BEN TIROSCH: Richtig, das hatte ich ganz vergessen. Und dann... nachher... darf ich Herrn Podmanitzki dann aufhängen?
    PODMANITZKI: Kümmer dich nicht. Ich häng mich selber auf.
    BEN TIROSCH: Großartig. Also von der morgigen Probe angefangen!
    PODMANITZKI: Ja. Aber du brauchst niemandem davon zu erzählen. Es ist ein Geheimnis zwischen uns beiden. Zwischen mir, Jarden Podmanitzki, und dir - na - wie -
    BEN TIROSCH: Tirosch Joseph. Ben.
    PODMANITZKI : Auch zu Boulanger kein Wort.
    BEN TIROSCH: Natürlich nicht.
    PODMANITZKI: Kann ich mich auf dich verlassen?
    BEN TIROSCH: Ich schwöre!
    PODMANITZKI: Gut. Du hast eine große Zukunft vor dir, mein Junge.
    BEN TIROSCH: Es wird immer mein höchstes Ziel sein, Ihr Vertrauen zu rechtfertigen, Herr Podmanitzki!
    PODMANITZKI: Na schön. Also bis morgen, auf der Probe.
    BEN TIROSCH: Ja, Herr Podmanitzki. Ich danke Ihnen, Herr Podmanitzki. Ich danke Ihnen für alles! (Er geht ab, taumelnd vor Glück und Seligkeit. Am nächsten Tag wird er auf Anordnung Boulangers von der Probe gewiesen und aus dem Vertrag entlassen, weil er seine Rolle eigenmächtig geändert hat.)
     

Wie avant ist die Garde?
     
    Seit ungefähr zehn Jahren beobachten wir eine zunehmende Modernisierung der dramatischen Kunst. Die Theaterkritiker der Welt haben sich vereinigt und haben beschlossen, auf den Trümmern des alten Theaters ein neueres und besseres zu errichten. Bisher hat die Operation zumindest teilweise Erfolg: Das alte Theater geht in Trümmer. Und alle maßgeblichen Kreise finden es einleuchtend, daß eine derart rückständige Institution, die sich seit Aristoteles und Aristophanes nicht verändert hat, in dieser überalterten Form unmöglich weiterbestehen kann.
    Die Losung des neuen Theaters heißt: Nieder mit der Konvention! Weg mit den herkömmlichen Erfahrungen! Schluß mit dem lächerlichen Zwang, daß auf der Bühne etwas zu geschehen hat, während die Schauspieler sinnvolle Sätze sprechen! Wenn ein zeitgemäßes Theaterstück über die Fassungskraft schwachsinniger Papageien hinausgehen will, muß es seine Zeitgemäßheit gleich in der einleitenden Regieanweisung bekunden:
    »Eine felsige Gebirgslandschaft mit spärlicher Vegetation fällt rechts auf der Bühne in einem Winkel von 38° ab. Hellgrüne Farbschattierung ist unter allen Umständen zu vermeiden. Im geometrischen Fluchtpunkt des Abfallwinkels, ungefähr in der Mitte der Bühne, erhebt sich eine 10 cm hohe Plattform von unbestimmter Farbe. Darüber ein dunkelbraunes Oval im Umfang eines nicht vollständig aufgepumpten Basketballs. Links vor der Plattform ein umgestülpter Nachttopf ohne Griff, blau und orange punktiert, dahinter eine Lokomotive. Eine mit Messingnägeln beschlagene Panzerplatte baumelt von ihrem Trichter herab, ohne jedoch den Boden zu berühren. Es ist früh am Nachmittag. Wenn der Vorhang aufgeht, ertönt ein schriller, aber keineswegs dissonanter Pfiff aus dem Fensterrahmen rechts vorne.«
    Schon bei der ersten Lesung des Stücks vor dem Spiel plan Ausschuß erhob sich an dieser Stelle begeisterter Applaus. Der junge Dramaturg Eduard Bettelheim-Bildhübsch erlitt eine ejaculatio praecox und verließ für einige Minuten die Sitzung. Er versäumte nichts weiter, denn das war schon das ganze Stück. Aus dem Fensterrahmen vorne rechts ertönt ein schriller, aber keineswegs dissonanter Pfiff, der genau zwölf Minuten anhält, gefolgt vom langsamen Fallen des Vorhangs und vom weiteren Applaus. Keine Hervorrufe.
    Der Kritiker I. L. Kunstetter, der dafür bekannt ist, daß er -abgesehen vom Theater im allgemeinen - nichts so sehr haßt wie das moderne Theater, verfiel nach der Premiere in überschwenglichen Jubel: »Eines der tiefsten, subtilsten Bühnenwerke, die uns in den letzten Jahren erreicht haben. Niemand sollte es versäumen!«
    Die 132 Zuschauer, die das Stück während seiner einmonatigen Laufzeit sahen, wußten mit dem zwölf Minuten langen Pfiff vorerst nichts anzufangen, aber nachdem er sich herumgesprochen hatte, gewöhnte man sich an ihn und diskutierte seine Bedeutung nach Schluß noch stundenlang in den umliegenden Kaffeehäusern, wobei auch der Titel des
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