Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches

Titel: Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
Dramas in Rechnung gezogen wurde: »Der Lokführer hat keinen Buckel.«
    Auf einer Pressekonferenz nach der Entgegennahme des Strindberg-Preises für neue Dramatik erklärte der Autor: »Bitte stellen Sie mir keine Fragen. Ich habe alles, was zu sagen ist, in meinem Stück gesagt. Deuten Sie es, wie Sie wollen. Ich selbst habe keine bestimmte Deutung. Im Grunde weiß ich gar nicht, was ich geschrieben habe...«
    Schon aus diesen wenigen Worten geht klär hervor, daß es mit der antiquierten Theater-Schablone, die aus Handlung und Dialogen besteht, endgültig vorbei ist. Da und dort werden noch Versuche unternommen, an dem einen oder anderen der beiden Hilfsmittel festzuhalten, dann und wann kann es noch geschehen, daß ein Dramatiker sich im Kaffeehaus an seine Freunde wendet und sagt:
    »Gestern nacht bin ich mit meinem neuen Stück fertig geworden. Dreieinhalb Akte. Es ist alles da. Nur ein Thema fehlt mir noch.«
    Getrost, das Thema wird sich finden. Spätestens in den Kritiken am Morgen nach der Premiere. Wahrscheinlich wird sich dann zeigen, daß der Autor mit schlafwandlerischer Sicherheit den Generationskonflikt einer unaufhaltsam vor sich gehenden sozialen Umschichtung auf das psychedelische Bewußtsein unserer Zeit und ihrer Kommunikationsschwierigkeiten abgestimmt hat. Wer weiß?
    »Kommunikationsschwierigkeiten« sind immer gut. Sie sind ja auch wirklich vorhanden, besonders zwischen dem Publikum und den Theaterstücken über Kommunikationsschwierigkeiten. Aber gerade solche Stücke dürfen mit Sicherheit auf Literaturpreise und vor allem auf enthusiastische Besprechungen rechnen. Gegen die Mafia der Avantgarde gibt es keinen Widerstand.
    Es wird von Fällen berichtet, in denen man den jungen Autor eines avantgardistischen Theaterstücks vor dem Selbstmord bewahren mußte, weil ihm zu spät eingefallen war, daß sich in seinen Dialog ein klar verständlicher Satz eingeschlichen hatte. Denn das neue Drama hat - ähnlich dem alten - seine eigenen eisernen Regeln aufgestellt:
    1. Keine logischen Sätze. Keine überschaubare Handlung. Zeichne ein Abbild des Lebens, wie es wirklich ist: unlogisch und unüberschaubar. Geh barfuß zur Premiere.
    2. Laß minutenlang hinter geschlossenem Vorhang spielen (»Le theatre de silence«). Laß die Scheinwerfer direkt auf das Publikum richten (Blendeffekt) und jeden zehnten Zuschauer von den Platzanweisern verprügeln (»Le theatre brutal«). Laß die Zuschauer auf der Bühne sitzen und das Stück im Zuschauerraum spielen. Mach was.
    3. Sei obszön. Sei noch obszöner. In einem halbwegs zeitgemäßen Stück müssen die folgenden Ausdrücke mindestens je zehnmal vorkommen: pissen, scheißen, Arsch, Schwanz, ficken, vögeln. Die Kritiker verlangen das als Zeichen deines künstlerischen Wagemuts. 4. Brich dein Stück unerwartet ab, in der Mitte eines Satzes, womöglich in der Mitte eines Wortes. Bring noch rasch einen Seitenhieb gegen die Kritiker an. Sie werden dann erst recht ihre Objektivität beweisen wollen.
    Nachstehend offerieren wir den Liebhabern des modernen Theaters einen Musterdialog auf Grund erprobter Vorlagen. Er kann in jedes Avantgarde-Produkt an jeder beliebigen Stelle eingefügt werden, ohne zu stören oder auch nur aufzufallen. Mehr davon auf Wunsch. Herstellungsdauer: 15 Minuten mit der linken Hand.
    GOGO: Stille ist mir zuwider. Sie geht mir auf die Nerven. Sie erinnert mich an den Tod.
    CHERIE: Unfall?
    GOGO: Nein. Gift.
    CHERIE: Hast du einen Bart, Cheri?
    GOGO: Weiß nicht. Hab mich seit zwei Jahren nicht mehr angerührt. Ich kann es nicht finden.
    CHERIE: Was?
    GOGO: Gog: Den Ton. Oj...!
    CHERIE: Zahnschmerzen?
    GOGO: Wurzel. CHERIE: Wo?
    GOGO: Galerie.
    CHERIE: Tut's weh?
    GOGO: Immer.
    CHERIE: Doktor?
    GOGO: Alles, nur kein Zahnarzt, Veronika! Dieses Leiden gehört mir organisch, mir ganz allein. Ich leide, wenn ich nicht leiden kann. Gib mir Zeit. Die Zeit heilt alles.
    CHERIE: Aber sie ist ein schlechter Kosmetiker.
    GOGO: Deine Brüste sind viel zu klein. Zieh dich aus.
    CHERIE: Der Reißverschluß klemmt, Schorsch.
    GOGO: Du lügst!
    CHERIE: Der Reißverschluß klemmt, Schorsch.
    GOGO: Zieh dich aus.
    CHERIE: Der Reißverschluß klemmt, Schorsch.
    GOGO: Ich heiße nicht Schorsch.
    CHERIE: Dann warst du mir also niemals treu.
    GOGO: Sogar sehr oft. Komm, gib mir deinen schönen stinkenden Körper, du Stück Pferdemist. Klemmt dein Reißverschluß wirklich?
    CHERIE: Ich habe keinen Reißverschluß, Cheri.
    GOGO: Warum nicht?
    CHERIE: Das weiß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher