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Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman

Titel: Kein Anschluss unter dieser Nummer - Roman
Autoren: Lucy Hepburn
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Jemand hatte ihr über Bluetooth eine Nachricht geschickt.
     
    Könnten Sie bitte leise sein? Ich versuche zu lesen. Will.
     
    Verlegen schob Christy das Handy in die Tasche ihrer lila Samtjacke, die über ihren Knien lag. Sie traute sich nicht, den Typen gegenüber anzusehen. Vor einer Minute hatte er etwas in sein Handy getippt. Wie peinlich! Laute Mitreisende waren eine Plage - und genau das war aus ihr geworden.
    Aber einen Anruf musste sie noch erledigen, bevor sie es vergaß. Sie musste Mrs Dallaglios Reinigung anrufen, um sicherzustellen, dass ihre Sachen fertig waren. In diesem Zug hasste sie sowieso schon jeder. Da kam es auf einen Anruf mehr auch nicht an. Vielleicht sollte sie auch noch rasch Mr Simpson anrufen. Allein der Gedanke jagte ihr einen Schauer der Vorfreude durch den Körper. Heute würde sie den Kaufvertrag für ihr Traumapartment
unterschreiben! Aber diesen Anruf konnte sie sich eigentlich sparen. Mr Simpson wusste, dass sie heute zu ihm kam. Zumindest das lief wie am Schnürchen.
    Sie ließ sich von der Reinigung an der Ecke 45te und 9te bestätigen, dass Mrs Dallaglios Sachen abgeholt werden konnten, und plante den Termin im Kalender ihres iPhones für 12.30 Uhr ein. Perfekt! Jetzt konnte sie sich endlich entspannen. Aber erst würde sie diesem Will eine Entschuldigung simsen wegen … oh! Das war ja ihre Station! Ruckend und quietschend kam der Zug zum Stehen. Wenn sie auch nur die geringste Chance haben wollte, rechtzeitig die Tür zu erreichen, musste sie sich sputen. Christy schnappte sich ihre Sachen und begann sich mühselig bis zum Ausgang durchzukämpfen. Die grimmige Geschäftsfrau schien dieses Mal nur allzu bereit aufzustehen, um Christy rauszulassen. Andere Reisende, die müden und erschöpften, die während der gesamten Fahrt gestanden hatten, zeigten sich weniger engagiert.
    »Entschuldigen Sie bitte. Tut mir leid. Pardon«, murmelte Christy in einem fort und quetschte sich durch. Während sie sich möglichst elegant durch die Menge zwängte, versuchte sie, niemandem auf die Füße zu treten.
    Wie durch ein Wunder gelang es ihr, aus dem Zug zu hechten, bevor sich die Türen nur eine halbe Sekunde später hinter ihr schlossen.
    »Gott sei Dank«, seufzte sie und suchte nach ihrem Handy, um die Nachricht an einen Mann namens Will fertig zu schreiben. Die Menschen auf dem Bahnsteig hatten es offenbar alle eilig und waren mit sich selbst beschäftigt.
Niemand achtete auf die dreiundzwanzigjährige Blondine mit den geröteten Wangen.
    Christy wusste genau, dass sie das Handy in die Jackentasche gesteckt hatte, aber da war es nicht. Eine unheilvolle Ahnung beschlich sie. Hilflos blickte Christy zu dem Zug und versuchte den Waggon zu finden, in dem sie gesessen hatte. Sie entdeckte den Typen, der ihr gegenübergesessen hatte und vermutlich jener Will war. Er stand am Fenster und gestikulierte aufgeregt. In der Hand hielt er ihr iPhone und versuchte das Fenster runterzuschieben, damit er ihr das Handy zuwerfen konnte. Ohne Erfolg! Der Zug setzte sich in Bewegung, und Christy wurde panisch. Sie lief den Bahnsteig entlang neben dem immer schneller werdenden Zug her. Schließlich wurde der Zug zu schnell für sie und fuhr davon. Mit dem Mann, der ihr iPhone in der Hand hielt.

2. Kapitel

    Will
10.00 Uhr
     
    New Brunswick, Upstate New York
     
     
    I n New Brunswick, New Jersey, stieg Will aus und steckte das iPhone in die Jackentasche. Er schob es neben sein eigenes Handy - ein klobiges, vier Jahre altes Nokia, den »Backstein«, wie er es nannte. Will interessierte sich nicht sonderlich für Technik. Er nahm an, dass das eine der Begleiterscheinungen seiner künstlerischen Abstammung war. Natürlich sah dieses iPhone mit seinem schicken Touchscreen und dem klaren Design gut aus - aber welcher Mensch würde schon die Stunden - vielleicht sogar Tage - opfern, die notwendig waren, um herauszufinden, wie es funktionierte? Im Zug war es ihm gelungen, die Wahlwiederholung darauf zu drücken und war bei einer chemischen Reinigung gelandet, die ihm keine große Hilfe war. Jetzt war er an seiner Station angekommen und musste sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Wegen des iPhones konnte er sowieso nichts tun. Seine Besitzerin würde irgendwann eine Telefonzelle finden
und ihn darauf anrufen. Er lächelte bei dem Gedanken an ihre schönen grünen Augen.
    Als Will auf die Main Street hinaustrat, bemerkte er, dass New Brunswick noch genauso roch wie früher. In seiner Kindheit hatte er
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