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Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)

Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)

Titel: Keeva McCullen 5 - Kuss der Pandora (German Edition)
Autoren: Nathan R. Corwyn
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interessantes Leben geführt und schon seit vielen Jahren damit gerechnet, dass er bald sterben würde. Außerdem fühlte er sich schon lange müde und erschöpft – und sah dem ewigen Schlaf daher eigentlich eher mit einer gewissen Erleichterung entgegen.
    Doch ausgerechnet jetzt, in diesem Moment!
    Er blickte auf die beiden Schatullen, die eine auf seinem Schoß und die andere auf dem Tisch. Nur er allein wusste, dass in diesen hübschen kleinen Holzbehältern zwei außerordentlich gefährliche Wesen gefangen waren. Er musste auf alle Fälle verhindern, dass sie in die falschen Hände gerieten.
    Kraftlos und um Luft ringend richtete er sich auf. Es gelang ihm mit Müh und Not, doch ein stechender Schmerz durchfuhr seine Brust und für einen kurzen Moment wurde ihm erneut schwarz vor Augen. Er presste die Schatulle an seine Brust und wankte langsam in Richtung Tisch.
    „Bitte“, murmelte er, „wem auch immer ich bald gegenüber stehen werde – gebt mir noch ein paar Minuten. Dann komme ich, ohne mich weiter zu widersetzen. Ich verspreche es ...“
    Aleksander schaffte es, die Schatulle zu ihrem Gegenstück auf den Tisch zu legen. Langsam ging er zum Stuhl auf der anderen Seite des Tisches, und auf dem Weg dorthin durchfuhr ein weiterer schmerzhafter Krampf seine Brust. Er keuchte laut auf und erkannte mit qualvoller Klarheit, dass ihm kaum noch Zeit blieb.
    Endlich hatte er den Stuhl erreicht und ließ sich auf ihn fallen. Über der Lehne hing seine Jacke – und in der Jacke befand sich sowohl der Brief des Instituts – eine Fälschung, wie er nun glaubte, die einzig und allein dazu gedient hatte, die Schatullen in Reichweite dieses Gestaltwandlers zu bringen – als auch sein Notizbuch, all seine Aufzeichnungen der letzten Jahrzehnte.
    Mit zitternden Händen holte er beides heraus und legte es vor sich auf die Tischplatte. Dann lehnte er sich ein wenig zurück, öffnete die Schublade unter dem Tisch und zog einen Kugelschreiber und einen dicken Umschlag hervor. Als er gerade ansetzen wollte zu schreiben, durchfuhr ihn erneut ein Krampf – und diesmal war er so heftig, dass Aleksander vor Schmerz laut brüllte und den Kugelschreiber fallen ließ.
    Doch noch einmal gewährte ihm das Schicksal einen kleinen Aufschub, sein Herz beruhigte sich. Er bekam sogar wieder halbwegs Luft, machte sich jedoch keine falschen Hoffnungen. Sein Tod stand unmittelbar bevor. Daher verlor er keine weitere Sekunde, nahm den Kugelschreiber wieder in die zitternde, kraftlose Hand und schrieb, so deutlich es ihm noch möglich war, die Adresse des einzigen Mannes hier in London, von dessen Integrität und Fachkompetenz Aleksander überzeugt war, auf den Umschlag. Sobald dies erledigt war, legte er den Kugelschreiber beiseite, nahm das gefälschte Schreiben des Institutes und sein Notizbuch und schob beides hinein.
    Er überlegte kurz, ob er noch ein paar Zeilen hinzufügen sollte, doch er befürchtete, dass seine Zeit dafür nun endgültig nicht mehr reichen würde. Daher klebte er den Umschlag einfach nur zu und wollte ihn gerade in die Mitte des Tisches schieben, direkt neben die beiden Schatullen, als ein erneuter Krampf seinen Leib durchfuhr. Diesmal hatte der Schicksalsgott kein Erbarmen mehr mit ihm und diese letzte, wütende Konvulsion raubte ihm vollends die Beherrschung über seinen Körper.
    Aleksander Hakonsen brach über dem Tisch zusammen. Mit den den Zuckungen seiner Arme wischte er den Brief zur Seite, quer über die Tischplatte, und voller Entsetzen sahen seine weit geöffneten Augen, wie der Briefumschlag langsam über die Kante rutschte und herunter fiel. Er war nicht mehr in der Lage, ihn festzuhalten, es war zu spät.
    Mit einem letzten, langen Seufzer schlossen sich seine Augen, sein Körper erschlaffte – dann starb er ...

    *

    Es regnete. Robert Paddock klappte den Kragen seines Mantels nach oben und zog die Schultern zusammen.
    Es regnete häufig in London, doch die meiste Zeit über handelte es sich dabei mehr um besonders feuchte Luft, einer Art nebligem Nieselregen, bei dem man nicht unbedingt einen Regenschirm benötigte. Heute jedoch regnete es richtig. Große, klare Tropfen fielen in langen Schnüren vom Himmel - und Robert konnte bereits spüren, wie ihm das Wasser am Kragen entlang in den Nacken rann.
    Rechts von ihm holte eine Frau einen Schirm aus ihrer Tasche, spannte ihn auf und hielt ihn dann so, dass auch Robert Paddock Platz unter ihm fand. Er warf ihr einen dankbaren Blick zu. Sie erwiderte
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