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Katzenkrieg

Katzenkrieg

Titel: Katzenkrieg
Autoren: E Mendoza
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und Juan Gris von mir wissen.»
    Anthony machte eine ungeduldige Handbewegung, die seinem Besucher nicht verborgen blieb.
    «Ich komme zu der Angelegenheit, über die ich mit Ihnen sprechen wollte», sagte er. «Vor zwei Tagen hat sich ein lieber alter Freund mit mir in Verbindung gesetzt, ein distinguierter spanischer Gentleman, der in Madrid wohnt, ein Mann von Abstammung und Vermögen und, infolge einer Erbschaft und aus eigenem Gefallen, Besitzer einer beachtlichen Sammlung spanischer Malerei. Ich brauche Ihnen nicht zu schildern, an welchem Scheideweg sich Spanien befindet. Nur durch ein Wunder wird diese edle Nation nicht in den Abgrund einer blutigen Revolution stürzen. Die derzeitige Gewalt macht einen schaudern. In diesem Moment ist niemand sicher, aber für meinen Freund und seine Familie ist die Situation aus naheliegenden Gründen ziemlich hoffnungslos. Andere Leute haben unter diesen Umständen das Land verlassen oder sind dabei, es zu tun. Um sich ein Auskommen zu sichern, haben sie zuvor große Geldsummen auf ausländische Banken überwiesen. Das können meine Freunde nicht, denn ihre Einkünfte stammen großenteils aus ländlichem Besitztum. Es bleibt ihnen nur die erwähnte Kunstsammlung. Können Sie mir folgen, Señor Whitelands?»
    «Absolut, und ich ahne schon, wie die Geschichte ausgeht.»
    Der Besucher lächelte, sprach aber weiter, ohne sich durch die Anspielung seines Gesprächspartners aus dem Konzept bringen zu lassen. «Wie alle Staaten erlaubt auch der spanische die Ausfuhr nationaler Kunstschätze nicht, selbst wenn sie sich in Privatbesitz befinden. Doch könnte ein nicht sehr großes, nicht sehr bekanntes Stück der Wachsamkeit ein Schnippchen schlagen und das Land verlassen, obwohl das Unterfangen in der Praxis einige Schwierigkeiten mit sich bringt, deren erste es ist, den Marktwert des betreffenden Werks zu bestimmen. Dazu wäre ein Schätzer gefragt, der das Vertrauen sämtlicher beteiligter Seiten genießt. Überflüssig zu sagen, wer in diesem Fall der geeignete Schätzer wäre.»
    «Ich vermutlich.»
    «Wen Besseres gäbe es? Sie kennen die spanische Malerei in- und auswendig. Ich habe all Ihre Schriften zu diesem Thema gelesen und kann Ihre Gelehrsamkeit bezeugen, aber auch Ihre Fähigkeit, wie kein Zweiter das dramatische Temperament der Spanier zu verstehen. Ich will nicht sagen, es gebe nicht auch in Spanien hochkompetente Leute, aber sich in deren Hände zu begeben brächte eine große Gefahr mit sich: Sie könnten aus ideologischen Gründen, aus persönlicher Abneigung, aus Eigensucht, ja aus schlichter Geschwätzigkeit Anzeige erstatten. Die Spanier reden zu viel. Auch ich, wie Sie sehen.» Er schwieg einen Augenblick, um zu zeigen, dass er dem nationalen Laster Einhalt gebieten konnte, und fuhr dann leiser fort: «Ich will den Inhalt meines Vorschlags in zwei Worten zusammenfassen. Da die Tage, ja selbst die Stunden zählen, werden Sie so schnell wie möglich nach Madrid fahren, wo Sie mit der betreffenden Person Kontakt aufnehmen, deren Identität ich Ihnen preisgebe, falls wir zu einer Vereinbarung kommen. Sobald der Kontakt hergestellt ist, wird Ihnen die betreffende Person ihren Kunstbesitz oder einen Teil davon zeigen, und Sie werden sie zum beschriebenen Behufe bezüglich des geeignetsten Stücks beraten. Danach, wenn über die Wahl Einigkeit besteht, werden Sie das Objekt nach Ihrem ehrlichen Wissen und Gewissen schätzen, und der sich daraus ergebende Betrag wird telefonisch per Geheimcode übermittelt, der Ihnen im gegebenen Moment ebenfalls verraten wird. Ohne weitere Diskussion wird diese Summe sogleich auf das Konto der betreffenden Person bei einer Londoner Bank überwiesen, und sowie die Zahlung garantiert ist, wird sich der Verkaufsgegenstand auf die Reise machen. An dieser letzten Etappe werden Sie nicht beteiligt sein – so werden mögliche Unannehmlichkeiten keine juristischen oder andersgearteten Folgen für Sie haben. Stets wird Ihre Identität anonym bleiben, und Ihr Name wird nirgendwo auftauchen, es sei denn, Sie wünschten das Gegenteil. Die Reisekosten werden von der betreffenden Person übernommen, und selbstverständlich werden Sie die bei solchen Geschäften übliche Kommission erhalten. Sowie Ihre Mission erfüllt ist, können Sie zurückkommen oder in Spanien bleiben, ganz nach Belieben. Was die Geheimhaltung betrifft, welche die Transaktion zu umgeben hat, wird Ihr Wort eines englischen Gentleman ausreichen.» Er legte eine Pause ein, so
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