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Katie und der Dom

Katie und der Dom

Titel: Katie und der Dom
Autoren: Selena Kitt , Steffen Schulze
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redete, liefen ihr unablässig die Tränen übers Gesicht und tropften auf ihren Mantel. Doch sie achtete nicht darauf, denn sie wollte ihm verständlich machen, wie sie diese verrückte, abgedrehte und außergewöhnliche Spielart der Lust, über die sie bis jetzt nur in ihren Büchern gelesen hatte, plötzlich auf eine Weise mit Leben erfüllte, die sie zwar nicht verstand, aber unbedingt ausleben wollte – nein sogar musste .
    „Schscht!“, sagte er schließlich bestimmt, lehnte sich zu ihr hinüber, legte ihr eine seiner riesigen Hände in den Nacken und massierte sie dort sanft, als ob er damit augenblicklich den Strom der unzähligen Gedanken unterdrücken könnte, die ihr gerade durch den Kopf schossen. „Lass gut sein, Katie.“
    Sie schluckte ihre Tränen hinunter, zeigte wortlos auf ihre Ausfahrt und dirigierte ihn von da an wieder mit dem Zeigefinger bis zu ihrer Haustür. Dort bog Liam in die schneebedeckte Einfahrt ein und ergriff ihre Hand, als sie nach ihrer Handtasche griff, die die ganze Zeit zwischen ihnen auf der Mittelkonsole gelegen hatte. Es war eher eine Pranke als eine Hand, mit der er sie festhielt und in der ihre Hand förmlich verschwand, als sich ihre Blicke trafen. Sie fühlte sich schrecklich und sah auch ganz danach aus – ihre Nase und ihr Gesicht waren noch immer stark vom Weinen gerötet. Sie wollte sich am liebsten wegdrehen und verstecken, aber allein schon sein unerschütterlicher Blick hielt sie gefangen.
    „Beweis es mir.“ Es war mehr ein Flüstern als gesprochene Worte.
    Sie blickte verwirrt in sein Gesicht und dann auf die Hand, mit der er ihre Hand umfasst hielt. Dann tat sie das erste, was ihr in den Sinn kam. Sie griff seine Hand mit beiden Händen – seine Hand war riesig, gebräunt, erstklassig manikürt, und er trug einen silbernen Ring am Mittelfinger – und drehte sie um, sodass die Handfläche nach oben zeigte. Katie schluchzte leise, als sie sich vorbeugte und ihre Lippen fest auf seine Handfläche presste. Ihre Tränen benetzten dabei sein Handgelenk.
    Sie spürte, wie er ihr mit seiner anderen Hand durchs Haar fuhr und sie langsam streichelte. Er atmete tief ein und stieß einen Seufzer aus, und dann spürte sie plötzlich, wie er sie für einen kurzen Moment fest und sanft von oben auf den Kopf küsste.
    „Geh jetzt, Katie.“ Liam ließ sie los, und sie schaute ihn erstaunt an – unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. Plötzlich erschien Patrick auf der Fahrerseite und klopfte gegen das Fenster. Liam ließ es auf Knopfdruck nach unten gleiten.
    „Deine Schlüssel.“ Patrick gab ihr die Schlüssel, und Katie bemerkte, dass er noch immer in seinen Schlangenlederstiefeln steckte und darüber hinaus ohne Oberteil herumlief. Hinter dem halb geöffneten Reißverschluss seiner Sherpa-Jacke lugte seine nackte Brust hervor. Er runzelte die Stirn und sah abwechselnd sie und ihren Bruder an, wobei er ihre neuerlichen Tränen völlig falsch deutete. „Katie, es tut mir so leid. Wirklich...“
    „Ist schon okay“, würgte sie hervor, während Patrick die Tür öffnete und ihr aus dem Wagen half. Sie wollte sich umdrehen und etwas zu Liam sagen – um ihn zu fragen, was gerade passiert war und was es zu bedeuten hatte. Patrick hörte nicht auf, sich bei ihr zu entschuldigen, während er sie zu ihrer Haustür führte. Als sie dort angekommen waren, murmelte sie etwas Unverständliches als Erwiderung. Patrick drehte sich um und lief zurück.
    Als er die Beifahrertür öffnete und in den Maserati seines Bruders einstieg, konnte Katie für einen kurzen Moment einen Blick auf Liams Gesicht erhaschen. Er sah sie unumwunden an, und sein Blick war fesselnd und durchdringend.
    Und in diesem Moment begriff sie.
    Dass er für sie der Richtige war.
    * * * *
    Katie seufzte und zog bereits zum dritten Mal in dieser Stunde falsch einsortierte Bücher aus den Regalen. Jedes einzelne davon war ihre eigene verdammte Schuld. Zuvor hatte sie versucht, einen bereits von A bis Z geordneten Stapel Romane in die richtigen Fächer einzusortieren. Spätestens beim Buchstaben K hatte sie jedoch nicht mehr darauf geachtet, die Bücher alphabetisch zu ordnen und statt dessen einfach eins nach dem anderen mechanisch ins Regal gestellt, während sie mit ihren Gedanken ganz woanders war. Sie konnte nichts dagegen tun. Schon die ganze Woche kreisten ihre Gedanken nur noch darum, wie Liam in den Kellerraum gestürmt war, um sie zu retten, wie er sie anschließend nach Hause gefahren und wie sie
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