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Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu

Titel: Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Autoren: Shanna Swendson
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er einfach nur nach Wein geschmeckt. Wenn der doch komplett aus Weintrauben gemacht wurde, wie sollte er dann nach Passionsfrucht schmecken?
    »Zum ersten Gang reichen wir unseren berühmten Pinot Gris«, fuhr Henri fort. »Darin werden Sie vielleicht Töne von Apfel und Limone entdecken, während in der Mitte des Gaumens Ingweraromen explodieren. Dieser Wein begleitet den Lachs mit Mango-Salsa, den wir Ihnen jetzt servieren.«
    Kellner brachten frische Weingläser und schenkten Wein ein, der in meinen Augen genauso aussah wie der, den wir gerade getrunken hatten. Die Bewegungen der anderen nachahmend, schwenkte ich den Wein im Glas – wobei nur ein kleines bisschen überschwappte – und roch daran. Joah, roch nach Wein.
    Dann nahmen alle einen kleinen Schluck und schienen über die Aromen zu philosophieren. Ich schmeckte nichts als Wein. Keinen Apfel, keine Limone, keinen Ingwer. Entsetzt registrierte ich, dass Ethan wissend nickte. Kannte er sich tatsächlich damit aus? Bei unserem ersten Date hatte er mich noch zum Hamburger-Essen eingeladen. Was für eine Wandlung.
    Andererseits – war es denn so schlecht, wenn er ein Weinliebhaber war? Mir würde es guttun, mal etwas dazuzulernen. Ich beklagte mich permanent darüber, dass ich mich in New York wie ein Landei fühlte, und hier eröffnete sich mir eine Chance, etwas daran zu ändern. Ich probierte noch einen Schluck von dem Wein und versuchte verzweifelt, all die delikaten Aromen zu schmecken, die darin enthalten sein sollten.
    Der nächste Gang wurde von einem Wein begleitet, den Henri als »ölig, mit Zitrusnoten« beschrieb.
    Mir fiel es äußerst schwer, mir einen Wein als ölig vorzustellen. Ethan beugte sich zu mir hin und fragte: »Amüsierst du dich?«
    Nach drei Gläsern Wein – auch wenn ich sie nicht ganz ausgetrunken hatte – war ich ziemlich gut drauf, ganz gleich ob diese Leute nun mein Fall waren oder nicht. »Klar!«, erwiderte ich fröhlich und prostete ihm zu.
    Wenn ich mich gut fühlte, dann war das – verglichen mit dem Rest der Gäste – noch gar nichts. Sie fielen bei jedem Schluck fast in Ohnmacht vor Begeisterung. Ich hatte gedacht, hier ein Leichtgewicht in einer Gruppe von echten Weinliebhabern zu sein, doch die anderen benahmen sich betrunkener als ich – viel betrunkener. Die Frau neben mir knabberte am Ohr ihres Ehemanns und kroch ihm fast auf den Schoß, während er eine Hand unter ihren Pullover schob. Ich verkniff mir die Empfehlung, sie sollten sich doch ein Zimmer nehmen, und wandte mich der anderen Tischseite zu. Dort trug ein Mann, der sich als Kardiologe vorgestellt hatte, seine Krawatte wie einen Schal um den Hals. Die ganze Tafel wirkte gar nicht mehr wie eine Dinnergesellschaft, sondern eher wie das Gelage einer Burschenschaft. Von Ethan mal abgesehen war ich hier anscheinend die Nüchternste von allen.
    »Ist das normal bei solchen Veranstaltungen?«, fragte ich zu ihm hingebeugt.
    »Ich bin erst einmal bei so einem Wein-Dinner gewesen, und da ging es schon ein wenig gesitteter zu. Ehrlich gesagt macht das hier aber mehr Spaß.«
    Beim Hauptgang gingen wir zu Rotwein über, was bedeutete, dass ich endlich einen Unterschied zwischen diesem und den letzten Weinen erkennen konnte. Zwar schmeckte ich noch immer nicht die Nelken-, Kaffee- und Holznoten, die Henri uns versprach, aber eigentlich war ich dafür auch ganz dankbar. Nach meinem Verständnis musste man einen Wein nämlich wegschütten, wenn er nach Holz oder Kaffee schmeckte. Da die anderen Gäste ihn runterkippten wie Tequila, bezweifelte ich, dass wenigstens sie irgendwelche Geschmacksnuancen wahrnahmen.
    Als das Dessert aufgetragen wurde, konnte ich Henris Charakterisierung des Weins nur noch mit Mühe folgen. Mir war so, als hätte er irgendwas von angefaulten Weintrauben gesagt, aber das konnte nicht sein. Damit hätte er ja wohl kaum geprahlt. Dafür schmeckte mir der Wein. Wahrscheinlich war es mein Lieblingswein des Abends, weil er so süß war.
    Sie servierten ihn zu pochierten Birnen, die zu essen auch unter optimalen Bedingungen eine Herausforderung gewesen wäre. So beschwipst, wie ich war, war es nachgerade unmöglich. Ich verbrachte ungefähr fünf Minuten damit, eine Birne über meinen Teller zu jagen, nur damit sie anschließend auf Ethans Teller hüpfte.
    »Ups! Tut mir leid«, sagte ich und hoffte, nicht allzu sehr zu lallen.
    »Kein Problem.« Er bugsierte sie vorsichtig mit der Gabel zurück auf meinen Teller. Und mir war so, als hätte er
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