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Kates Geheimnis

Kates Geheimnis

Titel: Kates Geheimnis
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sehr alt, butterweich und ausgeleiert. Sie konnte nun einmal nur bequeme, gut eingelaufene Schuhe tragen, wenn sie nicht tanzte, weil ihr Beruf ihr kaputte und schmerzende Füße eingetragen hatte.
    Jill zögerte, denn sie hatte Angst davor, Lauren zu folgen. Sie fühlte sich entschieden fehl am Platze und wünschte, sie trüge einen Hosenanzug wie Lauren.
    Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, wie sie sich auf die weite Reise vorbereitet hatte. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sich in ihrer 35

    Reisetasche befand. Wenn sie Glück hatte, hatte KC, ihre beste Freundin und Nachbarin, ihr beim Packen geholfen, aber Jill wusste nicht einmal mehr, ob sie in den letzten Tagen überhaupt mit KC gesprochen hatte. Plötzlich machte sie sich Sorgen um ihren Kater Ezekial. Sie musste sofort KC anrufen und sich vergewissern, dass sie ihn gut versorgte.
    Jills Blick verharrte auf einem Gemälde, das eine ganze Wand einnahm. Es musste ein großes Meisterwerk sein und stellte irgendeine Szene aus der Mythologie dar, die ihr nichts sagte. Sie schluckte und befahl sich, tief und gleichmäßig zu atmen. Sie würde nun seine Verwandten kennen lernen, und sie würde höflich zu ihnen sein. Sicher würden sie sie im Gegenzug freundlich behandeln - nicht wie Lauren. In ein paar Augenblicken würde man ihr ihr Zimmer zeigen. Es konnte ihr nicht schnell genug gehen.
    Wenn sie nur in einem Hotel untergekommen wäre.
    Sie hatte inzwischen so große Angst, dass sie drauf und dran war, das Haus fluchtartig wieder zu verlassen. Jill schaute über die Schulter zurück. Die Eingangstür war fest geschlossen.
    Allmählich stieg Panik in ihr auf.
    Jill sagte sich, dass alles gut werden würde. Dass sie nur weiterhin tief durchatmen musste.
    Hal, der in ihren Armen starb, sein totenbleiches Gesicht, das Blut, das ihm aus dem Mund lief, all diese schrecklichen Bilder drängten sich mit einem Mal wieder in ihr Bewusstsein.
    36

    Sie hörte Schritte. Jill versuchte, ihre zitternden Hände ruhig zu halten und zu lächeln, als Lauren erschien. Sie hatte ihren Blazer abgelegt und ein TShirt aus beigefarbener Seide enthüllt, das vermutlich mehr gekostet hatte als Jills gesamte momentane Garderobe.
    »Kommen Sie«, sagte sie.
    Jill folgte ihr voll ängstlicher Erwartung. Lauren führte sie in ein großes Wohnzimmer, das noch viel luxuriöser eingerichtet war als das Foyer. Doch Jill hatte keinen Blick übrig für die prächtigen, wenn auch verblassten Orientteppiche, die antiken Möbel oder den Matisse an der Wand. Drei Männer standen in der Mitte des Raumes, einer älter und weißhaarig, die beiden anderen jünger, etwa um die Dreißig, der eine goldblond und sonnengebräunt, der andere dunkelhaarig mit olivfarbenem Teint. Alle drei hielten ein Glas in der Hand.
    Lauren blieb stehen und Jill ebenfalls. Die drei Männer drehten sich um. Sie starrten sie an.
    Drei Paar durchdringender Augen. Dreimal derselbe vorwurfsvolle Blick. Das war Hals Familie.
    Jill wusste, dass sie Hals alten Vater William vor sich hatte, seinen älteren Bruder Thomas und seinen Cousin Alex. Sie wusste nicht genau, welcher von den jüngeren Männern Thomas war. Aber in diesem Moment wurde ihr alles zu viel. Denn sie hörten nicht auf, sie so anzustarren. Ihre Feindseligkeit war 37

    unverkennbar. Aber schließlich war sie diejenige, die am Steuer gesessen hatte ...
    Mir alles in Ruhe durch den Kopfgehen lassen ...
    Ich liebe dich ... Kate .
    Jill versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen. Sie schaffte es nicht. Lauren sagte etwas, aber ihre Stimme war so kalt und unfreundlich wie die Blicke, die auf sie gerichtet waren. Dieses anklagende, kalte, feindselige Starren - Jill bemerkte, wie die drei Gestalten vor ihren Augen verschwammen, während sie von neuem in der Erinnerung versank. Hals gespenstisch bleiches Gesicht, das viele Blut ... Sie war gefahren ... Der Raum schien erst dunkler, dann heller zu werden, und wieder dunkler. Und dann wurde alles vollkommen schwarz.
    Es war ein Segen.
    Zuerst hörte sie Stimmen. Stimmen, die sie nicht erkannte, Männerstimmen, die Worte sagten, die sie nicht verstand.
    Jill war, als schwebe sie, eigenartig leicht und friedlich. Und dann, als sie langsam wieder zu sich kam, wurde ihr klar, dass sie in Ohnmacht gefallen war. Mit dieser Erkenntnis stieg in ihr die schreckliche Ahnung auf, dass irgendetwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Und dann zerstob das friedvolle Gefühl, als würde es von einem Sturm zerrissen. Von der
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