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Kastner, Erich

Kastner, Erich

Titel: Kastner, Erich
Autoren: Die verschwundene Miniatur
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könne knurren.
    Als der Kommissar seinen Bericht beendet hatte, erhob sich der zierliche alte Herr Steinhövel, reichte dem jungen Mann die Hand und sagte: »Ich danke Ihnen herzlich und beglückwünsche Sie zu Ihrer Belohnung.«
    »Zu welcher Belohnung denn?« fragte Seiler.
    »Herr Steinhövel hat für die Wiederbeschaffung der Miniatur eine Belohnung von zehntausend Mark ausgesetzt«, erwiderte der Kommissar. »Es steht doch heute in allen Blättern!«
    »Ich habe noch keine Zeitungen gelesen. Man kommt ja zu nichts!« sagte der junge Mann. »Aber zehntausend Mark kann man immer brauchen.«

20. KAPITEL
    NUN STIMMT’S ABER!
    Generaldirektor Kühlewein saß in Gedanken. Er verarbeitete, was er erfahren hatte, und wußte noch immer nicht, ob er sich freuen oder ärgern sollte. Es ist ja auch manchmal schwer, von beidem das richtige zu wählen. Vor allem für nüchterne Menschen, die sowohl Verdruß als Freude Anstrengung kostet.
    Joachim Seiler enthob ihn des weiteren Nachdenkens und sagte:
    »Ich habe den Eindruck, daß Sie die Maßnahmen, die ich für nötig hielt, mehr oder weniger mißbilligen!«
    »Ganz recht«, erwiderte der Generaldirektor.
    »Und Sie halten es«, fuhr Seiler fort, »für sittenwidrig, daß ich dafür auch noch zehntausend Mark erhalten soll.«
    »Ganz recht«, bestätigte der Generaldirektor.
    Der junge Mann erhob sich verstimmt. Seine Augen blitzten.
    »Unter diesen Umständen möchte ich Herrn Steinhövel mitteilen, daß ich auf die mir zugedachte Belohnung verzichte. Falls es einen Fonds für notleidende Generaldirektoren geben sollte, schlage ich vor, die zehntausend Mark diesem Fonds zu überweisen. Und Herrn Generaldirektor Kühlewein bitte ich um meine sofortige Entlassung.
    Mahlzeit!« Er verbeugte sich kurz und ging zur Tür.
    Doch Fleischermeister Külz war rascher. Er postierte sich vor der Tür und versperrte den Weg. »So ein Hitzkopf!« rief er. »Das erlaube ich nicht. Ist das hier eine Versicherungsgesellschaft oder ein Kindergarten? Herr Steinhövel hat seinen Holbein wieder. Die Versicherungsgesellschaft hat eine halbe Million gespart. Die Polizei hat eine Verbrecherbande erwischt. Was verlangen Sie eigentlich noch von Ihren Angestellten, Herr Generalbürokrat?«
    »Bravo!« sagte Herr Steinhövel und applaudierte geräuschlos.
    »Sollten Sie die Kündigung annehmen, engagiere ich den jungen Mann vom Fleck weg. Und die Belohnung, lieber Herr Seiler, die gehört Ihnen, ob Sie nun wollen oder nicht! Sie werden mich doch nicht beleidigen!«
    Papa Külz schob seinen Arm unter den des jungen Mannes und führte ihn mit sanfter Gewalt ins Zimmer zurück.
    Herr Kühlewein stand auf. Er war befangen. »Ich nehme Herrn Seilers Kündigung nicht an. Die Herrschaften entschuldigen mich.
    Die außergewöhnliche Sitzung hat außergewöhnlich viel Zeit beansprucht. Ich muß in mein Büro. Zu ganz gewöhnlichen Geschäften.«
    Er wandte sich an Seiler. »Ich möchte Sie noch sprechen, bevor Sie aus dem Haus gehen, Herr Direktor!«
    Dann entfernte er sich. Schneidig und repräsentativ, wie er’s gewohnt war. Übung macht den Meister.
    Nachdem die Glückwünsche vorüber waren, mit denen der neugebackene Direktor überschüttet worden war, sagte Herr Külz befriedigt: »Dieser Generaldirektor ist schlauer, als ich dachte. Er hat gelernt. Das ist in seinem Alter eine geradezu übermenschliche Leistung.«
    Der Kriminalkommissar blickte auf die Uhr und war überrascht.
    »Ich muß mich verabschieden. Auch ich muß ins Büro. Die Bande, die Herr Direktor Seiler freundlicherweise in seiner Wohnung eingesperrt hatte, brennt darauf, sich mit mir ausführlich zu unterhalten.«
    »Erinnern Sie mich nicht an meine Wohnung!« bat der junge Mann. »Ich fürchte, die Bande hat, als das Überfallkommando anrückte, mein bescheidenes Mobiliar zu Barrikaden verarbeitet.«
    Der Kunstsammler reichte dem jungen Mann einen Scheck. »Hier ist die Belohnung, Herr Direktor. Für den in Ihrer Wohnung entstandenen Schaden komme ich selbstverständlich auf.«
    Sie gaben einander die Hand. Seiler bedankte sich. Der Sammler winkte ab. »Dieser Holbein«, er wies auf das Holzkästchen, »bedeutet für mich alten Narren viel mehr, als sich in Ziffern ausdrücken läßt. Fräulein Trübner wird so nett sein, Ihnen bei der Beschaffung der neuen Möbel zu helfen.«
    »Großartig!« Seiler war begeistert. »Ich halte viel von Fräulein Trübners Geschmack.«
    Es klopfte.
    Ein Polizist trat ein und schlug die Hacken
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