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Kaste der Unsterblichen

Kaste der Unsterblichen

Titel: Kaste der Unsterblichen
Autoren: Jack Vance
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Faszination.«
    »Spiel? Das ist kein Spiel! Sie geben nur vor, ihre Wetten gewinnen zu wollen. Sie bezahlen dafür, Frösche zu töten.«
    Die Jacynth wandte sich ab. »Es müssen Schicksalsverrückte sein.«
    »Vielleicht hat jeder von uns etwas von einem Schicksalsverrückten in sich.«
    »Nein.« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, ich nicht.«
    Sie hatten inzwischen den Außenbereich des Viertels der Tausend Diebe erreicht. Nun machten sie sich wieder auf den Rückweg und kehrten ins Café Pamphylia ein, um eine kleine Stärkung zu sich zu nehmen.
    Ein Mechanokellner brachte zwei eisgekühlte Gläser mit zinnoberrotem Sangre de Dios.
    »Das muntert Sie wieder auf«, sagte Waylock. »Danach vergessen Sie Ihre Müdigkeit.«
    »Aber ich bin gar nicht müde.«
    Er seufzte. »Ich schon.«
    Die Jacynth beugte sich vor und lächelte schadenfroh. »Und dabei haben Sie ausdrücklich betont, die Nacht habe gerade erst begonnen.«
    »Ich werde mir einige von diesen Drinks genehmigen.« Er hob die Maske ein wenig an, setzte den Kelch an die Lippen und trank.
    Die Jacynth musterte ihn nachdenklich. »Sie haben mir noch nicht Ihren Namen genannt.«
    »Das ist gang und gäbe in Kharnevall.«
    »Ach, nun kommen Sie schon … Ihren Namen!«
    »Ich heiße Gavin.«
    »Und ich bin Jacynth.«
    »Ein hübscher Name.«
    »Gavin, nehmen Sie die Maske ab«, sagte Die Jacynth unvermittelt. »Lassen Sie mich Ihr Gesicht sehen.«
    »In Kharnevall bleiben Gesichter so gut es geht verborgen.«
    »Das ist nicht gerade fair, Gavin. Dieses Silber hier versteckt nichts von mir.«
    »Nur jemand, der gleichermaßen von der Schönheit seines Körpers überzeugt wie eitel ist, würde es wagen, ein solches Kostüm zu tragen«, sagte Waylock ernst. »Für die meisten von uns liegt der Zauberglanz in einer Verkleidung. Solange ich diese Maske trage, bin ich der Prinz Ihrer Phantasie. Nehme ich sie ab, bin ich nur mein gewöhnliches und alltägliches Selbst.«
    »Meine Vorstellungskraft lehnt es ab, mir einen Prinzen vorzugaukeln.« Sie legte die Hand auf seinen Arm. »Kommen Sie«, sagte sie mit schmeichelnder Stimme. »Herunter mit der Maske.«
    »Später vielleicht.«
    »Wollen Sie, daß ich Sie für häßlich halte?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Also gut, sind Sie häßlich?«
    »Ich hoffe nicht.«
    Die Jacynth lachte. »Sie wollen nur meine Neugier erwecken!«
    »Ganz und gar nicht. Betrachten Sie mich als das Opfer eines obskuren psychischen Zwanges.«
    »Eine Eigentümlichkeit, die Sie mit den alten Tuaregs gemeinsam haben.«
    Waylock sah sie überrascht an. »Ein erstaunliches Wissen für ein junges Lulk-Mädchen.«
    »Wir sind ein erstaunliches Paar«, erwiderte Die Jacynth. »Und was ist Ihre Einstufungsphyle?«
    »Ich bin Lulk wie Sie.«
    »Aha.« Sie nickte langsam und nachdenklich. »Etwas, was Sie sagten, hat mich verwundert.«
    Waylock versteifte sich. »Etwas, was ich sagte? Was?«
    »Alles zu seiner Zeit, Gavin.« Sie erhob sich. »Nun, wenn Sie jetzt genügend intus haben, um Ihre Erschöpfung zu überwinden, dann lassen Sie uns weitergehen.«
    Waylock stand ebenfalls auf. »Wohin auch immer Sie Ihre Schritte zu lenken gedenken.«
    Sie legte ihm die Hände auf die Schultern und sah herausfordernd zu ihm auf. »Sie werden nicht dorthin mitkommen, wohin ich gehen möchte.«
    Waylock lachte. »Ich folge Ihnen überallhin.«
    »Das sagen Sie so.«
    »Nehmen Sie mich beim Wort.«
    »Also gut, dann kommen Sie mit.« Sie führte ihn zurück zum Großplatz.
    Als sie über den Boulevard bummelten, ertönte ein hallender Gong – Mitternacht. Die Luft wurde stickiger, die Farben wurden greller und die Bewegungen der Feiernden, denen die rituelle Leidenschaft eines majestätischen Tanzes anhaftete, bedächtiger und besonnener.
    Waylock schob sich nahe an Die Jacynth heran und legte den Arm um ihre Taille, während sie weiter dahinschlenderten. »Sie sind ein Wunder«, sagte er rauh. »Eine prachtvolle Blume, der Inbegriff von Schönheit und Anmut.«
    »Ach, Gavin«, gab sie tadelnd zurück. »Was für ein Lügner Sie doch sind!«
    »Ich sage die Wahrheit«, erwiderte er in dem gleichen tadelnden Tonfall.
    »Wahrheit? Was ist Wahrheit?«
    »Das weiß niemand.«
    Sie blieb plötzlich stehen. »Wir werden es herauszufinden versuchen – denn hier ist der Tempel der Wahrheit.«
    Waylock zögerte. »Dort drinnen gibt es keine Wahrheit – nur boshafte Narren, die ihren Verstand gebrauchen.«
    Sie nahm seinen Arm. »Kommen Sie, Gavin, wir
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