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Kassandras Fluch

Kassandras Fluch

Titel: Kassandras Fluch
Autoren: Jason Dark
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Zehn Sekunden länger…« ich verschluckte die nächsten Worte und dachte wieder an die Zukunft. »Hast du erkennen können, wohin sie gelaufen sind?«
    »Jedenfalls nahmen sie nicht den normalen Weg. Der fängt an der anderen Seite an.«
    »Aber sie liefen nach unten.«
    »Das schon.«
    »Dann werden wir den Weg ebenfalls nehmen.«
    »Den gleichen?«
    »Nein, mit dem Wagen.«
    Mit dem Leih-Seat waren wir auch hochgefahren. Er parkte vor dem Friedhof und war auch nicht manipuliert worden. Suko wollte fahren, ich fühlte mich noch nicht fit.
    Immer wieder überkam mich ein Würgegefühl. Nur gut, daß wir wußten, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun hatten. Drei waren es also — Spinosa und zwei Helfer.
    Suko ließ den Wagen auf den schmalen Pfad rollen. Auch hierher hatte der Nebel seinen Weg gefunden. Je tiefer wir fuhren, um so mehr verdichtete er sich. Die Wände rechts und links sahen wir nur als dunkle Schatten. Beide hatten wir das Gefühl, in eine wabernde Schlucht hineinzurollen.
    »Hast du erkennen können, um was es sich bei Spinosa handelt? Zombie oder Mensch?«
    »Keine Ahnung. Er hatte ein bleiches Gesicht und Lippen, die aussahen wie geschminkt. Der kam mir eher vor wie ein Clown.«
    »Ein Zombie-Clown«, sagte Suko sarkastisch.
    »Möglich.«
    »Glaubst du, daß wir sie packen?«
    »Wo denn?«
    »Unten in Plecia.« So hieß der kleine Ort, den wir als Ausgangsposition ansahen. »Was sollen sie dort?«
    »Keine Ahnung, Alter. Irgendwo müssen sie hin und ihre Flucht fortsetzen. Weißt du, mir geht der Bahnhof nicht aus dem Kopf. Könnte es sein, daß sie uns dort über den Weg laufen?«
    Ich lachte. »Da willst du also hin?«
    »Ja.«
    Ich hatte nichts dagegen. Ob Erfolg oder nicht, irgendwo müßten wir schließlich anfangen. Je mehr wir uns dem Tal näherten, um so breiter wurde der nicht asphaltierte Weg, der schließlich ganz verschwand und in einen Platz hin mündete, wo wir auch die ersten Menschen sahen, die sich innerhalb der Nebelsuppe wie fremde Wesen bewegten. Die normalen Geräusche klangen alle anders. Gedämpft, beinahe schon unheimlich. Das Fahren der Autos, die Stimmen der Menschen, Lind wir rollten im Schrittempo dahin.
    Ich hatte das rechte Seitenfenster nach unten gekurbelt, schaute mir den Betrieb an und hielt natürlich Ausschau nach den drei Flüchtlingen. Sie waren nicht zu sehen. Möglicherweise hatten sie auch die sichere Deckung der Nebelwolken ausgenutzt und waren schon längst auf dem Weg zum Bahnhof.
    Ich wandte mich wieder Suko zu. »Kennst du die Strecke?« fragte ich ihn.
    »Die zum Bahnhof?«
    »Sicher.«
    »Die habe ich noch im Kopf.«
    Wir hatten uns zuvor in einem kleinen Küstenort umgesehen, durch den eine Schienenstrecke führte. Sie verband Plecia mit der großen Stadt Bilbao. An einer Kreuzung hielt Suko. Er ließ einige Jugendliche vorbei, die lachend die Straße überquerten und in einem Fokal verschwanden, dessen bunte Reklame durch den Nebel verwaschen wirkte.
    Suko blinkte rechts und rollte in eine schmale Straße hinein, die auf die Gleise zuführte und kurz davor endete. Dort standen einige Lagerschuppen. Sie gruppierten sich um einen Platz, auf dem Container wirkten wie geduckte Baracken.
    Wir luhren nach links.
    Signallampen leuchteten wie geheimnisvolle Augen in der Nebelbrühe. In der Ferne tutete oder pfiff eine Lok. Dann rollte ein Zug an uns vorbei. Die Kette der Wagen sah aus wie eine Schlange aus Stahl und Glas. Er hielt im Bahnhot.
    Wir stoppten davor. Es gibt Bahnhöfe, die vermitteln einen nostalgischen Eindruck. Dieser hier gehörte mit seinem Bahnhofsgebäude aus Holz dazu. Dazu kam das schräge, vorspringende Dach, das durch starke Pfosten gestützt wurde. Das war schon so etwas wie eine Western-Station. Vor dem Bahnhof gab es genügend freie Parkplätze. Wir stellten den Seat mit dem Heck zum Gebäude hin ab und schauten uns nach den Einstiegen Lim. Der Zug war noch nicht abgefahren. Als wir das Gebäude betraten, durch das wir bis zu den Gleisen durchgehen mußten, schlugen die Türen der Wagen mit heftigen Geräuschen zu. Wenn die drei Flüchtlinge in dem Zug steckten, hatten wir das Nachsehen. Durch eine breite Glastür mit Holzumrandung erreichten wir den Bahnsteig und blieben stehen. Der Zug war bereits verschwunden. Nicht einmal die roten Schlußleuchten des Zuges sahen wir, dafür war der Nebel viel zu dicht.
    Ein fast leerer Bahnsteig breitete sich rechts und links aus. Es gab für den Personal verkehr nur zwei Bahnsteige, wovon
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