Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch
Autoren: Werner Rosenzweig
Vom Netzwerk:
sein. Missmutig betrat sie das angrenzende Badezimmer und setzte sich auf die Toilette. Auch hier stank es bestialisch. Sie öffnete das Fenster, um die frische Nachtluft hereinzulassen. Sofort verschlug es ihr den Atem. Der Gestank kam von draußen. Angestrengt sah sie hinaus in die nebelige Nacht. Was schimmerte dort unten ganz schwach durch die Dunkelheit? Konnte es sein, dass die Mitglieder des Backofenvereins der Hafer gestochen hatte? Hatten sie ihren Backofen beheizt? Um diese Jahreszeit? Um diese Uhrzeit? Um Gottes Willen, womit denn? Sie lauschte. Alles war ruhig und friedlich. Keine menschliche Stimme. Ab und an erreichte ein ganz leises Knacken ihr Ohr. Es hörte sich an, wie das Knistern einer schwachen, zu Ende gehenden Glut.
    Während Gerlinde Schmalzbauer angewidert das Badfenster schloss und ihren sägenden Ehemann Ottokar weckte, kokelten, drunten im Backofen, die Reste des menschlichen Körpers weiter vor sich hin.
    »Schbinnsd edz, weggsd mi middn in der Nachd!« Ottokar war gar nicht erfreut, dass er nicht mehr weiter sägen durfte. »Heiligs Blechla, was solln edz dees? Schau amol auf die Uhr, edz is grood vierdl sexa!« Ottokar schnupperte. »Sooch amol, hasd du in die Huusn gschissn? Dees schdingd ja wie im indischn Männerbuff!« »Deswegn weggi di ja auf! Iech glaab, do had jemand, drundn im Baggufn alde Reifn verbrennd, drum schdingd dees su godderbärmli.«
    »Im Baggufn?«, sinnierte Ottokar zweifelnd. »Dees glaabi ned! Doch ned um dera Johreszeid!«
    »Ja dann schau hald selber nach, Schlaumeier!«, forderte ihn seine Frau auf. »Jedenfalls gliehd do was im Baggufn, und ausm Schlood rauchds aa raus!«
    »Do schaui edz nach!«, beschloss Ottokar. »Breng amol mei digge Jaggn, die große Daschnlambn und mei Schlabbn!«
    »Wos waaß denn iech, wu du dei Daschnlambn hasd, do mussd scho selber schaua, wusdes widder hiegrammd hasd.«
    Als Ottokar Schmalzbauer sieben Minuten später aus der Haustüre trat, hätte er am liebsten wieder kehrt gemacht. Es raubte ihm den Atem. Es stank, als hätte man sämtliche Eiterpickel dieser Welt in einem großen Topf ausgedrückt, aufgekocht und kräftig umgerührt. Der Backofenverein konnte was erleben! Gleich heute Morgen würde er sich beim Bürgermeister beschweren.
    Die Mitglieder des Backofenvereins waren sich keiner Schuld bewusst. Sie lagen alle in ihren Betten und träumten vom nächsten April, wenn die neue Brotbacksaison wieder eröffnet werden würde.
    Ottokar humpelte in seinen Schlappen, seinem Schlafanzug und seiner dicken Jacke die dreißig Meter hinüber zum Backofen. In seiner Rechten hielt er eine mächtige Stablampe. Bereits im Näherkommen sah er die Bescherung. Hier wurde Gewalt angewendet. Das große Holztor hing schräg nur noch in einer Angel. Als er noch näher trat und in die Glut des Ofens hinein sah, entfuhr ihm ein: »Jessesla, dees derf doch ned woahr sei!« Dann drehte er sich zur Seite und übergab seine Pizza Salami, welche er am Abend vorher gegessen hatte, einschließlich Tomatensoße, Paprikastreifen und Zwiebeln, dem glänzenden, feuchten Gras. Gott sei Dank war der Jupp Hochleitner nicht in der Nähe. Der hätte ihn bestimmt gefragt: »Brunzverreg, Oddi, hammer a weng Breggerli glachd?«

    Lob und Tadel

    Dank der tatkräftigen Unterstützung der beiden Witwen, Kunni Holzmann und Retta Bauer, konnte der Fall vollständig aufgeklärt werden.
    Die beiden saßen im Kommissariat der Mordkommission Erlangen, und Hauptkommissar Joerg Kraemer, der Chef von Gerald Fuchs, goss den beiden von dem trockenen Deinhardt nach, den er zur Feier des Tages spendiert hatte.
    »Also, meine Damen, nochmals ein Prost auf die Auflösung des Falls, was ohne Ihre tatkräftige Unterstützung und Ihre kriminalistischen Fähigkeiten kaum so schnell gelungen wäre«, lobte er die beiden Seniorinnen. »Wir von der Polizei haben uns zeitweise recht deppert angestellt«, fuhr er fort und sah dabei seinen Kommissar intensiv an. »Nichtsdestoweniger, ein bisschen schimpfen muss ich mit Ihnen beiden schon. Sie haben sich jedenfalls nicht an die Anweisungen von Herrn Fuchs gehalten. ›Keine weiteren Alleingänge mehr ‹, hat es geheißen. Aber nun erzählen Sie doch genau, wie sie der chinesischen Haupttäterin auf die Spur gekommen sind.«
    Kunni Holzmann nahm einen kräftigen Schluck vom Deinhardt und sah ihre Freundin an.
    »Edz derzähl hald scho!«, forderte sie diese auf.
    »Also, dees woar a su:”, begann sie. «Wie mier erfohrn hamm, dass die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher