Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karlsson fliegt wieder

Karlsson fliegt wieder

Titel: Karlsson fliegt wieder
Autoren: Astrid Lindgren
Vom Netzwerk:
aufwachen und die Sonne über den Dächern von Östermalm aufgehen sehen.
    Ja, es ist wirklich ein gemütliches Haus und es steht zwischen einem Schornstein und einer Brandmauer so gut versteckt, dass man es kaum sieht. Es sei denn, man geht zufällig oben auf dem Dach herum und gerät ausgerechnet hinter den Schornstein. Aber das tut selten jemand.
    »Hier oben ist alles so anders«, sagte Lillebror, als Karlsson mit ihm auf dem Treppenvorplatz seines Hauses gelandet war.
    »Ja, Gott sei Dank«, sagte Karlsson.
    Lillebror guckte sich um.
    »Mehr Dach und so was«, sagte er.
    »Mehrere Kilometer Dach«, sagte Karlsson, »auf denen man herumgehen und so viele Streiche machen kann, wie man will.«
    »Wollen wir nicht ein bisschen Streiche machen?«, fragte Lillebror eifrig. Ihm fiel wieder ein, wie aufregend es das vorige Mal gewesen war, als er und Karlsson oben auf dem Dach zusammen Streiche gemacht hatten.
    Aber Karlsson sah ihn streng an.
    »Damit du nicht zu putzen brauchst, was? Ich soll mir zuerst die Seele aus dem Leibe schuften, damit es unten bei dir ein bisschen sauber aussieht, und dann läufst du den Rest des Tages herum und machst Streiche. So hast du dir das wohl gedacht, was?«
    Lillebror hatte sich überhaupt nichts gedacht.
    »Ich will dir gern beim Putzen helfen, wenn es nötig ist«, sagte er.
    »Aha, na also«, sagte Karlsson.
    Er machte die Tür zu seinem Haus auf und Lillebror trat ein beim besten Karlsson der Welt.
    »Doch, auf jeden Fall«, sagte Lillebror, »wenn es nötig ist, dann...«
    Eine ganze Weile stand er stumm da und seine Augen wurden ganz groß.
    »Es ist nötig«, sagte er schließlich.
    In Karlssons Haus gab es nur einen Raum. In diesem Raum hatte Karlsson eine Hobelbank stehen, zum Hobeln und zum Essen und zum Ablegen von Sachen. Und dann ein Sofa zum Schlafen und Draufherumhüpfen und zum Aufbewahren von Sachen. Und dann zwei Stühle zum Sitzen und zum Draufstellen von Sachen und Draufsteigen, wenn er irgendwelche Sachen in seinen Schrank stopfen wollte. Das ging aber nicht, denn der Schrank war schon voll von anderen Sachen, von denen, die nicht auf dem Fußboden stehen und nicht an den Wänden hängen konnten, weil dort schon andere Sachen an Nägeln hingen — eine ganze Menge. Karlsson hatte einen Kamin mit Sachen drin und mit einem eisernen Rost, auf dem er kochen konnte. Oben auf dem Kaminsims standen viele Sachen. Nur an der Decke hingen fast gar keine Sachen. Bloß ein Drehbohrer und ein Beutel mit Nüssen und eine Knallkorkenpistole und eine Kneifzange und ein Paar Pantoffeln und eine Säge und Karlssons Nachthemd und der Abwaschlappen und der Schürhaken und ein kleiner Rucksack und ein Beutel mit getrockneten Kirschen, sonst nichts.
    Lillebror blieb lange still auf der Schwelle stehen und sah sich um.
    »Da bleibt dir die Spucke weg, was?«, sagte Karlsson. »Hier sind Sachen! Nicht so wie bei dir unten, wo fast gar keine Sachen sind.«
    »Ja wahrhaftig, hier sind Sachen«, sagte Lillebror. »Aber ich verstehe, dass du putzen willst.«
    Karlsson warf sich aufs Sofa und legte sich bequem zurecht. »Das könnte dir so passen«, sagte er. »Ich will nicht putzen. Du willst putzen — nachdem ich mich unten bei dir abgerackert habe. Oder etwa nicht?«

    »Willst du denn überhaupt nicht helfen?«, fragte Lillebror zaghaft.
    Karlsson rollte sich auf dem Kopfkissen zusammen und grunzte wie einer, dem so richtig wohl ist.
    »Natürlich helfe ich«, sagte er, als er fertig gegrunzt hatte. »Dann ist es ja gut«, sagte Lillebror. »Ich hatte schon Angst, du wolltest...«
    »Doch, klar helfe ich«, sagte Karlsson. »Ich werde dir die ganze Zeit was Vorsingen und dich aufmuntern. Hui, hui, dann geht es wie der Wind.«
    Lillebror war davon nicht ganz überzeugt. Er hatte noch nicht sehr oft sauber gemacht in seinem Leben. Zwar räumte er immer seine Spielsachen weg, Mama brauchte es ihm nur drei-, vier-, fünfmal zu sagen, dann tat er es, auch wenn es ihm lästig war und er es ziemlich überflüssig fand. Jedoch bei Karlsson zu putzen, das war etwas ganz anderes.
    »Wo soll ich anfangen?«, fragte Lillebror.
    »Du Dummerchen, du musst natürlich mit den Nussschalen anfangen«, sagte Karlsson. »Es ist nicht nötig, dass du so gründlich putzt, ich putze ja gewissermaßen ständig und lasse es nie ganz Zuwachsen. Du brauchst nur noch so das Feinere zu machen.«
    Die Nussschalen lagen auf dem Fußboden in einem Haufen von Apfelsinenschalen und Kirschkernen und Wurstpellen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher