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Karlsson fliegt wieder

Karlsson fliegt wieder

Titel: Karlsson fliegt wieder
Autoren: Astrid Lindgren
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fragen. Er wusste aber, dass er Karlsson zu Bratwurst einladen durfte. Auf einem Teller lagen fünf übrig gebliebene Stücke und die nahm er für Karlsson mit. Und Karlsson stürzte sich darauf wie ein Habicht. Er stopfte sich den Mund mit Bratwurst voll und sah ganz zufrieden aus.

    »Na ja«, sagte er, »für Bratwurst schmeckt sie gar nicht so übel. Natürlich nicht so wie Fleischklöße, aber von manchen Leuten darf man nicht zu viel verlangen.«
    Lillebror verstand, dass er »manche Leute« war, und daher beeilte er sich, von etwas anderem zu reden.
    »Hattest du es schön bei deiner Großmutter?«, fragte er.
    »Ich hatte es so schön, dass man es gar nicht erzählen kann«, sagte Karlsson. »Und darum habe ich mir auch vorgenommen, nichts davon zu erzählen.« Und er biss hungrig in seine Wurst. »Ich hatte es auch schön«, sagte Lillebror. Er begann Karlsson zu erzählen, was er alles bei seiner Großmutter gemacht hatte. »Sie ist so lieb, so lieb, meine Großmutter«, sagte Lillebror. »Und du kannst dir nicht vorstellen, wie sie sich gefreut hat, als ich kam. Sie hat mich gedrückt, sosehr sie konnte.«
    »Warum denn?«, fragte Karlsson.
    »Weil sie mich gern hat. Verstehst du das nicht?«, sagte Lillebror.
    Karlsson hörte auf zu kauen.
    »Und du denkst natürlich, meine Großmutter hat mich nicht besonders gern, was? Du glaubst natürlich nicht, dass sie sich auf mich geschmissen und mich gedrückt hat, bis ich blau im Gesicht wurde, nur weil sie mich so gern hat, das glaubst du nicht, was? Aber ich will dir mal was sagen: Meine Großmutter hat ein Paar kleine Fäuste, so hart wie Eisen, und wenn sie mich nur noch ein einziges Gramm mehr gemocht hätte, dann säße ich jetzt nicht hier, dann wär’s mit mir aus gewesen.«
    »Aha«, sagte Lillebror, »die Großmutter, die konnte aber mächtig drücken.«
    So sehr hatte seine Großmutter ihn allerdings nicht gedrückt, aber sie hatte ihn doch gern und sie war auch immer gut zu ihm gewesen. Das machte er Karlsson klar.
    »Sie kann aber auch so meckrig sein wie keine auf der Welt«, sagte Lillebror, nachdem er eine Weile überlegt hatte. »Sie meckert immerzu und immerzu, man soll die Strümpfe wechseln und man soll sich nicht mit Lasse Jansson hauen und so was alles.«
    Karlsson schleuderte den Teller weg, der jetzt leer war.
    »Und du glaubst natürlich, meine Großmutter wäre gar nicht meckrig, was? Du glaubst natürlich nicht, dass sie den Wecker gestellt hat und jeden Morgen um fünf Uhr hochgespritzt ist, nur um lange genug meckern zu können, ich solle die Strümpfe wechseln und mich nicht mit Lasse Jansson hauen?«
    »Kennst du Lasse Jansson denn?«, fragte Lillebror erstaunt. »Nein, Gott sei Dank nicht«, sagte Karlsson.
    »Aber warum hat deine Großmutter denn gesagt...«, fragte Lillebror.
    »Weil sie die meckrigste Großmutter der Welt ist«, sagte Karlsson. »Vielleicht kapierst du es jetzt endlich. Du kennst Lasse Jansson, wie kannst du dann behaupten, deine Großmutter wäre so meckrig wie keine auf der ganzen Welt? Aber meine Großmutter, die meckert den ganzen Tag, dass ich mich nicht mit Lasse Jansson hauen soll, obwohl ich den Kerl nie gesehen habe und von ganzem Herzen hoffe, ich brauche ihn auch nie zu sehen.«
    Lillebror grübelte. Es war wirklich sonderbar: Ihm hatte es sehr wenig gefallen, wenn die Großmutter an ihm herummeckerte, aber jetzt hatte er plötzlich das Gefühl, er müsse Karlsson übertrumpfen und die Großmutter meckriger machen, als sie war.
    »Sowie ich nur ein ganz, ganz bisschen nasse Füße hatte, fing sie an zu meckern, ich solle die Strümpfe wechseln«, versicherte Lillebror.
    Karlsson nickte.
    »Und du glaubst natürlich, meine Großmutter wollte nicht, dass ich die Strümpfe wechsle, was? Du glaubst natürlich nicht, dass sie durch das ganze Dorf angeprescht kam, sowie ich draußen war und in eine Wasserpfütze trat, und meckerte und meckerte: >Wechsle die Strümpfe, Karlssonchen, wechsle die Strümpfe!< Das glaubst du wohl nicht, was?«
    Lillebror drehte und wand sich. »Doch, das kann schon sein...«
    Karlsson drückte ihn auf einen Stuhl und stellte sich vor ihn, die Hände in die Seiten gestemmt.
    »Nee, das glaubst du nicht. Aber jetzt hör mal zu, ich werde dir erzählen, wie es war. Ich war draußen und trat in eine Wasserpfütze — kapierst du das? Und ich hatte mächtigen Spaß. Und mittendrin kommt Großmutter angeprescht und schreit, dass es im ganzen Dorf zu hören ist: >Wechsle die
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