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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen
Autoren: Werner Schrader
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Beschaffung des Reisegeldes. Sie gingen gemeinsam in eine Telefonzelle und suchten die Nummer von Radio Bremen heraus.
    „Ihr verhaltet euch mucksmäuschenstill!“ ermahnte Egon seine beiden Mithörer. „Wenn ihr lacht oder dumme Bemerkungen macht, denkt Frau Asbeck, wir wollen uns einen Scherz mit ihr erlauben, und dann ist es Essig mit der Sendung.“
    „Die Nummer ist vier, fünf, sieben, Strich, eins“, sagte Karl der Dicke. „Wie soll man denn das wählen?“
    „Du stellst mal wieder intelligente Fragen!“ antwortete Egon.
    „Erst die Vier, dann die Fünf, dann die Sieben...“
    „Und dann den Strich, was?“ fragte Karl spöttisch. „Ich sehe aber keinen Strich auf der Drehscheibe.“
    „Vielleicht soll man für den Strich eine Null wählen?“ vermutete Guddel Schmalz.
    „Quatsch!“ sagte Egon Langfuß. „Für den Strich mache ich eine kleine Pause, fertig! Wir werden schon merken, ob es richtig ist. Los, Guddel, steck das Geld ‘rein!“
    Guddel ließ zwei Zehner in den Schlitz fallen, und Egon wählte. Erst die Vier, dann die Fünf, dann die Sieben und nach einer kleinen Pause die Eins. Sie hörten alle das Rufzeichen am andern Ende der Leitung, also hatte Egon richtig gewählt. Nach dem dritten Klingeln meldete sich eine Stimme im Funkhaus: „Radio Bremen!“
    „Ich hätte gern den Kinderfunk, Frau Asbeck, bitte sehr“, sagte Egon.
    „Ich verbinde!“ tönte es aus der Muschel. Kaum drei Sekunden später meldete sich Frau Asbeck.
    „Hier ist Feldmann“, meldete sich Egon eifrig, „Egon Feldmann aus Aumund.“
    Karl und Guddel warteten auf den freudigen Aufschrei, den Frau Asbeck jetzt sicherlich ausstoßen würde. Aber sie schrie nicht. Sie sagte ganz ruhig: „Bitte, was kann ich für Sie tun?“
    „Du!“ rief Egon. „Was kannst du für mich tun! Ich meine natürlich andersherum: Was können Sie für dich, für mich, was kannst du für Sie... Ach, das ist ja auch Unsinn. Ich wollte sagen, Sie sagen doch du, und ich sage Sie. Kennen Sie mich denn nicht mehr? Egon Feldmann! Ich habe doch voriges Jahr in einem Hörspiel mitgespielt! Wie hieß es denn noch gleich? Der Elefant macht Blasmusik oder so. Wie bitte? Richtig, das war’s. Der Elefant als Musikant. Und ich war der Junge auf der Straße, der immer rufen mußte: Hilfe, Hilfe! Polizei! Ein Elefant stampft hier vorbei!“
    Karl grinste und flüsterte Guddel zu: „Tolle Rolle, was?“
    „Klappe!“ rief Egon. „Nein, bitte, entschuldigen Sie vielmals, Frau Asbeck, ich habe nicht Sie gemeint. Karl der Dicke und Guddel Schmalz sind nämlich auch mit bei mir in der Zelle. Darum geht es ja. Wir wollen auf Fahrt, wir drei. Und weil wir Geld dafür brauchen und Sie doch der Kinderfunk sind, ich meine, beim Kinderfunk sind, haben wir uns gedacht, wir könnten doch eine ganz tolle Sendung machen, Guddel, Karl und ich. Unterwegs! Mit Tonband und so. Was ganz Modernes. Und Sie, Sie senden das, wenn wir zurückkommen.“
    An dieser Stelle des Gesprächs riß ein ungeduldiger Herr die Tür der Telefonzelle auf und rief empört: „Hoffentlich kommt ihr bald ‘raus! Was macht ihr überhaupt? Für eure dummen Späße ist das Telefon nicht da! Ich hab’ es eilig.“ Karl hielt die Tür fest.
    „Immer schön mit der Ruhe!“ rief er. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Außerdem machen wir keine dummen Späße, sondern führen ein wichtiges Gespräch. Mein Opa ist im Fahrstuhl eingeklemmt und weiß nicht, wie er wieder herauskommt. Wir sprechen gerade mit der Feuerwehr. Bitte gedulden Sie sich noch zwei Sekunden.“
    Damit schlug er die Tür zu.
    Der Herr draußen machte ein sehr ungläubiges Gesicht. „Im Fahrstuhl eingeklemmt?“ murmelte er. „Das ist doch ein Fall für den Elektriker und nicht für die Feuerwehr.“ Frau Asbeck im Funkhaus hatte mittlerweile verstanden, was der stotternde Egon wollte.
    „Du willst mir also eine Sendung anbieten“, sagte sie. „Ja!“ rief Egon. „Wir wollen interessante Leute, die wir unterwegs treffen, interviewen. Daraus muß sich doch eine packende Sendung machen lassen.“
    „Aha“, sagte Frau Asbeck, „so stellt ihr euch das vor. Hm, ja, möglich wäre das schon, und ich muß zugeben, die Sache reizt mich. Das wäre auf alle Fälle mal was Neues. Aber, und das wird euch nicht gefallen, ich kann natürlich eine Sendung erst bezahlen, wenn ich sie habe. Unter Umständen kriegt ihr kein brauchbares Interview zustande, und dann ginge der Spaß auf meine Kosten.“
    „Da brauchen Sie keine
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