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Karl der Dicke & Genossen

Karl der Dicke & Genossen

Titel: Karl der Dicke & Genossen
Autoren: Werner Schrader
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säße er wieder zwischen Ameisen. „Onkel Eduard!“
    Egon winkte ab.
    „Du verstehst mal wieder nichts“, sagte er. „Guddel will Geld damit verdienen. Dein Onkel Eduard mag ein lieber Mensch sein und den Quatsch lesen, aber das bringt uns nichts ein.“
    „O doch, Egon Langfuß! Onkel Eduard ist nämlich bei der Zeitung! Er leitet die Redaktion , Vermischtes zur Unterhaltung’. Bei dem liegt Guddel mit seinen Geschichten genau richtig.“
    Guddel kriegte ganz rote Ohren vor Begeisterung. „Meinst du, daß der meine Geschichten druckt?“ fragte er.
    „Onkel Edu macht das“, sagte Karl in sehr bestimmten Ton. „Der wollte sogar schon mal was von mir drucken für seine Reihe , Was Kinder so plappern ‘. Er kam damals mit seinem Tonbandgerät angesaust und ließ mich stundenlang quatschen. Leider wurde dann doch nichts aus der Sache, weil ich ein paar Ausdrücke mit ‘reingemischt hatte, die er den Lesern seiner vornehmen Zeitung nicht zumuten mochte. Aber Guddel schreibt doch einen gepflegten Slang.“
    „Gut“, sagte Egon, „versuchen können wir’s ja. Aber mir ist da eben etwas ganz anderes eingefallen, bei dem Stichwort Tonband nämlich. Ich nehme mein Koffergerät mit und interviewe unterwegs die Leute, so ganz modern und noch nie dagewesen. Daraus macht Frau Asbeck vom Kinderfunk eine tolle Sendung und zahlt mir vierhundert Mark dafür. Ist das ein Einfall?“
    „Ob die für so etwas beim Funk Verwendung haben?“ fragte Guddel skeptisch.
    „Aber sicher doch!“ rief Egon. „Frau Asbeck ist ganz verrückt nach ausgefallenen Sendungen für ihre Redaktion. Wir haben bei Kaffee und Kuchen lange darüber gesprochen.“
    „Bei Kaffee und Kuchen“, höhnte Karl, „wie das klingt! Nun durfte er schon mal in so einer vergessenen Nebenrolle mitmimen und gibt an, als ob er der Hauptdarsteller in einem Monsterfilm gewesen wäre! Bleib auf dem Teppich, Mann! Wir wissen längst von deinen innigen Beziehungen zu Radio Bremen.“
    Egon lächelte.
    „Der Erfolgreiche hat unter der Mißgunst seiner Neider zu leiden, das habe ich schon früh erfahren müssen“, sagte er. „Aber das ertrage ich mit Gleichmut und Gelassenheit. Jedenfalls, um von deinen hämischen Bemerkungen wieder auf die Sache zurückzukommen, werde ich versuchen, Frau Asbeck für meinen Plan zu gewinnen. Ich bin überzeugt, daß sie mir vor Begeisterung um den Hals fällt und die nötigen Mäuse lockermacht.“
    „Aber doch bestimmt erst nach der Fahrt, wenn du deine Volksbefragungen abgeliefert hast“, sagte Guddel.
    „Wenn schon! Dann nehmen wir eben einen Kredit auf und zahlen ihn hinterher mit Zinsen zurück.“
    „Kredit aufnehmen?“ fragte Karl. „Bei wem? Bei der Sparkasse vielleicht?“
    „Quatsch! Bei deinen Eltern! Dein Vater ist doch Kassierer im Schützenverein, soviel ich weiß, der muß ja den Geldschrank immer voll haben.“
    Karl tippte sich an die Stirn.
    „Glaub’ ja nicht, daß der sich auf so windige Geschäfte einläßt, mein Lieber.“
    „Dann machen wir woanders eine Anleihe. Auf deinen Alten Herrn sind wir nicht angewiesen. Zweihundert Mark treibe ich bestimmt auf. Sieh du man zu, daß du deinem dicken Onkel Edu Guddels Märchen andrehst, dann ist alles in Ordnung.“
     

 
    Die Jungen besprachen ihre Fahrt noch bis in die Dunkelheit hinein. Sie wollten in fünf Tagen aufbrechen. Bis dahin mußten die Fahrräder in Ordnung gebracht und Guddels Zelt überprüft werden. Bis dahin mußten aber auch Kontakte mit Radio Bremen aufgenommen und Onkel Edus Neugier auf Guddels Fahrtenberichte entfacht werden. Es stand ihnen also noch allerhand Arbeit bevor. Daß sie von ihren Eltern vielleicht gar nicht die Erlaubnis zu ihrem Unternehmen bekommen könnten, kam ihnen nicht in den Sinn. Und doch wäre ihr Vorhaben fast an der übergroßen Angst von Guddels Mutter gescheitert, die überall Gefahren sah und ihren einzigen Sohn nur schweren Herzens für so lange Zeit aus den Augen ließ.
    Karls Eltern waren nicht so ängstlich. Sie glaubten, ein Junge könne gar nicht früh genug das Leben draußen vor der Tür kennenlernen, damit er begreife, wie bequem er es doch zu Hause habe.
    Egons Eltern machten auch keine Schwierigkeiten, nur Peter, sein kleiner Bruder, heulte eine halbe Stunde, weil er mitwollte. Er bremste seinen Tränenstrom erst, als Egon ihm ein ganz tolles Andenken als Mitbringsel versprochen hatte.
    Nachdem diese Hindernisse glücklich aus dem Weg geräumt waren, machten die drei sich an die
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