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Kapitalismus Forever

Kapitalismus Forever

Titel: Kapitalismus Forever
Autoren: W Pohrt
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Geschäftsstrategie, ob sie mein Produkt kaufen oder das der Konkurrenz. Wenn die Kunden sich an Rama gewöhnt haben, kaufen sie auch Sanella.
    Konkurrenz ist gut für’s Geschäft, besonders auf dem Markt der Weltanschauungen. Die Fundis in Teheran und Washington wissen ganz genau, was sie aneinander haben. Der Iran und die Taliban – wenn es sie nicht gäbe, müsste man sie erfinden. Unglücklicherweise gibt es sie. Jeder schafft sich den Feind, den er braucht. Bei der Herstellung der Spezies Taliban haben nachweislich US-Thinktanks Regie geführt. Und beim Iran sollte man nicht ganz vergessen, dass der Irre aus Paris, der später Ayatollah wurde, nur deshalb so erfolgreich war, weil zuvor die westliche Wertegemeinschaft dort zur Freude deutscher Hausfrauen und amerikanischer Ölkonzerne einen Pfauenthron installiert hatte.
    Aber das ist Geschichte. Gegenwart ist, dass alle Nationen in der Krise stecken. In den westlichen Ländern merken die Leute, dass man sich für die Freiheit, zu schimpfen, nichts kaufen kann. Und in den islamischen Ländern merken sie, dass man für den Islam auch nichts kriegt. Der Kitt bröckelt überall, aber die Scheiben halten, es gibt ja auch noch die Nägel, mit denen sie vor dem Verkitten fixiert worden sind.
    Solche Desillusionierungsphasen sind heikel. Warum fingen die Moskauer Schauprozesse 1936 an, als das Regime fest im Sattel saß? Ganz einfach: Nun hätte das Arbeiterparadies auf Erden Wirklichkeit werden müssen. Wurde es aber nicht. Und bevor die Massen das merken, muss man ihnen einen neuen Feind und eine neue Aufgabe liefern.
    Warum haben die Nazis 1938 den Krieg angefangen? Weil sie mit ihrem Latein am Ende gewesen sind. In Deutschland ließen sich beim besten Willen keine Gegner oder Feinde mehr finden, die Nazis waren unter sich. Nun hätte die versprochene Volksgemeinschaft eigentlich existieren müssen. Tat sie aber nicht. Die Tippse musste merken, dass sie so arisch sein konnte wie sie wollte und trotzdem eine armselige Tippse blieb. Was tun? Auf zu neuen Ufern! Wenn wir die Welt erobert haben, aber dann! Dann endlich sind wir so weit, dass jeder deutsche Pavian irgendwo den Herrenmenschen spielen kann.
    Man kann nur hoffen, dass die Muslime in den arabischen Nationen sich nicht am europäischen oder christlichen Vorbild orientieren. Gebe Allah, dass sie schlauer sind.
    So schlau, wie die Kommunisten ein einziges Mal in ihrer Geschichte gewesen sind. Damals, 1989 nämlich, als die Ossis unsere D-Mark klauten und uns mit dem Soli auch noch tributpflichtig machten. Seit Mauer und Eiserner Vorhang weg sind, haben wir keinen Schutzwall mehr. Der Ostblock flutet die Touristenstrände rund ums Mittelmehr, wo man mit D-Mark in der Tasche einmal König war und sich heute neben neureichen Russen wie ein Penner fühlt. Was im Schaufester steht, kommt aus China, Russland, Polen, der Slowakei und so weiter. Die dicken deutschen Lohnabhängigen mit dem dicken Opel müssen lernen, wie sich richtige freie Marktwirtschaft anfühlt, nämlich wie Hartz IV.
    So muss man es machen, den Westen mit seinen eigenen Waffen bekämpfen. Zwanzig Jahre Mauerfall, und der Westen steht vor dem Staatsbankrott. Die Bevölkerung in den arabischen Ländern ist im Schnitt unter dreißig Jahre alt – ein Schatz, den man nur heben muss. Und wenn sie das schaffen, sieht Europa so alt aus, wie es ist.
    Lang lebe erst mal der Kapitalismus!
    Und über den Sozialismus reden wir, wenn Deutschland und Uganda den gleichen Lebensstandard haben.

Gated Communities: Grenzenlose Freiheit im Knast
    Das kann allerdings dauern, eben weil die Westler in der gleichen Krise stecken wie die Moslems.
    Es gibt eine Hitliste der Nationen, wo Journalisten besonders gefährlich leben, gewissermaßen als Maßstab für das zivilisatorische Niveau. Klar, dass man dafür das Berufsrisiko von Journalisten heranzieht und nicht das Berufsrisiko von meinetwegen Bauarbeitern oder die durchschnittliche Lebenserwartung von Slumbewohnern. Die gebildeten Stände, ob rechts oder links, denken zuerst immer an die eigene Haut.
    Auf dieser Hitliste stehen Pakistan und Afghanistan ganz oben. Aber schon auf Platz drei folgt Mexiko, ein erzkatholisches Land. Ein Land, wo die Reichen sich in Gated Communities verbarrikadieren, aus Angst davor, Opfer einer Entführung zu werden. Was ist eine Gated Community? Wikipedia weiß es:
    »Als Gated Community respektive gated Community oder auch geschlossene Wohnanlage (ge­schlossene Community) wird ein
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