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Kapital: Roman (German Edition)

Kapital: Roman (German Edition)

Titel: Kapital: Roman (German Edition)
Autoren: John Lanchaster
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bestellt, mit einer ganz erstaunlichen Dunstabzugshaube und einem riesigen amerikanischen Kühlschrank. Die Wohnung für das Kindermädchen hatte zwei separate Räume und eine eigene Küche, weil Arabella es wichtig fand, dass man das Gefühl hatte, voneinander abgetrennt zu sein, für den Fall, dass sie – wer auch immer sie sein würde – ihren Freund zu Besuch hatte. Es gab darin einen Rauchmelder, der so sensibel war, dass er losging, sobald man sich nur eine Zigarette anzündete. Letztendlich wollten sie dann aber doch kein Kindermädchen, das mit ihnen im Haus wohnte und andauernd unter ihren Füßen herumlief; und einen Untermieter zu haben war total uncool. Das machten nur Leute, die in den Siebzigern steckengeblieben waren. Also stand die Wohnung leer. Das Wohnzimmer war komplett verkabelt (mit CAT-5-Kabel natürlich, wie überall im Haus), und mit dem Bang-&-Olufsen-System konnte man Musik im ganzen Haus hören (mit Ausnahme der Kinderzimmer). Der Fernseher hatte einen Sechzig-Zoll-Plasmabildschirm und gegenüber an der Wand hing eines von Damien Hirsts Spot Paintings , das Arabella in einem Jahr gekauft hatte, als Roger einen recht ordentlichen Bonus erhalten hatte. Betrachtete man den Hirst von einem ästhetischen, kunsthistorischen, inneneinrichtungsrelevanten und psychologischen Standpunkt, so kam man zu dem wohlüberlegten Schluss – fand Roger –, dass er 47000 £ plus Mehrwertsteuer gekostet hatte. Die Möbel nicht eingerechnet, hatten die Younts, inklusive der Rechnungen desArchitekten, des Gutachters und der Bauarbeiter, für die Umbauten an ihrem Haus ungefähr 650000 £ bezahlt.
    Das alte Pfarrhaus in Minchinhampton in Wiltshire war auch nicht ganz billig gewesen. Es war ein wunderschönes Gebäude aus dem Jahr 1780. Leider wurde der Eindruck von Leichtigkeit und ausgewogenen Proportionen, der durch den georgianischen Baustil entstand, etwas dadurch geschmälert, dass die Innenräume eher klein waren und die Fenster erstaunlich wenig Licht durchließen. Ihr Gebot von 900000 £ war zunächst akzeptiert worden, dann aber wurden sie trotz mündlicher Zusage mit 975000 £ überboten und waren daraufhin gezwungen, ihrerseits ein noch höheres Gebot einzureichen. Das Haus wurde ihnen schließlich für lockere 1000000 £ zugeschlagen. Die Renovierung und generelle Verschönerungsarbeiten hatten 250000 £ verschlungen. Ein Teil davon war für den Rechtsanwalt draufgegangen, der die Rücknahme der vollkommen sinnlosen Denkmalschutzauflagen erwirkte. Das winzige Cottage am unteren Ende des Gartens hatte ebenfalls zum Verkauf gestanden, und sie fanden es absolut notwendig, es dazuzukaufen, denn wenn man Freunde zu Besuch hatte, wurde das Ganze doch etwas eng. Die Verkäufer, ein schwules Pärchen, das ebenfalls zwei Häuser hatte und von dem einer ein Baugutachter war, wussten nur zu gut, dass sie die Younts in der Zange hatten, und weil die Preise überall in die Höhe schossen, hatten sie für das winzige Cottage 400000 £ aus ihnen herausgequetscht. Wie sich dann herausstellte, mussten sie weitere 100000 £ zur Behebung bautechnischer Probleme hinblättern.
    Minchinhampton war absolut entzückend – die englische Landschaft ist eben einfach unschlagbar. Da konnte jeder nur zustimmen. Aber immer die Sommerferien dort zu verbringen war dann doch ein wenig schäbig, fand Arabella. Es war ja eigentlich eher ein Wochenendhaus. Also verreisten sie im Sommer zwei Wochen lang woandershin, nahmen ein paar Freunde mit und luden jedes zweite Jahr entweder Rogers oder Arabellas Eltern ein, um eineder zwei Wochen mit ihnen zu verbringen. Der marktübliche Preis für die Art Villa, die sie sich für ihre Ferien vorstellten, lag bei 10000 £ die Woche. Geflogen wurde natürlich Business Class. Wozu hatte man denn schließlich Geld, fand Roger, wenn nicht dafür – gesetzt den Fall, man wäre gezwungen, es in einem Punkt zusammenzufassen, was natürlich unmöglich war, aber was, wenn doch –, dass man nie wieder mit den anderen Losern in der Billigklasse fliegen musste. In zwei guten Bonusjahren hatten sie einen Privatjet gemietet, ein Komfort, den man schwerlich wieder missen wollte, wenn man sich einmal daran gewöhnt hatte, nicht für seine Koffer anstehen zu müssen … Oft verreisten sie auch noch ein zweites Mal im Jahr, manchmal um Weihnachten herum – aber Gott sei Dank nicht dieses Jahr, dachte Roger –, meistens allerdings Mitte Februar oder während der Osterferien. Der genaue Zeitraum hing von den
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