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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt
Autoren: Clive Cussler
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Befehle, Captain?«, fragte er schließlich.
    »Die Intrepid ist der Saqr in keiner Hinsicht gewachsen, erst recht nicht mit einer so umfangreichen Besatzung. Wir werden wie geplant mit der Siren zusammentreffen, aber anstatt gemeinsam nach Malta zurückzukehren, möchte ich, dass Sie und die Siren hierbleiben und Suleiman Al-Jama klarmachen, dass sich die amerikanische Marine weder vor ihm noch vor seinesgleichen fürchtet. Bestellen Sie Kapitän Stewart, dass er auf keinen Fall versagen darf.«
    Henry konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Seit zwei Jahren hatten sie außer der Eroberung der Intrepid und der soeben erfolgten Vernichtung der Philadelphia nur wenig unternommen. Er konnte es kaum erwarten, sich mit den Korsaren im direkten Kampf zu messen.
    »Wenn wir ihn gefangen nehmen oder töten«, sagte er, »wird das für unsere Kampfmoral wahre Wunder wirken.«
    »Und die der Gegenseite empfindlich schwächen.«
     
    Eine Stunde nach Tagesanbruch rief der Ausguck auf dem Hauptmast der Siren nach unten: »Segel! Segel ho! An fünf Strich steuerbord!«
    Henry Lafayette und Lieutenant Charles Stewart, der Kapitän des Schiffes, hatten seit Sonnenaufgang auf diese Meldung gewartet.
    »Das wurde auch verdammt noch mal Zeit«, sagte Stewart.
    Mit gerade mal fünfundzwanzig Jahren hatte er einen Monat, bevor die Navy offiziell vom Kongress gegründet wurde, sein Offizierspatent erhalten. Er war mit Stephen Decatur aufgewachsen, und genauso wie er, galt er in der Navy als ein aufgehender Stern. Auf dem Schiff wurde davon gesprochen, dass er zum Captain befördert werde, ehe die Flotte in die Vereinigten Staaten zurückkehrte. Er hatte eine schlanke Gestalt und ein längliches Gesicht mit weit auseinanderstehenden, tiefliegenden Augen. Er war ein strenger, aber fairer Vorgesetzter, und jedes Schiff, auf dem er diente, wurde von seiner Mannschaft als vom Glück begünstigt betrachtet.
    Zehn Minuten lang rieselte der Sand durchs Stundenglas, ehe sich der Ausguck abermals meldete. »Das Schiff bewegt sich parallel zur Küste.«
    Stewart stieß ein unwilliges Knurren aus. »Der Kerl muss uns hier draußen vermuten, Nummer Eins. Er versucht uns zu überholen und dann die Intrepid einzuholen.« Danach wandte er sich an Bootsmann Jackson, der außerdem der Segelmeister des Schiffes war. »Alle Segel setzen.«
    Jackson brüllte den Befehl zu den Männern hinauf, die in der Takelage hingen, und nach einer Reihe genau einstudierter gleichzeitiger Manöver entfalteten sich ein Dutzend Segel an den Rahen und blähten sich unter der auffrischenden Brise. Der Vormast und der Hauptmast knarrten von dem Druck, während das Zweihundertvierzig-Tonnen-Schiff mit zunehmender Fahrt durchs Mittelmeer pflügte.
    Stewart blickte über die Seitenreling auf das schäumende Wasser, das am Eichenrumpf des Schiffes entlangglitt. Er schätzte ihre Geschwindigkeit auf zehn Knoten und wusste, dass sie bei diesem Wetter noch weitere fünf zulegen würden.
    »Sie haben uns entdeckt!«, rief der Ausguck. »Sie setzen weitere Segel!«
    »Es gibt in diesen Gewässern kein lateinergetakeltes Schiff, das schneller wäre als wir«, sagte Henry.
    »Aye, aber es hat nur halb so viel Tiefgang wie wir. Wenn die da drüben wollen, können sie dicht an der Küste bleiben und sich außerhalb der Reichweite unserer Kanonen und Gewehre halten.«
    »Als ich mit Captain Decatur sprach, gewann ich den Eindruck, dass dieser Suleiman Al-Jama keinem Kampf aus dem Weg geht.«
    »Glauben Sie, dass er sich herauswagen wird, um sich mit uns anzulegen?«
    »Decatur glaubt das.«
    »Gut.«
    Während der nächsten vierzehn Stunden verfolgte die Siren hartnäckig die Saqr. Mit ihrer größeren Segelfläche war die amerikanische Brigg mehrere Knoten schneller als Al-Jamas Räuberschiff. Doch der arabische Kapitän kannte diese Gewässer besser als jeder andere. Immer wieder lockte er die Siren gefährlich dicht an Untiefen heran und zwang sie, die Jagd zu unterbrechen und tieferes Wasser zu suchen. Auch fand die Saqr so dicht an der Küste stärkeren Wind, Wind, der aus der kochenden Wüste jenseits der Klippen kam, die die Küstenlinie wie ein endloser Schutzwall überragten.
    Der Abstand zwischen den Schiffen schmolz deutlich zusammen, als die Sonne unterging und der inlandige Wind abnahm.
    »In einer Stunde haben wir ihn eingeholt«, sagte Stewart und ließ sich von seinem Kabinensteward ein Glas lauwarmen Wassers reichen.
    Sein Blick wanderte über das offene Geschützdeck.
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