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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt
Autoren: Clive Cussler
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eine Flammensäule aus dem Laderaum hochschoss, auf die Decke traf und sich wie ein wabernder Baldachin ausbreitete.
    Sie wateten durch ein Feuermeer. Die Wände, der Boden und die Decke brannten lichterloh, und der Qualm war so dicht, dass Henrys Augen tränten. Blindlings weiterrennend fanden er und Jackson die nächste Leiter und erreichten das Geschützdeck. Qualm wallte aus den Stückpforten, doch genügend frische Luft drang ein, so dass sie nach fast fünf Minuten endlich wieder einatmen konnten, ohne husten zu müssen.
    Eine kleine Explosion schüttelte die Philadelphia durch und warf Henry gegen John Jackson.
    »Sehen wir zu, dass wir verschwinden!«
    Sie kletterten durch eine der Stückpforten. Männer auf der Intrepid halfen ihnen beim Umsteigen auf die kleine Ketsch. Matrosen klopften Henry mehrmals auf den Rücken. Er glaubte, dass sie ihm zu seiner erfolgreichen Mission gratulierten, doch in Wirklichkeit erstickten sie die Glut, die sein Hemd in Brand zu setzen drohte.
    Über ihnen stand Stephen Decatur an der Reling und hatte einen Fuß auf das Schanzkleid gestellt.
    »Captain«, rief Lafayette, »die unteren Decks sind versorgt!«
    »Sehr gut, Lieutenant.« Er wartete, bis zwei seiner Männer an Seilen herabgeklettert waren, und ließ sich dann auf sein Schiff hinunter.
    Die Philadelphia glich einer riesigen Fackel. Flammen schossen aus den Stückpforten und leckten an der Takelage hoch. Nicht mehr lange, und die Hitze würde ausreichen, um die Pulverladungen der Kanonen zu zünden, von denen acht direkt auf die Intrepid zielten.
    Die vordere Leine, die die Ketsch mit der Fregatte verband, ließ sich leicht lösen, doch die Heckleine hatte sich verheddert. Henry stieß Männer beiseite und zog sein Schwert. Das Seil war fast ein Zoll dick, und seine Klinge, vom Kampf stumpf geworden, durchtrennte sie trotzdem mit einem einzigen Streich.
    Da das Feuer so viel Luft ansog, konnte die Ketsch ihre Segel nicht füllen, und die Fock drohte sich mit der brennenden Takelage der Philadelphia zu verhaken. Die Männer setzten lange Ruder ein, um ihr Schiff von dem schwimmenden Scheiterhaufen wegzudrücken. Doch sobald sie einen kleinen Abstand geschaffen hatten, zog das Feuer sie schon wieder zurück.
    Brennende Segelfetzen regneten wie Konfetti vom Hauptmast der Fregatte herab. Das Haar eines Matrosen geriet in Brand.
    »Henry«, brüllte Decatur, »lassen Sie das Boot zu Wasser, und schleppen Sie uns frei!«
    »Aye, aye.«
    Henry, Jackson und vier andere ließen das Beiboot herab. Nachdem eine Leine am Bug der Intrepid befestigt worden war, ruderten sie von der Ketsch weg. Als sich das Seil spannte, stemmten sie sich gegen die Riemen und kämpften um jeden Zoll. Wenn sie die Ruderblätter für den nächsten Zug aus dem Wasser hoben, ließ der Sog des Feuers den gewonnenen Abstand gleich wieder um die Hälfte schrumpfen.
    »Pullt, ihr Hundesöhne!«, brüllte Henry. »Pullt!«
    Und sie gehorchten. Indem sie sich gegen die vierundsechzig Tonnen Eigengewicht ihres Schiffes und den mächtigen Sog des Feuers stemmten, kämpften die Männer verbissen. Sie zogen an den Riemen, bis ihre Rückenwirbel knackten und die Adern an ihren Hälsen dick hervortraten. Sie schleppten ihr Schiff mitsamt seiner Mannschaft von der Philadelphia weg, bis Decatur die Segel am Hauptmast setzen lassen konnte und diese sich infolge der schwachen Brise, die aus der Wüste herüberwehte, blähten.
    Hoch oben auf der Burgmauer leuchtete ganz plötzlich ein heller Lichtblitz auf. Einen kurzen Augenblick später war der dumpfe Donner einer Kanone zu hören. Die Kugel landete weit vor der Ketsch und dem Ruderboot, doch diesem Schuss folgten ein Dutzend weitere. Das Wasser ringsum kräuselte sich zunehmend, hervorgerufen von dem Feuer aus den leichten Waffen der Ausgucker und Wächter, die gerade über die Hafenmole rannten.
    An Bord der Intrepid eilten die Männer zu den Riemen und ruderten aus Leibeskräften, während hinter ihnen die Philadelphia plötzlich aufloderte, da ihre restlichen Segel in Flammen aufgingen.
    Zwanzig Minuten lang pullten die Männer ohne Pause, während eine Kanonenkugel nach der anderen im Wasser einschlug. Eine Kugel zerstörte das Bramsegel der Intrepid, doch darüber hinaus wurde das Schiff nicht getroffen. Die leichten Waffen verstummten zuerst, und dann befanden sie sich außerhalb der Reichweite der Kanonen des Paschas. Die erschöpften Männer fielen sich lachend und singend in die Arme. Hinter ihnen wurden die
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