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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt
Autoren: Clive Cussler
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Decks beharkte.
    Er schaute über das Wasser und sah, dass auf dem Berberschiff ein heftiger Brand ausgebrochen war. Die Intrepid feuerte aus allen Rohren. Er konnte eine Gestalt erkennen, die Befehle erteilte, allerdings nicht aufgeregt und hektisch, sondern mit einer Ruhe, die der herrschenden Lage in keiner Weise entsprach. Der Mann trug ein leuchtend weißes Gewand und hatte einen tiefschwarzen Vollbart mit zwei weißen Schnurrbartsträhnen in den Mundwinkeln. Seine Nase war so groß und gebogen, dass die Spitze fast die Oberlippe berührte.
    Suleiman Al-Jama musste den Blick gespürt haben, denn er wählte ausgerechnet diesen Moment, um zu dem amerikanischen Schiff hinüberzusehen. Auf hundert Yards Entfernung konnte Henry den Hass spüren, den der Mann ausstrahlte. Eine weitere Kanonensalve machte den Piratenkapitän für einen Augenblick unsichtbar – und Henry musste sich ducken, während die Reling hinter ihm zertrümmert wurde. Als er wieder hochsah, starrte Al-Jama noch immer zum ihm herüber.
    Henry löste den Blick von ihm.
    Er erreichte den Bug und organisierte sofort eine Eimerkette, um die Flammen zu löschen. Die eine Karronade, die einen Treffer abbekommen hatte, war völlig zerstört, doch die Kanone daneben schien noch intakt zu sein. Henry übernahm das Kommando darüber. Der halbwüchsige Fähnrich, dem diese Geschützgruppe unterstanden hatte, war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
    Henry richtete die geladene Kanone auf ihr Ziel aus und entzündete die Lunte mit einem langen Glimmstab. Die Kanone bellte kurz und glitt dann auf ihren Führungsschienen zurück. Lafayette ließ die Männer den Lauf kühlen, ehe er zur Saqr hinüberschaute, um festzustellen, welche Wirkung der Schuss gehabt hatte. Die Kugel war dicht neben einer Stückpforte eingeschlagen – und durch das Loch, das sie in den Schiffsrumpf gerissen hatte, konnte er erkennen, dass Männer getroffen worden waren und sich nun auf den Decksplanken in ihrem Blut wälzten.
    »Nachladen!«
    Auf kürzeste Entfernung beschossen sich die Schiffe gegenseitig – wie Preisboxer, die ohne nachzudenken wild aufeinander einprügeln. Allmählich setzte die Dunkelheit ein, aber sie waren einander so nah, dass sich die Männer an dem immer wieder aufblitzenden Mündungsfeuer der Kanonen orientieren konnten.
    Die Salven, die von der Saqr kamen, wurden nach und nach spärlicher. Die Amerikaner zerstörten eine Kanone nach der anderen. Und als von dem tripolitanischen Schiff fast eine Minute lang nicht zurückgeschossen wurde, befahl Henry, die Siren näher an die Saqr heranzulenken.
    »Entermannschaften in Position!«
    Matrosen hielten Enterhaken bereit, um die beiden Schiffe aneinanderzubinden, während andere Piken, Äxte und Schwerter austeilten. Henry überprüfte die Zündpfannen der beiden Pistolen in seinem Gürtel und zückte sein Entermesser.
    Eine Welle weiß schäumenden Wassers vor sich her schiebend stürmte die Siren wie ein Stier auf die Saqr zu, und als die Schiffe nur noch ein Dutzend Fuß voneinander getrennt waren, flogen die Enterhaken durch die Luft. In dem Augenblick, da die Schiffsrümpfe gegeneinanderprallten, setzte Henry mit einem kühnen Sprung auf das andere Schiff hinüber.
    Kaum hatten seine Füße das feindliche Deck berührt, als eine Reihe von Explosionen über die gesamte Länge des Piratenschiffes ertönte. Die Kanonen waren keineswegs ausgeschaltet worden. Sie hatten nur geschwiegen, um die Siren heranzulocken. Zwölf Kanonen jagten ihre Kugeln in die amerikanische Brigg und fegten die Männer an ihrer Reling hinweg. Stewart musste schnellstens abdrehen. Matrosen hackten mit Schwertern und Äxten verzweifelt auf die Enterseile ein, um von dem anderen Schiff freizukommen.
    Miterleben zu müssen, wie seine Schiffskameraden niedergemäht wurden, schmerzte Henry so sehr, als werde gerade sein eigenes Fleisch zerfetzt. Doch er hatte nicht mehr die Zeit, noch kehrtzumachen, ehe der Abstand zwischen seinem Schiff und dem Piratenschiff auf zwanzig Fuß angewachsen war. Er war auf der Saqr gefangen. Musketenkugeln der Soldaten pfiffen über seinen Kopf hinweg.
    Die Araber, die die Kanonen der Saqr bedienten, hatten nichts von seinem Sprung bemerkt. Die einzige Möglichkeit, die Henry nun noch blieb, war ins Meer zu springen und zu hoffen, ein ausreichend guter Schwimmer zu sein, um das ferne Ufer erreichen zu können. Also kroch er zur Reling und hatte sie schon beinahe erreicht, als plötzlich eine Gestalt vor ihm
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