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Kaperfahrt

Kaperfahrt

Titel: Kaperfahrt
Autoren: Clive Cussler
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Fenster. Der Verkehr, der in die Hauptstadt der Nation strömte, war wie üblich mörderisch, doch Hugo Mullholland, sein langjähriger Chauffeur und Assistent, schien damit ganz gut zurechtzukommen. Der Rolls schwebte über die I-95, als sei er das einzige Automobil auf der Straße.
    Die Sammlung befand sich seit zahlreichen Generationen im Besitz der Stewart-Familie, doch der Zweig, der sie zurzeit verwaltete, starb allmählich aus. Das einzige Kind von Mary Stewart Kilpatrick, deren Reihenhaus Perlmutter soeben verlassen hatte, zeigte kein Interesse an der Sammlung, und ihr einziges Enkelkind litt unter schwerem Autismus. St. Julian bedauerte keineswegs, einen so hohen Preis bezahlt zu haben, wusste er doch, dass das Geld dem behinderten Jungen zugutekäme.
    Der Brief, den er gerade las, war an den Verteidigungsminister Joel Roberts Poinsett gerichtet. Er war geschrieben worden, als Stewart von 1838 bis 1841 zum ersten Mal die Marinewerft in Philadelphia geleitet hatte. Der Inhalt des Briefes schien ihm ziemlich langweilig zu sein: Listen von angeforderten Vorratsgütern, Angaben zum Stand der Reparaturarbeiten an einer Fregatte, Bemerkungen über die Qualität der Segel, die geliefert worden waren. Obwohl er seinen Dienstauftrag mit Sorgfalt erfüllte, ging aus dem Schreiben deutlich hervor, dass Stewart viel lieber Kapitän eines Schiffes gewesen wäre, anstatt lediglich die Werft zu leiten.
    Perlmutter legte den Brief beiseite, schob sich ein Kanapee in den Mund und spülte es mit einem zweiten Schluck Champagner hinunter. Er blätterte ein paar weitere Briefe durch und blieb an einem hängen, der Stewart von einem Bootsmann geschickt worden war, der während der Barbareskenkriege unter seinem Kommando gedient hatte. Die Schrift war kaum noch lesbar, und der Autor, ein gewisser Joe Jackson, schien nur über eine geringe Schuldbildung verfügt zu haben. Er erging sich in Erinnerungen an eine Mission mit dem Ziel, die USS Philadelphia in Brand zu setzen, und sprach dann von der anschließenden Seeschlacht mit einem Piratenschiff namens Saqr.
    St. Julian war mit diesen Heldentaten durchaus vertraut. Er hatte Captain Decaturs eigenen Bericht über die Vernichtung der amerikanischen Fregatte gelesen, wohingegen über den Kampf gegen die Saqr nicht mehr bekannt war, als Stewart in seinem eigenen Bericht an das Verteidigungsministerium hatte verlauten lassen.
    Während er den Brief las, konnte St. Julian beinahe den Pulverqualm riechen und die Schreie der Verwundeten hören, die es gegeben hatte, nachdem die Saqr die Siren durch eine List an sich herangelockt und dann eine überraschende Breitseite abgefeuert hatte.
    In dem Brief erkundigte sich Jackson beim Admiral nach dem Schicksal des stellvertretenden Kommandeurs der Brigg, Henry Lafayette. Perlmutter erinnerte sich, dass der junge Lieutenant auf das tripolitanische Schiff hinübergesprungen war, kurz bevor seine Kanonen abgefeuert wurden, und dass er dabei wahrscheinlich auch den Tod gefunden hatte, da für seine Rückkehr niemals ein Lösegeld gefordert worden war.
    Er las weiter und musste zu seinem Missfallen feststellen, dass er sich geirrt hatte. Jackson hatte gesehen, wie Lafayette mit dem Kapitän der Saqr gekämpft hatte und beide über die Backbordreling gestürzt waren. »Der Junge fiel zusammen mit dem Feind (geschrieben Veind) Suleiman Al-Jama ins Meer.«
    Dieser Name elektrisierte Perlmutter regelrecht. Es war nicht der historische Kontext, der ihn dabei überraschte – er konnte sich schwach an den Namen des Kapitäns der Saqr erinnern. Sondern es war eher die aktuelle Verwendung des Namens, die ihn aufmerken ließ: Suleiman Al-Jama war nämlich der Spitzname eines Terroristen, der beinahe ebenso dringend gesucht wurde wie Osama bin Laden.
    Der moderne Al-Jama hatte sich in verschiedenen Hinrichtungsvideos nachhaltig in Szene gesetzt und war die geistige Inspiration für zahllose Selbstmordattentäter im Nahen Osten sowie in Pakistan und Afghanistan. Der bisherige Höhepunkt seiner Aktivitäten wurde durch die Planung und Ausführung eines Überfalls auf einen abgelegenen pakistanischen Armeeposten gesetzt, bei dem mehr als hundert Soldaten ums Leben gekommen waren.
    St. Julian blätterte die Briefe durch, um in Erfahrung zu bringen, ob Stewart geantwortet und eine Kopie aufbewahrt hatte, wie er es stets zu tun pflegte. Und tatsächlich, der nächste Brief in dem Stapel war an John Jackson adressiert. Er las ihn einmal, überflog ihn dabei aber
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